Mülheim. Kliniken haben die Besuchsregeln gelockert. Ob Corona-Patienten jemanden sehen dürfen, entscheiden die Ärzte. In Mülheim lief jetzt etwas schief.
Das neue Jahr hätte für die Familie besser beginnen können, und Wolfgang D. ist auch jetzt noch verärgert. „Stinksauer“, wie er sagt. Seine 90-jährige Mutter wurde am 30. Dezember mit Blaulicht ins Mülheimer St. Marien-Hospital (SMH) gebracht. Sie war gestürzt, schon wieder, hatte sich verletzt, und hinzukam: Sie war positiv auf Corona getestet. Niemand durfte sie besuchen.
Mittlerweile ist Frau D. wieder entlassen, zurückgekehrt ins Pflegeheim im Fliedner-Dorf, wo sie seit Kurzem lebt. Doch ihr Sohn hat sich im Nachgang beim Krankenhaus beschwert: „So geht das nicht.“ Was dem 67-Jährigen missfällt, ist nicht die medizinische Behandlung, sondern es sind Lücken in der Kommunikation.
Mülheimer behauptet: Krankenhaus hat nicht auf tägliche Rückrufbitte reagiert
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Auf wiederholte Rückrufbitten habe niemand reagiert, behauptet Wolfgang D. – er als einziger Angehöriger sei nicht über den Zustand seiner Mutter auf dem Laufenden gehalten worden. Im St. Marien-Hospital ist man der Sache nachgegangen. Die angeblich täglichen Anrufe sind dort nicht dokumentiert.
Was beide Seiten übereinstimmend berichten: Am Aufnahmetag, also am 30. Dezember, hat der behandelnde Oberarzt bei Wolfgang D. angerufen und ihn über den Zustand der 90-Jährigen informiert. „Der Gesundheitszustand der Patientin machte eine umfangreiche Diagnostik bis zur Entlassung erforderlich“, erklärt eine Krankenhaussprecherin. Danach gehen die Darstellungen auseinander: Wolfgang D. sagt, er habe mindestens zwei Mal täglich auf der Station angerufen und um Rückruf eines Arztes gebeten. „Das Personal war immer sehr nett, durfte aber nichts sagen.“
Laut Pflegedokumentation nur ein einziger Anruf am 5. Januar
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Laut St. Marien-Hospital wird jeder erbetene Rückruf in der Pflegedokumentation vermerkt, damit die behandelnden Ärztinnen und Ärzte wissen, wen sie kontaktieren sollen. Im Fall von Frau D. sei nur eine einzige Rückrufbitte dokumentiert – vom 5. Januar. Am Nachmittag desselben Tages habe die Stationsärztin sich gemeldet, was auch Wolfgang D. bestätigt. Dass er zuvor mehrere Tage nichts hörte, findet er empörend. Bei wem der Fehler lag, wird sich wohl nicht mehr klären lassen.
Um solche ärgerlichen Kommunikationsprobleme zu vermeiden, gibt die Sprecherin des SMH einige Tipps. Wer einen Rückruf oder ein persönliches Gespräch mit den behandelnden Ärzten wünscht, kann den Kontakt nicht nur über die Station aufnehmen, sondern auch über die Pforte oder direkt über das Sekretariat der Fachklinik. „Alle Telefonnummern sind auf unserer Klinikwebsite aufgeführt.“
Auch gebe es kein kategorisches Besuchsverbot für alle Covid-Infizierten. Aktuell liegen 22 Corona-positive Patientinnen und Patienten im St. Marien-Hospital, und je nach ihrem Zustand und Krankheitsbild können sie auch besucht werden. Entsprechende Wünsche müssen dem ärztlichen Dienst mitgeteilt werden. „Die behandelnden Ärzte entscheiden, ob ein Besuch – unter Einhaltung strenger Schutzmaßnahmen – möglich ist.“
Krankenhausbesuch: Nur noch ein tagesaktueller Selbsttest erforderlich
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Grundsätzlich sind die Besuchsregelungen seit dem 23. Dezember deutlich lockerer geworden. Das Mülheimer St. Marien-Hospital erlaubt Besuche wieder ab dem ersten Krankenhaus-Tag, auch von mehreren Personen pro Tag, in der Zeit von 15 bis 20 Uhr. Strenger regelt es das Evangelische Krankenhaus Mülheim (EKM), wo Besuche – außer bei Schwerstkranken und Kindern – nur montags, mittwochs und samstags von 15 bis 18 Uhr möglich sind, auch nur maximal eine Person, eine Stunde pro Patient und Tag. Das EKM plane aber, die Vorschriften zu lockern, sagte eine Sprecherin am Dienstag. Details würden im Laufe der Woche bekanntgegeben und auf der Homepage des Krankenhauses veröffentlicht.
Vorgeschrieben bleibt in beiden Mülheimer Krankenhäusern das Tragen einer FFP2-Maske. Außerdem müssen die Besucherinnen und Besucher am selben Tag einen Selbsttest durchgeführt haben. Im SMH wird darüber kein Nachweis verlangt, im EKM muss ein Selbstauskunftsbogen ausgefüllt und eingeworfen werden.