Mülheim. Vom Probefeld zieht Mülheims erste Solidarische Landwirtschaft dank ihres Erfolgs um auf einen großen Acker. Wie man sich Ernteanteile sichert.
Das zurückliegende Jahr war ein sehr erfolgreiches für Mülheims erste Solidarische Landwirtschaft, kurz Solawi genannt. Der Probebetrieb auf dem kleinen Acker in Mintard lief zur größten Zufriedenheit, sowohl seitens des Vereins als auch – erst recht – vonseiten der Ernteanteilnehmer. Auch das Ergebnis der Crowdfunding-Aktion vergangenen Herbst zeitigte mit gut 27.000 Euro ein so gutes Ergebnis, dass zumindest ein wesentlicher Teil der Startinvestitionen hereingeholt werden konnte, wie Johannes Dabringhausen vom Anbauteam erzählt.
2023 ist es dann so weit, dann nimmt die Solawi „so richtig“ ihren Betrieb auf, und zwar auf dem ein Hektar großen Acker am Eumannshof in Dümpten. 120 Ernteanteile werden anfallen, wobei bereits knapp 100 Anteile von Spenderinnen und Spendern sowie Anteilnehmern des Probebetriebs abgenommen werden. Jetzt kann sich jeder Interessierte verbindlich bei der Solawi für die sogenannte Beitragsrunde für die verbliebenen gut 20 Anteile anmelden unter solawi-mh.de/willensbekundung-ernteanteil-2023.
Mülheimer Solawi kalkuliert Kosten für das Anbaujahr
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Diese Beitragsrunde ist ein wesentlicher Baustein für den gesamten Solawi-Betrieb, der darauf basiert, dass „eine Gruppe von Menschen für je ein Anbaujahr alle Kosten eines Gemüsebetriebs durch feste monatliche Beiträge“ sichert, im Gegenzug erhalten die Mitglieder dafür wöchentlich einen Ernteanteil frisches Gemüse. Die Mülheimer Beitragsrunde findet am 28. Januar um 10 Uhr im Quartierspunkt Dümpten, Oberheidstraße 136, statt. Dort werden den zukünftigen Ernteanteilnehmenden die Kosten des Gemüseanbaus vorgestellt. Anschließend geben diese – anonym – drei individuelle monatliche Beiträge bekannt, die auf dem Ampelsystem gründen: „gut aufzubringen“ (grün), „aufzubringen“ (gelb) und „gerade noch aufzubringen“ (rot).
Wenn alle unter grün aufgeführten 120 Beiträge bereits die Kosten für das Anbaujahr decken, ist und bleibt alles „im grünen Bereich“, wie’s umgangssprachlich heißt. Falls nicht, werden die bei gelb genannten Beiträge zusammengerechnet, und erst im Notfall die roten, bei denen alle Beteiligten an ihre finanzielle Schmerzgrenze gehen. Sollten mit diesen höchsten Beiträgen die Gesamtkosten der Solawi immer noch nicht gedeckt sein, kann die Solawi nicht in Betrieb gehen.
Solidarität: Solventere Anteilnehmende finanzieren weniger gut betuchte mit
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Ein durchschnittlicher Kostenbetrag von 118 Euro monatlich sichert die Solawi in 2023, wobei die Beträge für zehn Monate anfallen, wohingegen es die Ernteanteile voraussichtlich von Ende April bis Ende Dezember geben wird. Hier greift die namensgebende Solidarität, denn solventere Anteilnehmende finanzieren dann weniger gut betuchte mit. Da die Solawi sich auch auf die ehrenamtliche Mithilfe der Ernteanteilnehmenden stützt, kann hier unter Umständen ein Ausgleich möglich sein.
„Wir wollen Helferstunden zusammenkriegen, auch aus Lerneffekten, Learning by Doing“, erläutert Johannes Dabringhausen und fügt an: „Und weil wir Manpower brauchen.“ Diese ehrenamtliche Hilfe beliefe sich im Jahr auf circa zwölf Stunden, wobei jeder nur soviel leisten soll, wie er zeitlich und körperlich kann. Denn neben den gemeinschaftlichen Aktionen wie Unkrautjäten fallen auch organisatorische Tätigkeiten an, aber auch kulinarische, etwa für das längst geplante Erntefest im Herbst einen Kuchen zu backen oder Verteilstationen zu organisieren.