Mülheim. Um eine zweite Ampel noch zu erreichen, fahren Pkw auf der Saarner Straße in Mülheim oft viel zu schnell. Welche Ideen ein Anwohner nun anbringt.
„Da, sehen Sie?“ Birger Bender deutet auf einen vorbeifahrenden Pkw, der gerade versucht hat, noch bei Gelb über die Ampel an der Alten Straße, Ecke Nachbarsweg in Saarn zu kommen. Auch mit dem bloßen Auge ist zu erkennen, dass der Fahrer die zulässigen 50 Kilometer pro Stunde überschritten haben muss. Die Raserei an dieser Stelle ist vielen Anwohnerinnen und Anwohnern ein Dorn im Auge. Eine andere Ampelschaltung soll helfen.
Birger Bender ist in der Siedlung rund um den Saarnberg aufgewachsen und wohnt mit Frau und Hund seit 1993 im (groß-)elterlichen Haus am Stallmanns Hof. Die Verkehrssituation an der nahe gelegenen Saarner Straße ist für ihn seit jeher ein Ärgernis.
Mülheim-Saarn: So kommt es zur Raserei auf der unteren Saarner Straße
Es geht um zwei Ampeln: Die eine an der Saarner Straße/Ecke Saarnberg, die andere etwa 250 Meter weiter unten an der Ecke zum Nachbarsweg, wo die Hauptstraße nicht mehr Saarner, sondern Alte Straße heißt. Springt die obere Ampel auf Grün, haben Pkw-Fahrende etwa 16 bis 17 Sekunden Zeit, um auch die untere Kreuzung bei spätestens Gelb noch zu überfahren.
Mit dem Programm Open Street Map hat Bender nicht nur den exakten Abstand von 251 Metern abgemessen, sondern mit Bleistift die notwendige Geschwindigkeit errechnet, die Autos von der ersten bis zur zweiten Ampel brauchen – egal, ob dazwischen nun 15 oder gar 18 Sekunden liegen. Jedes Mal kamen über 50 km/h heraus. „Unter 50 hätte man keine Chance, beide Ampeln mitzunehmen“, weiß Bender.
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Um genau das aber doch zu schaffen, kommt es an der Stelle immer wieder zu Geschwindigkeitsüberschreitungen. „Viele kommen da mit einem Affenzahn runter, das ist äußerst unangenehm für Auto- und Radfahrer und darüber hinaus eine enorme Geräuschbelästigung. Das ärgert hier einfach alle“, schüttelt der Mülheimer mit dem Kopf.
Wer sich an das vorgegebene Tempo hält, wird gerne einmal auf den 250 Metern noch überholt – zum Teil sogar über die Gegenspur. Zudem kommt es vor, dass Raser die linke der beiden Spuren wählen, dann aber an der Ampel noch scharf rüberziehen, um nicht etwa weiter in Richtung Straßburger Allee zu fahren, sondern um rechts in den Nachbarsweg abzubiegen.
Mülheimer Polizei sieht keinen Unfallschwerpunkt
Zu nennenswerten Unfällen ist es bislang aber noch nicht gekommen. „Mir ist nur von zwei kleineren bekannt“, räumt auch Birger Bender ein. Daher wird auch die Polizei an der Stelle nicht tätig. Auch eine Tempo-30-Zone ist an dieser Stelle nicht möglich. Daher hat sich der Anwohner jüngst mit einem Schreiben an die Lokalpolitik gewandt. „Der Fall muss wenigstens einmal neutral besprochen werden“, findet Bender.
Antwort gab es bereits vom Saarner CDU-Ratsherrn Dr. Siegfried Rauhut, der die Thematik an die zuständigen Gremien weiterleiten will. Zumindest beim Thema Lärmbelästigung – auch eine Folge der Raserei – hat die Partei die Ecke bereits auf dem Zettel.
So soll eine veränderte Ampelschaltung in Mülheim-Saarn zur Lösung werden
Für Birger Bender gibt es eigentlich nur eine Lösung: Er möchte die Rotphase der unteren Ampel so weit vorziehen, dass kein Anreiz mehr gegeben ist, mit überhöhter Geschwindigkeit über die Saarner Straße abwärts zu donnern. „Ich weiß, dass es nicht so einfach ist, weil die Ampelschaltungen alle miteinander zusammenhängen. Aber in dem Fall würde man ja nur die eine Ampel verändern und nicht das ganze System“, so Bender.
Damit die untere Saarner Straße nicht doch irgendwann zu einem Unfallschwerpunkt wird.