Mülheim. Wo sonst Markenartikel standen, werden die Regalreihen in manchen Mülheimer Supermärkten sichtbar leerer. Das steckt hinter dem Phänomen.
Wer dieser Tage in Mülheims Supermärkten einkaufen geht, wird die ein oder andere Lücke in den Regalen entdecken? Wird etwa schon wieder gehamstert? Grund dafür sind vielmehr Streitigkeiten über Preiserhöhungen vieler Markenartikel.
„Ich war überrascht, dass ich mein Snickers nicht mehr bekommen habe“, meinte erst kürzlich der Kollege in der Redaktionskonferenz. Während sich dieser Verlust in Grenzen hält, haben die Verantwortlichen von Edeka, Rewe, Netto oder Penny aktuell mächtig Ärger.
Welche Marken von der aktuellen Situation auch in Mülheim betroffen sind
Vor allem der US-Nahrungsmittelkonzern Mars versucht aufgrund steigender Kosten, erhebliche Preiserhöhungen durchzudrücken, die die deutschen Händler aber ablehnen. „Man denkt dabei ja erstmal nur an Mars oder Snickers, aber dahinter steckt ja zum Beispiel auch der ganze Bereich Katzenfutter“, betont Philipp Herzberg, der den Rewe-Markt an der Aktienstraße leitet. Auch bekannte Lebensmittel wie Mirácoli gehören zu dem Konzern.
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An manchen Stellen sind die fehlenden Artikel offensichtlich. An der Kasse des Netto-Ladens an der Mellinghofer Straße fehlen direkt neben der Kasse Mars, Snickers und weitere Riegel. Bei der Filiale am Zehntweg ist das Regal mit der Tiernahrung nur noch überschaubar bestückt. Zwei Gänge weiter fehlen die Mirácoli-Produkte. Benachbarte Tomatensoßen sind im Regal so drapiert worden, dass sie den Platz einnehmen, an dem vorher drei verschiedene Produkte standen.
Edeka Rhein-Ruhr nimmt Industriepartner in die Pflicht
In den Augen von Rewe-Marktleiter Philipp Herzberg seien aktuell viele „Trittbrettfahrer“ unterwegs, die künstlich versuchen würden, die Preise in die Höhe zu treiben. „Da muss man sich nur mal die finanziellen Ergebnisse einiger Firmen ansehen oder deren Börsenkurse.“
Ähnlicher Meinung ist man auch bei Edeka. „Nicht vermeidbare Preissteigerungen dürfen nicht allein den Verbraucherinnen und Verbrauchern aufgebürdet, sondern müssen in der gesamten Wertschöpfungskette verteilt werden“, sagt Kerstin Holla von Edeka Rhein-Ruhr. Man werde weiterhin jede Preiserhöhungsforderung genau prüfen. Die Versuche, die Verkaufspreise möglichst stabil zu halten, gingen auch zulasten der eigenen Marge. „Wir erwarten von unseren Industriepartnern, dass sie ihrer Verantwortung ebenfalls gerecht werden“, fordert Holla.
Supermärkte setzen verstärkt auf eigene Marken
Bis zu 2000 Artikel fehlen pro Lieferung
Zu den Preisdebatten kommen die Lieferengpässen durch den Krieg in der Ukraine. Aufgrund der gegen Russland verhängten Sanktionen fallen Produktionsländer für Getreide und Ölsaaten weg. Aktuell fehlen bei Rewe gut und gerne bis zu 2000 Artikel pro Lieferung.
Dazu kommt die sich beinahe dramatisch schnell ändernde Nachfrage. „Jetzt decken sich die Leute plötzlich mit Taschenlampen und Batterien ein, weil sie sich für Stromausfälle wappnen wollen“, schüttelt Philipp Herzberg mit dem Kopf – und sagt: „Ich mache ja gerne Umsatz aber nicht mit der Angst der Leute.“
Neben Mars befindet sich Edeka vor allem in einem Streit mit Coca-Cola. Der Getränkeriese bekam jüngst vor Gericht recht, die Lieferung an deutsche Supermärkte einzustellen. Im Edeka-Markt im Mülheimer Forum gab es am Dienstagmittag bei den gekühlten Getränken lediglich noch Cola in den Geschmacksrichtungen Kirsche und Vanille. Nur bei den größeren ungekühlten Rationen war auch noch die klassische Coke vorrätig.
Ohnehin tun die Händler alles, um die Lieferengpässe zu umgehen. „Wir versuchen, für diese Artikel Ersatzprodukte zu beschaffen“, sagte etwa Rewe-Mann Herzberg. Allerdings weiß er auch, wie sehr manche Kundinnen und Kunden markengebunden sind. Dennoch verstärken viele Supermärkte die Werbung für ihre Eigenmarken. Netto ging dabei gleich auch noch verbal auf Konfrontation: „Keine Lust auf Mondpreise von Mars?“