Mülheim. Seit 64 Jahren ist Hähnchen Becker in Mülheim beliebt. Die neuen Besitzer betreiben auch den legendären City-Grill aus dem „Schimanski“-Tatort.

„Hähnchen Becker“ ist ein echtes Unikum. Den Imbiss am Dickswall gibt es seit 64 Jahren, wesentlich verändert hat er sich im Laufe der Zeit nicht. Die Einrichtung ist rustikal. Im Fenster stehen drei große alte Rotiss-O-Maten, in denen gegrillt wird. Tische und Stühle sind in Dunkelbraun gehalten, Stoffblumensträuße, Kupferstiche und Porzellanhühner schmücken den Raum. Und es durftet so herrlich nach Hähnchen, dass man gleich Hunger bekommt.

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„Der Imbiss ist einfach urig, diesen alten Charme möchten wir erhalten“, sagen J. Frederik Dresselmann und Dr. Dennis Schmidt, Geschäftsführer bei der Mülheimer TUS-Gruppe. Sie ist neue Eigentümerin des Imbisses sowie des gesamten Mehrfamilienhauses. „Gutbürgerlich und traditionell“ – so lautet das alte und neue Konzept. Deshalb hat sich die Speisekarte auch nach der Übernahme nicht geändert. Hähnchen, Pommes, Currywurst sollen weiter die Bestseller sein. Zusätzlich vielleicht auch noch der selbst gemachte Kartoffelsalat und der Schaschlik-Spieß oder die Jäger-Frikadelle.

Mitarbeiterin ist seit 21 Jahren im Mülheimer Imbiss beschäftigt

Anja Dams arbeitet seit 21 Jahren bei „Hähnchen Becker“, schon ihre Mutter war hier lange tätig. „Wir haben natürlich ein eigenes Rezept für die Hähnchen, das Gewürz stellen wir selbst her“, sagt sie. Anderthalb Stunden kreise ein Huhn im Rotiss-O-Maten, bis es außen knusprig, innen aber noch saftig sei. Gerade eben kümmert sich die erfahrene Mitarbeiterin um eine Großbestellung – 30 ganze Hähne für die Arbeiter auf einer Baustelle. „Der Chef möchte seinen Leuten ‘was Gutes tun“, sagt sie. Das Becker-Team steckt jetzt – um 11.30 Uhr – aber auch schon in den Vorbereitungen für den Mittagstisch, viele Stammkunden halten dem Imbiss die Treue.

„Wir setzen auf Traditionsbetriebe und Personal mit Fachwissen“, erklären die Kaufleute J. Frederik Dresselmann und Dennis Schmidt. Genau deshalb haben sie „Hähnchen Becker“ von Günther Engler übernommen. Der 88-Jährige und seine zweite Frau haben das Schnellrestaurant 1959 gegründet und mehrere Jahrzehnte betrieben. Die zuletzt sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die neuen Eigentümer übernommen. Nur der Betriebsleiter kam hinzu: Dieter Pulfrich ist gelernter Koch und Konditormeister – und hat auch schon in der Kombüse der Gorch Fock gestanden.

Ganze Hähnchen werden in den Rotiss-O-Maten des Imbiss-Lokals „Hähnchen Becker“ in Mülheim gegrillt. Die Geräte sind von 1962, aber funktionieren fabelhaft. Allerdings weiß beim Hersteller heute schon keiner mehr, wie die Geräte richtig repariert werden.
Ganze Hähnchen werden in den Rotiss-O-Maten des Imbiss-Lokals „Hähnchen Becker“ in Mülheim gegrillt. Die Geräte sind von 1962, aber funktionieren fabelhaft. Allerdings weiß beim Hersteller heute schon keiner mehr, wie die Geräte richtig repariert werden. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Mülheimer Unternehmer führen jetzt auch City-Grill von Schimanski

Pulfrich arbeitet schon seit einiger Zeit für die TUS-Gruppe. Diese – eigentlich Industriedienstleister – hat im letzten Jahr „den Sprung in die Gastronomie gewagt“ und gleich sechs Traditionsimbisse in Duisburg gekauft. „Darunter ist auch der legendäre City-Grill, in dem Schimanski immer Currywurst gegessen hat“, erinnert J. Frederik Dresselmann an alte „Tatort“-Folgen. Wie kam es zum neuen Geschäftsfeld? „Wir hörten zufällig, dass ein 75-jähriger Imbissbesitzer in Duisburg sich zurückziehen wollte, seine Kinder den Betrieb aber nicht weiterführen wollten. Da haben wir zugegriffen.“

Der erste Standort in Mülheim kommt nun dazu. „Hähnchen Becker ist der älteste unserer sieben Imbisse“, sagen die beiden Unternehmer. Viel erneuert hat man dort bewusst nicht. Lediglich die Wände wurden gestrichen und ein neuer Flyer mit der Speisekarte entworfen und gedruckt. Außerdem ist die Elektronik eingezogen. Es gibt den ersten Computer und ein neues Kassensystem im Schnellrestaurant. „Man kann jetzt mit Karte bezahlen, aus Gesprächen mit den Gästen wissen wir, dass sich viele das gewünscht haben“, berichtet Dennis Schmidt. Außerdem möchte man noch die Fassade des gesamten Hauses sanieren. „Über das Fassaden-Programm der Stadt bekommt man gute Zuschüsse“, weiß Dresselmann.

Mülheimer Pommesfabrik liefert dem Imbiss 100 Tonnen Pommes im Jahr

Zu den Lieferanten von „Hähnchen Becker“ zählt die Mülheimer Pommes Frites Fabrik. „Wir verkaufen in unseren sieben Imbissen insgesamt über 100 Tonnen Pommes im Jahr“, so J. Frederik Dresselmann. Die Hühner kommen seit Langem schon vom Niederrhein, nähere Informationen gibt es dazu nicht. Die Preise laut Speisekarte: Ein halber Hahn kostet 6, ein ganzer mit Pommes 8,60 Euro. Eine einfache Portion Pommes gibt es für 2,60 Euro.

Beide Geschäftsführer kennen „Hähnchen Bäcker“ noch aus Kindertagen, und sie erinnern sich daran, dass die Englers zeitweise „Hähnchen Becker II“ an der Mellinghofer Straße betrieben haben. Im kommenden Jahr will man am Dickswall ein Jubiläumsfest zum 65-jährigen Bestehen ausrichten. Vorbesitzer Günther Franz Joseph Engler wird dann sicher auch dabei sein. Er mag die Gerichte in seinem früheren Imbiss wohl immer noch gerne. Denn: Er kommt jeden Freitag mit seinem Bruder zum Mittagessen her.

Öffnungszeiten: Mo. bis So. 11.30 bis 20 Uhr, Infos: www-hähnchen-becker.de

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