Mülheim. Sie sagen viel Gutes über Mülheim, und sie sind froh, jetzt Deutsche zu sein. Warum? Wir haben mit Neubürgerinnen und -bürgern gesprochen.
Alle, die heute in Mülheims Historisches Rathaus eingeladen sind, haben die vielen Kriterien der Einbürgerung erfüllt und sind von nun an deutsche Staatsbürger. „Jeder Fall wird einzeln von uns geprüft“, so Alexandra Schereik von der Einbürgerungsbehörde. Sie ist gespannt, welche bekannten Gesichter sie nun wiedersieht. „Es ist viel Arbeit.“
Von 2021 auf 2022 gab es in Mülheim einen Anstieg der Einbürgerungsanträge um rund 57 Prozent. „Seit der Flüchtlingswelle 2015 haben wir vermehrt Menschen aus Syriern“, erklärt Schereik. Die meisten anerkannten Flüchtlinge verlieren nicht ihre herkömmliche Staatsbürgerschaft, sondern bekommen die deutsche dazu.
Erste Einbürgerungsfeier für Mülheims OB Marc Buchholz
Im Ratssaal begrüßt Oberbürgermeister Marc Buchholz mit einer festlichen, aber humorvollen Rede die neuen Staatsbürger. „Es ist die erste Einbürgerungsfeier nach Corona und die erste für mich“, freut sich der OB. „Jeder von Ihnen hat persönliche Gründe für das Herkommen.“ Er beglückwünscht die neuen Bürger und hofft, „dass Sie sich in unserer Stadt gut beheimatet fühlen“. Doch Marc Buchholz macht auch darauf aufmerksam, dass die neuen Staatsbürger nun „nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten haben“. Damit erinnert er die Anwesenden an das Wahlrecht, das sie nun ausüben dürfen und auch sollen.
Jeder und jede Einzelne bekommt unter Applaus die Einbürgerungsurkunde überreicht. Ein Erinnerungsfoto wird gemacht, und alle merken, dass der Tag etwas Besonderes ist. Die neuen Bürgerinnen und Bürger sind festlich gekleidet und nehmen stolz die Urkunde entgegen, die bestätigt, dass sie nun auch offiziell ein Teil dieses Landes sind. Sie kommen aus allen Branchen, Pflege, Gastronomie und Handwerk und freuen sich, nun nicht nur Deutsche, sondern auch Mülheimer zu sein.
Aus Kamerun nach Mülheim: Kleine Tochter wurde hier geboren
Wie Sakwe Christabel (34), aus Kamerun. Sie ist vor fünf Jahren für ihren Mann nach Mülheim gezogen. „Ich freue mich auf Mülheim. Es ist sehr schön hier, und alle sind sehr nett“, erklärt die junge Frau und wirkt glücklich. Ihre vierjährige Tochter Samuella wurde bereits in Deutschland geboren und fühlt sich hier sehr wohl.
Geflüchteter Syrer: „Entweder ist man Täter oder Opfer“
Adel Al-Kalkili (34) kommt aus Syrien. Wie er berichtet, sei er vor sieben Jahren ganz spontan, in einer Kurzschlusshandlung, geflohen, weil er ansonsten in Syrien zum Militärdienst gemusst hätte. „Entweder ist man Täter oder Opfer. Ich bin vor dem Militär geflohen.“ Seine Familie musste der junge Mann im Heimatland zurücklassen.
Zunächst hat er in Weimar gelebt, doch seit zweieinhalb Jahren ist Adel Al-Kalkili in Mülheim und arbeitet als Arzt in der Psychiatrie eines Krankenhauses. Der 34-Jährige ist von Mülheim begeistert und fühlt sich gut integriert. „Ich liebe diese Stadt, ich fühle mich hier willkommen.“ Gerne nimmt er am kulturellen Leben teil und besucht Veranstaltungen, beispielsweise im Theater an der Ruhr.
Dem Ehemann aus dem Irak nach Deutschland gefolgt
Nachdem ihr Mann bereits in Mülheim lebte, ist im Jahr 2009 Zuhaira Hassan (34) aus dem Irak nachgekommen. Der Ehemann arbeitet in der Gastronomie, und das Paar hat zwei Söhne: Alend (13), der auf die Realschule Stadtmitte geht und Ardalan (9), der die Hölterschule besucht.
„Ich bin froh und glücklich“, sagte die junge Frau zu ihrer Einbürgerung. Auch den Söhnen gefällt es offenbar in der neuen Heimat. „Ich spiele Fußball im Verein. Das macht Spaß“, berichtet Alend.
Paar aus dem Iran: Deutsche Sprache selber beigebracht
Sara Nikkar (37) ist vor sieben Jahren aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Sie und ihr Mann Mohammad Manavipour (39) sprechen die fremde Sprache bereits perfekt. „Als wir ankamen, gab es wegen der Flüchtlingswelle keinen freien Platz im Deutschkurs“, erinnert er sich. „Es sollte zwei Jahre dauern, doch damit konnten wir uns nicht zufrieden geben. Deshalb haben wir Bücher gelesen und Youtube-Videos geschaut.“
„Wir haben uns alles selber beigebracht“, bestätigt seine Ehefrau. „Die Sprache zu erlernen, war für uns unheimlich wichtig.“ Beide sind auch beruflich sehr zielstrebig. „Wegen der Uni sind wir nach Mülheim gezogen.“ Sara Nikkar hat bereits ihren Bachelor in BWL gemacht, und nächstes Jahr soll der Master folgen. Mohammad Manavipour hat im Iran studiert und in Deutschland zusätzlich eine Ausbildung absolviert. „Auch wenn Dokumente anerkannt werden, ist eine zusätzliche Ausbildung besser.“ Jetzt arbeitet er erfolgreich in der IT-Branche in Essen.
Junger Inder kam, um zu studieren
Der 32-jährige Parthir Lakshman ist vor sieben Jahren aus Indien zunächst nach Braunschweig gekommen. Dort hat er studiert und seinen Master im Ingenieurwesen im Bereich Flugtriebwerke gemacht. Seine Arbeit hat den jungen Mann dann vor drei Jahren nach Mülheim geführt, und er ist offenbar sehr glücklich darüber. „Es ist ruhig und entspannt hier“, findet Parthir Lakshman. Er mag die Mischung in der Stadt aus alter Architektur und neuen Gebäuden. „Mülheim ist altmodisch im positiven Sinne, es gefällt mir sehr gut.“