Mülheim. Shops, Arztpraxen, AOK, Kita im Center: Mit dem Forum-Umbau wird Mülheim Vorreiter. Der Druck ist hoch. 2024 sollen die ersten Patienten kommen.
Wer durch das Forum flaniert oder eilt, sieht vom tiefgreifenden Umbau nur die graue Fassade. In das 1. Obergeschoss verläuft sich kaum noch jemand - wozu auch? Nur Woolworth und H&M kann man von hier noch betreten sowie Tedi und Deichmann, die bald ins Parterre ziehen. Hinter den provisorischen hellgrauen Wänden, wo früher einmal Schaufenster waren, sind Arbeiter und Handwerker zugange.
Etwa auf der früheren Fläche von TK Maxx, die gerade als hochmoderne AOK-Zentrale hergerichtet wird, rund 600 Quadratmeter groß. Im Obergeschoss und im Sockelgeschoss gilt die künftige Ausrichtung auf Medizin, Gesundheit, Wellness, hier sollen die passenden Mieter einziehen. Bislang seien für 5000 der insgesamt 13.500 Quadratmeter Verträge geschlossen, berichtet Mario Schüttauf, verantwortlicher Fondsmanager beim Forum-Eigentümer Commerz Real, der in dieser Woche vor Ort in Mülheim war. Das wären etwa 37 Prozent der verfügbaren Fläche. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass hier 2024 die ersten Patienten Termine machen können und wir dann im Erdgeschoss eine Situation haben, wie man sie von früher kennt.“
Mülheimer Forum soll ein Modell werden, das Schule macht
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Vom ursprünglichen Ziel, das „Forum Medikum“ bis Ende 2023 zu verwirklichen, mussten die Macher schon abrücken. Ein Jahr länger wird es wohl dauern. Es hakte, wie anderswo auch, bei Lieferketten, Personal, Genehmigungen, räumt der Fondsmanager ein. Es soll und muss aber auch richtig gut werden. Das Konstrukt, das in der Mülheimer Innenstadt geschaffen wird, steht für einen neuen Weg. „Dieser Standort wird eine Vorreiterrolle einnehmen“, erklärt Schüttauf, „auch andere Städte schauen, was in Mülheim passiert. Wir würden uns wünschen, dass das Modell Schule macht.“
Der Weg dahin ist mühsam. Es passiere, dass sich Mietvertragsverhandlungen über 18 Monate hinziehen, so der Manager - die Geduld müsse man aufbringen. Mindestlaufzeit für das runderneuerte Forum seien zehn Jahre, Ärzte hätten sich aber auch schon für 15, 20 Jahre gebunden: „Die Abschlüsse zeigen, dass die neuen Mieter an den Standort glauben.“
Neue Radiologie eröffnet in Mülheim, mit offenem MRT
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Die neuen Mieter: Neben der AOK, einer Logopädie-Praxis und einer Wohngruppe für intensiv beatmete Patienten ist auch schon der Einzug des Argus Augenzentrums fix, das aktuell noch am Evangelischen Krankenhaus operiert. Weitere Fachrichtungen, die hier künftig ihren Sitz haben werden, geben die Verantwortlichen nun bekannt: Orthopädie, Zahnmedizin, Dermatologie, Gynäkologie, Neurologie, innere Medizin und Radiologie. Die radiologische Praxis sei eine Neugründung, erläutert Mario Schüttauf, und soll über ein offenes MRT verfügen.
Kurz vor dem Abschluss stehen offenbar Verträge mit einem Physiotherapie-/Reha-Anbieter und einer Praxis für ästhetische Medizin. Auch verschiedene Hebammenkonzepte seien im Gespräch, ein Sanitätshaus stehe auf der Wunschliste. Auf 30 bis 40 unterschiedliche Fachdisziplinen würde man gerne kommen, keine soll doppelt vertreten sein, niemand dem anderen Konkurrenz machen. Die allgemeinen Flächen im Obergeschoss nutzen alle gemeinsam, so dass jeder Mieter sich nur auf die reinen Praxisräume konzentrieren muss. Auch ein Café soll im 1. Obergeschoss eröffnen, wer es übernimmt: noch offen.
Mülheimer DRK plant Kita „Rettungswichtel“ mit 75 Plätzen im Forum
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Nach langer Vorarbeit wurde Ende 2022 auch endlich der Mietvertrag für eine neue Kita des DRK unterzeichnet, die im Erdgeschoss des Forum entstehen soll, in Nachbarschaft zu dm. Eine Idee für den Namen gebe es auch schon, berichtet DRK-Geschäftsführerin Nina Rasche: „Rettungswichtel“. Vier Gruppen mit insgesamt 75 Plätzen seien geplant, vom Baby- bis zum Vorschulalter.
Ob es mit der Eröffnung pünktlich zum Start des neuen Kita-Jahres am 1. August klappt, ist aber noch fraglich. Es hängt davon ab, ob der Umbau rechtzeitig vollzogen ist und sich das notwendige Personal findet. Alle Stellen seien jetzt ausgeschrieben, so die Mülheimer DRK-Chefin, „doch mit der Anmeldung müssen wir noch ein oder zwei Monate warten, weil wir nicht wissen, ob sich der Termin nach hinten verschiebt“.
Eine Option für das leere Kino in Mülheims City: Trampolinhalle
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Weiterhin ungeklärt ist auch die Zukunft von H&M im Forum. „Aktuell möchten sie bleiben“, heißt es bei Commerz Real. Eine Option, über die man spreche, sei der Verkauf über zwei Etagen, allerdings so, dass das Geschäft im ersten Obergeschoss äußerlich nicht mehr sichtbar ist. H&M habe sich jedoch noch nicht festgelegt, wie viel Fläche künftig gebraucht werde.
Auch die Neuvermietung der ehemaligen Filmpassage bleibt in der Schwebe. Centermanager Felix Veltel sagt erneut, es gebe „enge Gespräche, aber noch nichts Konkretes“. Vielleicht werde es wieder ein Kino, vielleicht auch ein Sportangebot, etwa eine Trampolinhalle, was ja gut zum Gesamtkonzept „Gesundheit“ passen würde. Um noch einmal Commerz-Real-Manager Mario Schüttauf zu zitieren: „Wir wollen weg vom reinen Ärztehaus. Die Menschen werden hier Medizin anders erleben.“