Mülheim/Essen. Fast wäre der Transport der Moornixe von Mülheim nach Essen zum dritten Mal gestoppt worden. Los ging es erst mit über einer Stunde Verzögerung.
Hektische Betriebsamkeit herrschte am späten Dienstagvormittag auf dem Gelände der Friedrich-Wilhelms-Hütte rund um die Moornixe. Große Holzklötze wurden herbeigeschafft, zurecht gesägt, mit einem großen Vorschlaghammer unter den Rumpf geschlagen und anschließend verschraubt. Alles, um im dritten Anlauf den Transport des früheren Fahrgastschiffes von Mülheim nach Essen endlich zu gewährleisten.
Zweimal war die Verschiffung zum Essener Ruhrufer vor gut drei Wochen von der Polizei gestoppt worden. Am Essener Ruhrufer soll das im Sommer 2021 bei der Flut am Kahlenbergwehr spektakulär gesunkene und im Oktober 2021 aufwendig geborgene Schiff auf dem Areal „Neue Insel“ an der Spillenburger Mühle seine letzte Ruhestätte finden.
Warum sich der Transport von Mülheim nach Essen zum dritten Mal verzögerte
Im dritten Anlauf sollte alles klappen. Mit einem riesigen Kran wurde das Schiff auf einen Tieflader gehoben, dort auf Holzvorrichtungen positioniert und anschließend mit Gurten befestigt. Um 9.40 Uhr wurden die Ketten des Krans gelöst. „Soweit waren wir schon“, meinte ein Mitarbeiter der „Neuen Arbeit“ mit Blick auf die beiden gescheiterten Versuche sarkastisch.
Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, dass auch der dritte Versuch noch einmal am seidenen Faden hängen sollte. Denn: Den Gefallen, den Transport diesmal zügig durchzuwinken, tat die Polizei den Verantwortlichen nicht. Zuerst wurden einige zu alte Gurte bemängelt, die unverzüglich ausgetauscht werden mussten. Ein größeres Problem sahen die Ordnungshüter aber in den zusammengebauten Holzkeilen.
Verzögerter Moornixe-Transport: Polizei beanstandet Holzvorrichtungen
Die bestanden jeweils aus langen Holzlatten, an deren Enden jeweils weitere Holzstücke verschraubt waren. Dadurch sollte das Schiff möglichst mittig auf dem Tieflader positioniert werden. „Das ist laut Verordnung so nicht erlaubt“, meinte einer der Polizisten. Laut den Ordnungshütern sei die Problematik auch schon beim zweiten gescheiterten Versuch benannt worden. „Das ist uns nicht so kommuniziert worden, so hätten wir das Problem ja versucht zu lösen“, sagte Andreas Bußmann, Projektleiter der „Neuen Insel“ in Essen.
Die Polizei zeigte sich aber kompromissbereit und war weit davon entfernt, den Transport an Ort und Stelle abzublasen. Stattdessen wurden auf dem gesamten Ufergelände große Holzteile gesammelt, die zur weiteren Stabilisierung unterhalb des Bootes angebracht wurden.
Letzter Halt in Mülheim-Dümpten vor der Fahrt auf die Autobahn
Um 12.15 Uhr und damit über eine Stunde später als ursprünglich geplant, machte sich der Konvoi schließlich über die Friedrich-Ebert-, Aktien- und Mellinghofer Straße auf den Weg in Richtung Essen. An der Dümptener Mannesmannallee verordnete die Polizei einen letzten Stopp, um die Fracht vor der Autobahn noch einmal zu kontrollieren. Einwände gab es keine mehr, so dass sich der Lkw schließlich über die A 40 auf den Weg machen konnte.
Moornixe tritt in Mülheim ihre letzte Reise über Land an
„Es war ein bisschen spannend, Schiffstransport machen wir auch nicht alle Tage. Am Ende haben wir aber eine Möglichkeit gefunden, weil alle versucht haben, gemeinschaftlich eine Lösung zu finden“, so Andreas Bußmann.
Was für die Moornixe in Essen geplant ist
In ihrer neuen Heimat soll die Moornixe, die unter dem Namen „Baldeney“ als erstes Schiff auf dem Baldeneysee fuhr, als Hochwasser-Mahnmal aufgestellt werden. Sie wird Teil eines Inklusionsbetriebs mit Fahrradhotel, Gastronomie, Hochzeitskapelle sowie Werkstätten zur Arbeitsförderung.
Am gesamten kommenden Wochenende (20. bis 22 Oktober) wird die Rückkehr der Moornixe mit einem Inselfest inklusive Werksverkauf, Weinfest und Musik gefeiert.