Mülheim. Die „Solidarische Landwirtschaft“ in Mülheim will wachsen. Jetzt sammelten die Aktivisten via Crowdfunding Geld ein. Wie es nun weitergehen soll.
Am vergangenen Freitag gab es – vier Tage vor Ablauf des Crowdfunding – eine Endspurt-Party im Fair1-Heim für Interessierte und Involvierte der Solidarischen Landwirtschaft Mülheim (Solawi). Letztere feierten ihren zufriedenstellenden Erfolg und waren einfach froh, so viel auf die Beine gestellt zu haben.
27.099 Euro – so viel Geld kam zusammen. Zahlreiche Infostände hatte es in den vergangenen sechs Wochen gegeben, ob bei Haus Ruhrnatur oder im Restaurant Ronja, ob im Weltladen oder bei Püngel & Prütt. Die Inhaber stellten – begeistert vom Solawi-Konzept – ihre Räumlichkeiten kostenlos zur Verfügung. Durch den Workshop zum Fermentieren sowie vor allem durch viele Info-Flyer verbreitete sich die Solawi-Idee immer mehr in Mülheim.
Mülheimer Aktivist: „Wir wollen mehr Haushalte mit frischem Gemüse beglücken“
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Meistens handelte es sich um Spenden in Höhe von 50 oder 100 Euro, aber dreimal wurden satte 1000 Euro überwiesen. Im Gegenzug für eine Spende bot die Solawi diverses Tauschgut an, zum Beispiel ein „Do-it-yourself-Insektenhotel“, eine Handvoll Kompostwürmer, ein Solawi-Kochbuch und – als Renner der Crowdfunding-Aktion – die „Förderkiste“: ein Schnupperangebot in Sachen Gemüsekiste, das zum Schluss „leergelaufen“ war, freut sich Solawi-Aktivist Johannes Dabringhausen.
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„Wir wollen wachsen, wollen mehr Haushalte mit frischem Gemüse beglücken“, sagt Johannes Dabringhausen zum ein Hektar großen Acker in Dümpten, den die Solawi ab 2023 bewirtschaften wird. Auch der Verein selbst hat einige neue Mitglieder gewinnen können. Was wichtig ist, wie Hans Kühnl ausführt: „Wir wollen Strukturen für Langfristigkeit schaffen. So ist langfristig denkbar, dass völlig andere Mitglieder im Vorstand sind.“
Neues Mülheimer Projekt: eine Lebensmittel-Kooperative in der Innenstadt
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Inzwischen planen diese engagierten jungen Leute bereits ein neues Projekt, eine Food-Coop in der Mülheimer Innenstadt. „Im Großmarkt Bioware in Großgebinden kaufen, dadurch viel Verpackungsmüll sowie Transportwege und -kosten sparen“, erklärt Christian Behl. Aufgrund der geringen Kapazität betont Dabringhausen: „Wir können das Projekt nur anstoßen und begleiten.“
In Gedanken ist er längst mit dem nächsten Erntejahr beschäftigt: „Die Kunst ist nicht, im Sommer viel Gemüse zu haben, wenn sowieso alles sprießt und wächst, sondern im Frühjahr früh anfangen und im Herbst noch immer was ernten zu können. Das ist die gärtnerische Herausforderung.“
Bewässerung auf Dümptener Acker ist durch Spendengelder gesichert
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Durch die große Spendenbereitschaft ist die Bewässerung auf dem Acker beim Eumannshof in Dümpten gesichert, kann auch ein Lastenrad gekauft werden. Den wichtigen Folientunnel konnte die Solawi gebraucht erstehen, so dass jetzt auch Gelder für Gemüsekisten sowie Vlies und Netze vorhanden sind. Der Folientunnel wird in Mintard aufgebaut, weil er zeitweise tägliche und schnelle Zuwendung benötigt, etwa wenn’s heftig windet, um alles festzuzurren. Johanna Behl behauptet zwar, Feldarbeit sei nicht so anstrengend wie ihr eigentlicher Beruf als Steinmetzin, doch selbst Mitte Oktober ist viel zu tun.
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So kommt Alena Schüren sehr spät zur Party, weil nach der Gemüseausgabe alles Übriggebliebene auf- und weggeräumt werden muss. Die Stimmung aller Aktiven ist gelöst, entspannt und voller Vorfreude auf das nächste Erntejahr, denn die Weichen sind gestellt, dass nach dem Probejahr und -acker auch der Solawi-Betrieb in Dümpten funktionieren kann.
Die Crowdfunding-Aktion ist zwar beendet, doch Spenden sind jederzeit über die Homepage der Mülheimer Solawi möglich: www.solawi-mh.de.