Mülheim. Er war beliebter Bezirksbürgermeister, geachtetes Ratsmitglied, dann starb er überraschend. Was Wegbegleiter zu der posthumen Ehrung sagen.
Ein kleiner Blumenstrauß aus weißen Rosen ziert den metallenen Pfahl, der das neue, blaue Straßenschild trägt. In weißer Schrift darauf zu lesen: Hermann-Josef-Hüßelbeck-Straße. Die Familie des ehemaligen Stadtverordneten und Bezirksbürgermeisters für den Bezirk 3 hat die Blümchen an dem Pfosten befestigt, ein Zeichen ihrer tiefen Zuneigung, der anhaltenden Trauer. „Mir sind die Tränen gekommen, als das Straßenschild enthüllt worden ist“, sagt Gabi Hüßelbeck, die Witwe. Ihre Tochter Alexandra legt einen Arm um ihre Mutter und sagt über ihren Vater: „Heute überwiegt der Stolz. Er hat es verdient, denn er hat so viel bewegt und so viel geschafft. Wir sind froh, dass er sein Leben so gelebt und es ausgekostet hat.“
So kannten viele Mülheimerinnen und Mülheimer Hermann-Josef Hüßelbeck – als Bezirkspolitiker mit Herz und Hand. Der Anfang 2020 im Alter von 66 Jahren verstorbene Bezirksbürgermeister war in Saarn und weit darüber hinaus bekannt wie kein Zweiter. Und so sammelt sich auch am Dienstagvormittag an einer Straßenecke an der Kölner Straße in Selbeck, dort, wo eine Abzweigung in das Neubaugebiet auf dem ehemaligen Rumbaumgelände führt, eine dichte Menschtraube. Viele Wegbegleiter des Verstorbenen wollen dabei sein, als das Schild zu „seiner“ Straße enthüllt wird. Und auch Gabi Hüßelbeck staunt, als sie sich umschaut und die vielen Menschen sieht: „Es ist schon erstaunlich, wie viele gekommen sind.“
Langjährige Weggefährten des beliebten Mülheimers kamen nach Selbeck
Einer von ihnen ist Ralf Haack. Der 83-Jährige ist extra aus Moers gekommen – anderthalb Stunden Fahrtweg wegen der vielen Baustellen unterwegs – um dabei zu sein, wenn das Schild an der Straße, die nach seinem langjährigen Freund benannt ist, enthüllt wird. 39 Jahre hat Haack in Saarn gewohnt – da kam er an Hermann-Josef Hüßelbeck nicht vorbei, wie der Senior augenzwinkernd erzählt. Nicht nur zusammen gekegelt haben sie – die tiefe Verbundenheit zum Stadtteil einte die Männer.
Und auch, nachdem Haack an den Niederrhein umzogen war, hielt er Kontakt ins Dorf, so auch zur Familie Hüßelbeck. Keine Frage also, dass er sich für das besondere Gedenken an seinen alten Kumpel auf den Weg in die einstige Heimat machte. Damit ist Haack einer der vielen, die an diesem Vormittag sehen, wie Alexandra und Gabi Hüßelbeck das Schild mit dem Namen ihres Liebsten enthüllen, der in Mülheim auf diese Weise präsent bleiben soll.
Vielfältig engagiert – beim Stammtisch Aul Ssaan und im Mölmschen Karneval
Nicht nur politische Wegbegleiter des Christdemokraten sowie Vertreter der Verwaltung sind dafür nach Selbeck gekommen, sondern auch zahlreiche Freunde und Bekannte aus Vereinen und Vereinigungen – wie etwa des Stammtisches Aul Ssaan und aus dem Mölmschen Karneval. Einige posieren vor dem neuen Straßenschild und schießen Selfies von sich und dem Namenszug.
Kommunalpolitik und gesellschaftliches Engagement – das waren Herzensangelegenheiten von Hermann-Josef Hüßelbeck, der nicht nur beim Deutschen Roten Kreuz lange Jahre ehrenamtlich aktiv war, sondern etwa auch den Nikolaus auf dem Saarner Nikolausmarkt spielte. 1970 war der gelernte Elektromonteur in die CDU eingetreten, 1994 wurde er in den Rat der Stadt gewählt, übernahm schließlich 2014 das Amt des Bezirksbürgermeisters für Mülheims Stadtteile links der Ruhr.
Mülheimer Bezirksbürgermeisterin: „Erinnerung an meinen besten Freund“
Für seine Nachfolgerin im Amt, Elke Oesterwind, war die Enthüllung des Straßenschildes ein sehr emotionaler Moment, denn: „Er war mein bester Freund, wir waren Seelenverwandte, kannten uns bis zu seinem plötzlichen Tod über 40 Jahre.“ Auch Oesterwind hob in ihrer Ansprache das vielfältige Engagement des Saarner Originals, das über die Stadtteilgrenzen hinaus wirkte, hervor. „Er war offen für alles und hat sich für alle eingesetzt“, zeichnete die Bezirksbürgermeisterin ein Bild des Verstorbenen und zitierte sein Lebensmotto: „Wenn ich etwas bewegen will, muss ich mich einsetzen. So ein engagierter Mensch – davon kenne ich nur wenige.“
Dass Hermann-Josef Hüßelbeck zahlreiche Mülheimerinnen und Mülheimer mit seinem Engagement, seiner zugewandten Art und seiner Herzlichkeit erreicht haben dürfte, davon zeugt nicht zuletzt, dass sich so viele Menschen am Dienstagvormittag an einer Straßenecke in Selbeck getroffen haben.
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