Europipe und das Grobblech-Walzwerk SMGB hoffen auf einen neuen Großauftrag für die Ostsee-Pipeline. Ende Januar fällt die Entscheidung, die die Planungssicherheit langfristig deutlich stärken könnte.

Der Countdown für Hunderte Beschäftigte aus Mülheim hat begonnen: Wenn die Anteilseigner der Nord Stream AG Ende Januar darüber entscheiden, welche Unternehmen am Auftrag für weitere rund 100 000 Großröhren für die Ostsee-Pipeline teilhaben werden, entscheiden sie auch darüber, wie gut die Mülheimer Werke von Europipe und Salzgitter Mannesmann Grobblech (SMGB) durch die Wirtschaftskrise kommen werden.

Die Nord Stream AG, ein unter der Führung des russischen Gaskonzerns Gazprom (51 %) stehender Zusammenschluss mit den deutschen Konzernen BASF und Eon sowie der niederländischen Gasunie, will in den kommenden Jahren über die Länge von 1220 Kilometern zwei parallel verlaufende Gas-Pipelines durch die Ostsee bauen, vom russischen Wyborg bis nach Greifswald. In einem ersten Auftrag hatte die Nord Stream AG bereits rund 75 000 Großröhren bei Europipe geordert – Umsatzvolumen: 1,2 Milliarden Euro. Der Großauftrag sorgte allein bei Europipe für eine 40-prozentige Auslastung – und das für die Dauer von zwei Jahren.

Zurzeit, so der Sprecher der Salzgitter Mannesmannröhren Werke, Norbert Fischer, sei man mit der Produktion „in den letzten Zügen”, die letzten Röhren würden bis März ausgeliefert. Auch die Europipe-Schwester SMGB profitierte erheblich, im Mülheimer Werk wurden 50 % des Rohmaterials für die Röhren gewalzt.

Jetzt steht die Auftragsvergabe für weitere 100 000 Röhren an. Ende Januar, so Steffen Ebert, Sprecher der Nord Stream AG, werden die Anteilseigner entscheiden, wer Aufträge erhält. Sechs Unternehmen hätten sich darum beworben. Wird Europipe erneut mit 75 % partizipieren, dürfte in den genannten Mülheimer Werken Kurzarbeit auch weiterhin kein Thema werden.

Wie zu hören ist, wird dem Entscheidungsgremium der Nord-Stream-Shareholder Ende Januar ein bereits jetzt erarbeiteter Entscheidungsvorschlag vorgelegt – Inhalte sind noch unbekannt, Sprecher Ebert ließ sich von der WAZ lediglich zu der Aussage bewegen, dass man mit der bisher aus Mülheim gelieferten Qualität „zufrieden” sei. Aus Insiderkreisen ist zu hören, dass die Auftragsvergabe für Los 2 getreu dem Motto laufen könnte: „Never change a winning Team” – für Europipe und SMGB würde das ein großes Maß an Planungssicherheit für die kommenden zwei Jahre bedeuten.

Übrigens: Nachdem Ende des Monats die letzte noch nötige Baugenehmigung für die Pipeline erwartet wird, will Nord Stream im April die ersten Großröhren aus Mülheimer Produktion in die Ostsee setzen. Um stabil auf Grund zu liegen, wurden und werden die je rund zwölf Tonnen schweren Kolosse mit einem ebenso schweren Betonmantel umzogen. Baustart soll in schwedischem Gewässer sein.