Mülheim. Nach zwölf Jahren könnte sich auf dem ehemaligen Lindgens-Areal bald endlich etwas tun. Welche Kritikpunkte es aber nach wie vor gibt.
Fast zwölf Jahre nachdem Kurtludwig Lindgens das Areal der früheren gleichnamigen Lederfabrik veräußerte, nimmt das Verfahren einer Wohnbebauung auf dem 40.000 Quadratmeter großen Grundstück seine vorletzte Hürde. Der Offenlegung des Bebauungsplans stimmten im zweiten Anlauf auch die Grünen zu – wenn auch nicht komplett ohne Bauchschmerzen.
Im Vergleich zu früheren Varianten wurde das Plangebiet, auf dem in vier Wohnblöcken mehrere drei- bis fünfgeschossige Gebäude mit über 200 Wohnungen entstehen sollen, wurde das Plangebiet ein Stück weit verkleinert.
Nur zwei Parteien stimmten nicht für das Lindgens-Projekt
Im Süden wurden die Parkplatzfläche an der Mintarder Straße sowie die Grünflächen entlang der Ruhr ebenso herausgenommen wie eine Fläche westlich der Düsseldorfer Straße. Damit bleibt das benachbarte Plangebiet vom Vorhaben unberührt.
Mit einer Enthaltung von „Die Partei“ und einer Gegenstimme der MBI beschloss der Planungsausschuss, die Pläne noch einmal für einen Monat öffentlich auszulegen, damit Bürgerinnen und Bürger ihre Anregungen und Kritikpunkte anbringen können.
Unsere bisherige Berichterstattung zum Thema
• Lindgens-Areal: Warum eine Partei auf die Bremse tritt
• Mülheim: Was 2023 für die Baupläne am Lindgens-Areal bringt
• Wohnen in Mülheim: So steht es um die größten Bauprojekte
• Wohnen an Mülheims Ruhr: Lindgend-Planungen schreiten voran
Diesmal schlossen sich auch die Grünen an, die beim letzten Mal noch Beratungsbedarf angemeldet hatten. Dieser war nun offenbar gedeckt, doch von einem hundertprozentigen Einverständnis konnte noch immer keine Rede sein. „Wir bedauern die hohe Versiegelung, es gibt eine sehr hohe Wohndichte und kaum Bäume auf der Fläche“, so die planungspolitische Sprecherin Brigitte Erd.
Grüne wollen verschiedene Verkehre voneinander trennen
In Sachen Verkehr wünschen sich die Grünen eine deutliche Trennung von Bewohner- und Gewerbeverkehr. Die Anwohner sollen eher vom Kassenberg, die Gewerbetreibenden in erster Linie über die Mintarder Straße auf das Areal fahren.
„Im Süden wird es sich nicht ganz vermeiden lassen“, gab Planungsdezernent Felix Blasch zu bedenken. Denn die Zufahrt für das für die Gewerbetreibenden vorgesehene Parkhaus wird gegenüber der Tiefgaragenzufahrt für die Anwohnerinnen und Anwohner liegen. „Es wird also auch Bewohner geben, die aus dem Süden anfahren werden“, so Blasch.
Seidemann-Matschulla (CDU): "Ansporn für zukünftige Pläne"
Trotz der Bedenken der Grünen sieht SPD-Vertreter Oliver Willems in dem Vorhaben auch in klimapolitischer Hinsicht „ein Projekt, das sich auf der Höhe der Zeit befindet. Was auf den Weg gebracht wurde, ist schon sehr breit aufgestellt.“
Für die CDU freute sich Petra Seidemann-Matschulla, dass sich im Hinblick auf den geförderten Wohnungsbau noch etwas bewegt habe. Dies müsse auch Ansporn für zukünftige Pläne sein, um das, „was in Bezug auf Nachhaltigkeit entwickelt wurde, auch dort einzusetzen.“
Bündnis für Wohnen: Oliver Willems (SPD) sieht Versäumnisse
Dem konnte auch Willems grundsätzlich zustimmen. „Es ist richtig, hier noch einmal aufzusatteln“, so der SPD-Sprecher. Mit Blick auf das 2019 gegründete „Bündnis für Wohnen“ sei aus seiner Sicht aber Einiges verschlafen worden. „Es geht nicht darum, im Einzelfall den geförderten Wohnraum auf den Weg zu bringen, sondern sich gesamtstädtisch damit zu beschäftigen“, so Willems.
Stattdessen sei Lindgens nun ein „punktuelles Projekt mit einem der Stadt nahen Investor, der dafür bekannt ist und sowas auch kann“, gemeint ist der Mülheimer Wohnungsbau, „aber es gibt auch weitere Investoren, auch private Investoren“.