Mülheim. Beim Tag der offenen Tür im Mülheimer MPI war fast das ganze Team im Einsatz. „Ein Supertag“ - auch für Nachbarn, die nur die Baustelle kannten.
„Das war ein Supertag. Ich bin begeistert und freudig überrascht“, resümiert der Direktor des Max-Planck-Institutes (MPI) für Chemische Energiekonversion, Prof. Dr. Walter Leitner, nachdem der Tag der offenen Tür in seinem Institut beendet ist. 250 der insgesamt 280 Mitarbeitenden haben ihr Institut am Samstag von seiner besten Seite gezeigt. Mit 35 Infoständen und zwei Experimentalvorlesungen führten sie einem interessierten und generationsübergreifenden Publikum den gesellschaftlichen Stellenwert ihrer Grundlagenforschung vor Augen.
„Ich wohne in der Nachbarschaft und habe die Bauarbeiten am Institut verfolgt. Aber was hier hinter den Mauern gemacht wird, konnte ich bisher nur erahnen“, sagt Sabrina Vetter. „Jetzt habe ich eine konkrete Vorstellung davon. Das ist eine tolle Sache. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen können ihre Arbeit auch Kindern verständlich vermitteln.“ Ihr Sohn Matheo (9), der sich für ein Schulreferat mit den Mülheimer Max-Planck-Instituten beschäftigt hat, kennt jetzt auch das Innenleben eines dieser beiden Institute.
Mülheimer MPI für Chemische Energiekonversion zeigte sein Innenleben
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Anschaulich wird es auch in den beiden Experimentalvorlesungen, bei denen Walter Leitner vor jeweils 120 Zuhörerinnen und Zuhörern im voll besetzten Seminarraum mit Schaubildern, Knall- und Leuchteffekten vorführt, „wie man mit chemischen Reaktionen Energie speichern und wieder freisetzen kann“.
„Wenn man den Wissenschaftlern zuhört, begreift man, dass hier die wissenschaftlichen Grundlagen für eine Energiewende von den fossilen zu den erneuerbaren Energieträgern geschaffen werden“, so schildern Cornelia und Carsten Krug ihre Eindrücke. „Ein Blick auf das Röntgenspektrometer hat uns gezeigt, dass hier auch mit Hightech gearbeitet wird.“ Für sie ist das Institut an der Stiftstraße vor allem der Arbeitsplatz ihres Sohnes Collin (17), der hier nach einem Schülerpraktikum seinen Ausbildungsplatz gefunden hat.
Junge Leute konnten sich über Ausbildungsmöglichkeiten informieren
Den hat auch Maurice Renaud gefunden, der seinen Arbeitsplatz in der feinmechanischen Werkstatt des 2012 gegründeten Institutes präsentiert. „Ich habe eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker gemacht. Aber die Arbeit hier ist anspruchsvoller und kreativer, weil wir für die Wissenschaftler und ihre Experimente immer wieder neue Geräte bauen, die es so auf dem freien Markt nicht zu kaufen gibt“, berichtet Renaud. Werkstattleiter Stefan Syring hat an diesem Tag der offenen Tür auch mit jungen Leuten gesprochen, die sich für eine Ausbildung im MPI interessieren. Seine Gäste staunen nicht nur über den computergestützten Gerätebau, sondern auch über die Vielzahl der dafür verwendeten Materialien.
Staunen und Neugier bei Groß und Klein wecken auch IT-Abteilungsleiter Stefan Kempkes und seine Mitarbeitenden, indem sie einen Blick in das Innenleben der auf Langlebigkeit ausgerichteten Institutsrechner gewähren, in denen die Zahlen, Daten und Fakten der Forschungsergebnisse verarbeitet werden. Von hier aus fließen sie in die Publikationen des MPI ein und werden so zur Grundlage für die Anwender in Wissenschaft und Wirtschaft, mit denen das Institut kooperiert.
Vierter Neubau - für die Elektronenmikroskope - soll Ende 2024 fertig sein
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Zusammenarbeiten musste das MPI seit 2017 auch mit Baufirmen, die alte Gebäude abgerissen und neue errichtet haben. Das Investitionsvolumen aller Baumaßnahmen beziffert der langjährige technische Leiter des Institutes, Willi Schlamann, auf insgesamt rund 70 Millionen Euro. Nach dem Abriss des letzten Altgebäudes wird jetzt mit dem vierten Neubau begonnen, der Ende 2024 vollendet sein soll. Schlamann erklärt: „Wir bauen das neue, gut vier Meter hohe Gebäude, in dem die Elektronenmikroskope des Institutes aufgestellt werden, auf dem Kellergeschoss des alten Gebäudes. Denn dessen 1,50 m dicken Wände sorgen dafür, dass die empfindlichen Elektronenmikroskope nicht durch Schwingungen erschüttert und beeinträchtigt werden.“
Die Verzögerungen auf der letzten Etappe der Baustelle erklärt Schlamann damit, dass es in der Corona-Phase sehr schwierig gewesen sei, Bauunternehmen mit freien Kapazitäten zu finden.
Vier Stellen in der Verwaltung sind zu besetzen und zwei Chefposten
Damit auch die Verwaltung des MPI nicht beeinträchtigt wird, nutzen Verwaltungsleiterin Helga Oppenberg und ihr Team den Tag der offenen Tür, um ihre vier aktuellen Stellenausschreibungen in der Sachbearbeitung für Personal, Reisekosten und Drittmittelförderung zu präsentieren. „Wir hatten heute gute Gespräche mit Interessierten, die sich unsere Ausschreibungen mitgenommen haben“, freut sich Personalerin Nele Schrader.
Institutsdirektor Walter Leitner muss perspektivisch zwei der vier Abteilungsleitungen neu besetzen. „Doch wir wollen nicht nur eine Stelle besetzen. Wir brauchen die besten Chemiker, und um diese Spezialisten gibt es weltweit einen intensiven Wettbewerb“, erklärt Leitner. Deshalb kann er noch nicht absehen, wann die Chefposten in den Abteilungen des Institutes vollständig besetzt sein werden. „Mit den neuen Gebäuden und vor allem mit unserem hervorragenden Team haben wir aber beste Voraussetzungen als attraktiver Standort in Mülheim an der Ruhr.“