Mülheim. Cihan Akpolat entwickelte einen Fahrdienst, der alkoholisierte Discogänger und Kneipenbesucher im eigenen Auto nach Hause bringt. „Nachschwärmerservice” heißt dieses Angebot für Mülheim, Duisburg, Oberhausen und Essen. Ursprünglich war die Idee nicht mehr als ein Werbegag.

Der ideale Zeitpunkt für eine Geschäftsgründung war es wohl nicht. Mitte 2008 machte sich Cihan Akpolat selbstständig und seine Leidenschaft, das Autofahren, zum Beruf. Mit einem Chauffeur-Service ging er an den Markt – genau, als dieser zusammenbrach. Doch der Mülheimer begegnete der Krise mit Kreativität und entwickelte einen Fahrdienst, der alkoholisierte Discogänger und Kneipenbesucher im eigenen Auto nach Hause bringt.

„Nachschwärmerservice” heißt dieses Angebot, und ursprünglich war es nicht mehr als ein „Werbegag”, muss Cihan Akpolat zugeben: „Eigentlich wollte ich damit nur die Finanzkrise überbrücken und meinen Chauffeurservice bekannter machen.”

Aktiv in Mülheim, Duisburg, Oberhausen und Essen

Stattdessen war die Resonanz so groß, dass er den Einzugsbereich vergrößerte, mehr Fahrer anheuerte, ein zweites Fahrzeug leaste. Mülheim, Duisburg, Essen, Oberhausen sind nun mögliche Startorte. Wer in einer dieser Städte am Wochenende unterwegs ist, kann eine Handy-Hotline anrufen, dann kommt ein Smart mit zwei Fahrern. Einer bringt die Kunden in ihrem eigenen Auto nach Hause, während der zweite hinterher fährt und seinen Kollegen am Zielort, der auch abseits der vier Städte liegen kann, einsammelt.

Ein einfaches Konzept, das aus eigener Erfahrung entstanden ist. Denn natürlich kennt auch Akpolat den Ärger, wenn am Tag nach der Party das Auto noch vor der Disco steht oder die Diskussionen im Freundeskreis, wer denn nüchtern bleibt und fährt oder – noch schlimmer! – faule Kompromisse a´ la: „Ich fahr' hin und du fährst zurück.”

70 bis 80 Fahrten im Monat

Dass sein Konzept ankommt, zeigte das vergangene Jahr. Rund 70 bis 80 Mal wird der Nachtschwärmerservice inzwischen im Monat angefordert, und es gibt Kooperationen mit verschiedenen Discotheken und Hotel-Ketten.

Ein guter Anfang ist dies für den 30-Jährigen, der viele Pläne hat, sein Konzept auszubauen. Denn noch trägt sich der Nachtschwärmerservice zwar selbst, doch der Gewinn ist gering. „Allein davon kann man nicht leben. Aber meine eigentliche Idee, den Chauffeurservice so bekannter zu machen, ist aufgegangen”, sagt er. Geschäftsleute hat er dabei im Blick, die in einem Auto ihrer Wahl kutschiert werden. Der Flughafentransfer käme mittlerweile gut an und er habe Kontakt zu mehreren Hotels. Zudem bietet er einen Fuhrparkpflegeservice.

Kein freies Wochenende

Diese verschiedenen Bereiche unter einen Hut zu bringen, ist natürlich viel Arbeit. Doch Cihan Akpolat hat es nicht bereut, seinen Beruf als Fachinformatiker an den Nagel gehängt zu haben: „Der Stress, den man hat, ist positiver Stress, weil man an seiner eigenen Zukunft arbeitet.” Da nimmt er es gerne in Kauf, dass er seit Dezember 2008 kein freies Wochenende mehr hatte.

Und auch mit seinen angetrunkenen bis volltrunkenen Fahrgästen hat er noch keine schlechte Erfahrung gemacht – vielleicht auch, weil sie in ihrem eigenen Auto sitzen. „Meistens ist es sehr lustig”, sagt der leidenschaftliche Autofahrer Akpolat. Und: „Man lernt Menschen richtig kennen. Denn wenn sie etwas getrunken haben, gehen die Leute ganz offen und ehrlich miteinander um.”

  • Info: Eine Fahrt kostet 15 Euro, ab fünf Kilometern kostet jeder zusätzliche einen Euro. Der Nachtschwärmerservice fährt nur am Wochenende. Kontakt: 0151/23 00 23 03