Mülheim. Renate Kaiser hatte etwa 200 Dates in sechs Jahren. Die skurrilsten Erlebnisse hat sie in einem Buch festgehalten, das sie in Mülheim vorstellt.

Plötzlich Single mit 50 – und nun? Als Renate Kaisers Ehe nach 23 Jahren auseinander ging, war ihr schnell klar, dass sie nicht ewig allein bleiben möchte. Aber wie lernt man jemanden kennen, wenn man jahrelang nicht „im Geschäft“ war und keine Lust hat, seine Abende in Bars und Clubs zu verbringen? „Ich war einmal auf einer Ü40-Party, aber das war eine gewaltige Fleischbeschau. Am Ende blieb nur das Online-Dating“, sagt Renate Kaiser.

Etwa 200 Dates hat sie nach eigenen Angaben in rund sechs Jahren gehabt. Die skurrilsten und komischsten Erlebnisse hat die Düsseldorferin in ihrem Buch „Ich date – also bin ich“ zusammengefasst, das sie am 26. März auf der ersten Mülheimer Buchmesse im Kloster Saarn präsentieren wird. So viel sei verraten: Es ist keine leichte Kost. Da war zum Beispiel der Mediziner, der sich 20 Jahre jünger mogelte. Oder der Ostwestfale, der Renate Kaiser zu sich nach Hause einlud und dann nicht die Tür öffnete. Immer wieder sei sie zudem auf Männer gestoßen, die ihr dampfplaudernd ihre Lebenserfolge auflisteten und Applaus erwarteten. Bei anderen Männern blieb am Ende lediglich die Frage: „Sucht der eine Frau oder eine Pflegerin?“

Problemfeld Profilbild: “Was der Frau ihr Pinscher ist, ist dem Mann die Harley“

Die Missverständnisse zwischen Männern und Frauen beginnen laut Renate Kaiser bereits beim Profilbild auf den Seiten der Dating-Portale. „Was der Frau ihr Pinscher ist, ist dem Mann die Harley“, sagt sie. Irgendwann sei sie es einfach leid gewesen, sich Fotos von Männern mit ihren fahrbaren Untersätzen angucken zu müssen. „Das artete dann auch gern in diese Prahlerei mit dem Haus, dem Auto und dem Boot aus“, sagt sie. Das größere Problem aber sei die Mogelei auf allen Seiten. „Ich rate wirklich dazu, gute Fotos einzustellen. Das erspart allen viel Lebenszeit.“ Und mit „gut“ meint sie nicht etwa die Belichtung oder den Bildzuschnitt. „Ich meine, dass die Bilder nicht zehn Jahre alt sind und kein Anti-Falten-Filter drübergelegt wurde.“

Ein weiterer Tipp der leidgeprüften Expertin: „Nicht hinhalten lassen und zügig zum ersten Treffen kommen. Wer absagt, hat Kontakt zu mehreren Frauen und schiebt sie hin und her wie Schachfiguren.“ Ansonsten möchte sie alle Singles, die keine sein wollen, nur dazu auffordern, mutig zu sein. „Frauen in meinem Alter haben oft Angst, aber ganz viele Männer sind wirklich auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung.“

Am Ende wurde der Optimismus der Autorin doch noch belohnt

Renate Kaiser hat zuvor bereits drei Jugendromane geschrieben, von denen einer im renommierten Carlsen Verlag erschien. Ihr Dating-Buch vertreibt sie selbst über einen großen Online-Händler. Sie bezeichnet sich selbst als „Berufsoptimistin“ und tatsächlich wurde ihr Glaube an das Gute im Dating-Dschungel letztlich belohnt. Vor nunmehr zwei Jahren traf sie ihren jetzigen Lebensgefährten – natürlich auch auf einem Dating-Portal. Schon der erste Kontakt im Chat sei geistreich und so nett gewesen, „dass ich große Angst hatte, dass beim ersten Treffen die Chemie nicht stimmt“. Aber sie stimmt und zwar so sehr, dass das Paar nun schon seit einem Jahr zusammenwohnt.

Aufgeschrieben hat die heute 59-Jährige ihre Dating-Erfahrungen übrigens während des Lockdowns, als zeitweise gar keine Dates möglich waren. „Das Schreiben hat mich vor einem tiefen Loch bewahrt, denn als Single wurde man damals ziemlich aus dem Leben geschossen.“ Inzwischen sitzt sie schon am nächsten Buchprojekt. Diesmal soll es ein Roman über das Leben einer Frau werden.

1. Mülheimer Buchmesse, organisiert vom Kulturbetrieb der Stadt Mülheim und dem Ruhrkrimi-Verlag in der Begegnungsstätte Kloster Saarn, am 26. März 2023 von 11 bis 18 Uhr