Mülheim. Mit Kräuterrasen will die Mülheimer Klimaschutzpreisträgerin Melanie Wolters Kosten für städtische Grünpflege sparen. Warum sie damit scheiterte.
Wie pflegeintensiv Mülheims Grünflächen sein können, haben die vergangenen Sommer deutlich gemacht. Viele Bereiche litten sichtbar unter der Extremhitze. Aus der Bürgerschaft erging deshalb eine Anregung an den Umweltausschuss, die städtischen Grünflächen auf Blumenkräuterrasen umzustellen und damit kostengünstiger, weil klimaresilienter zu betreiben. Doch der Vorschlag sorgte offenbar für Spannungen.
2021 erhielt die Antragstellerin Melanie Wolters – Gründerin der Mülheimer Initiative „Wilde Biene“ – für ihr Engagement den Klimaschutzpreis. Nun aber scheint sie damit auf Granit zu beißen. Denn den Hintergrund der Idee, mit einer flächendeckenden Umstellung auf den Wiesentyp „Blumenkräuterrasen“ Kosten sparen zu wollen, musste sie im Umweltausschuss gleich zwei Mal erläutern. „Ich hatte den Eindruck, die Anregung ist abgelehnt worden“, sagte Wolters anschließend gegenüber der Presse.
Bürgeranregung zurückgewiesen: Beschluss besteht bereits
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Für ihr Vorhaben will die Wilde Biene von der Stadt Flächen analysiert wissen, auf denen solche Wiesen umgesetzt werden können. Um die Stadt weiter zu entlasten, könnten dafür auch Fördermittel akquiriert werden, stellt Wolters in Aussicht.
Für die Verwaltung hingegen war die Anregung offenbar schon kalter Kaffee, „denn ein fachlich fundiertes und wissenschaftlich begleitetes Konzept sowie die politische Beschlusslage bestehen bereits, ohne dass eine entsprechende Prüfung und Projektierung durch die Verwaltung erneut erst erfolgen müsste. Die im Beschluss genannte Finanzierung ist zwischenzeitlich sichergestellt. Alle Beschlüsse wurden bereits umgesetzt.“
Entsprechend angestrengt im Ton verlas die Leiterin des Grünflächenmanagements, Sylvia Waage, auch die Stellungnahme. Auf das Angebot der Zusammenarbeit ging Waage aber nicht ein. Für Wolters hingegen hat der einstige Beschluss von 2019 „zur ökologischen Aufwertung von städtischen Grünflächen in Parkanlagen und auf Friedhöfen“ nichts mit ihrem Vorschlag zu tun: „Der Beschluss trifft nur etwa zehn Prozent der Flächen, unser Antrag bezieht sich hingegen auf alle Wiesenflächen.“
Mülheimer Initiative sieht sich blockiert
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Tatsächlich legte der Rat der Stadt damals fest, 9,9 Hektar – zehn Prozent – der Wiesen auf Wildwiesenpflege umzustellen. „Das ist wertvoll“, bestätigt Wolters. Doch auf allen übrigen Flächen würde weiterhin konventionell und entsprechend aufwendig gepflegt.
Doch die Kräuterrasen könnten Kosten sparen und seien für verschiedene Bodenarten möglich, widerspricht Wolters einem weiteren Argument des Grünflächenmanagements, dies sei nur auf mageren Böden umsetzbar. „Wir haben darum gebeten, das mit der Stadt am runden Tisch zu besprechen, weil wir die Stadt ehrenamtlich unterstützen und Partner der Stadt sein möchten. Doch bislang hat man das abgelehnt. Mein Eindruck ist, die Stadt möchte sich nicht in die Karten schauen lassen.“
Blockiert die Stadt eine kostengünstigere Grünpflege sowie die Beteiligung von Bürgern? Das Grünflächenmanagement prüfe bereits eine solche Umstellung und habe „sowohl auf den Friedhöfen wie in den Grünanlagen Rasenflächen in Wiesenflächen umgewandelt“, entgegnet Waage. Skeptisch bleibt sie jedoch in der Frage des bürgerlichen Engagements: „Ehrenamtliche Arbeit bedarf, besonders bei Arbeiten im öffentlichen Raum, einer intensiven Betreuung und ist damit nicht per se kostensparend.“ Eventuelle Einsparungen würden dadurch nicht nur aufgezehrt; das erforderliche Personal stehe dafür auch nicht zur Verfügung.