Mülheim. Einige Großstädte planen stärkere Restriktionen gegen die wachsende Zahl an E-Scootern und -unfällen. Die Frage: Zieht die Stadt Mülheim mit?
Gefühlt stehen sie ständig im Weg: Die Stadt Düsseldorf richtet deshalb eigens Zonen für sie ein, Braunschweig will das Abstellen von E-Scootern deutlich regulieren. Und laut wird inzwischen über eine sogenannte Gefährdungshaftung etwa bei nachlässig abgestellten Scootern und Unfällen nachgedacht. Denn dem Statistischem Bundesamt zufolge hat sich die Zahl der Unfälle mit E-Scootern bundesweit im vergangenen Jahr auf 5535 Unfälle knapp verdoppelt, rund 1100 davon in NRW. Wie hoch ist der Handlungsdruck in Mülheim?
Zwar hat sich die Zahl der Anbieter der elektrischen Tretroller seit Einführung weiter verringert. Aktuell teilen sich nur noch zwei Verleiher die Stadt, da Spin mit Lime fusionierte, bei Einführung der E-Scooter in Mülheim gab es noch fünf. Neben Spin und Lime waren dies Tier, Zeus und Bird.
In Mülheim sind aktuell mehr Scooter als noch 2021 im Umlauf
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Dennoch sind mehr Scooter als zuvor im Umlauf: 675 von vormals 450 (April 2021), denn die Stadt Mülheim legte die damalige Flottenbegrenzung für jeden der fünf Anbieter – rund 115 Roller – auf die verbleibenden zwei Anbieter um. Eigentlich wären sogar 1000 Roller für Mülheim möglich, doch noch wollen diese das Potenzial nicht ausschöpfen.
Es mag daran liegen, dass die Stadt seit 2022 eine sogenannte Sondernutzungsgebühr von 20 Euro pro Roller und Jahr von den Anbietern fordert. Auch in dieser Branche wird mit spitzem Stift gerechnet.
Die Dichte an Tretrollern hat also zugenommen, dennoch schätzt die Stadt die Gefahr durch falsch abgestellte E-Scooter im Straßenverkehr als „vergleichsweise unauffällig ein. Unfälle sind uns aktuell keine bekannt. Die Beschwerdelage ist sehr ruhig geworden“, sagt Sonja Knopke vom Ordnungsamt.
Weniger Beschwerden und weniger Buß- und Verwarngelder in diesem Jahr
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Wenn auch der Ärger über Scooter oft laut daherkommt, zeigt sich in Mülheim anhand von Zahlen ein anderes Bild: 51 Beschwerden waren es noch im vergangenen Jahr 2021, nur noch 16 gingen hingegen in den vergangenen acht Monaten ein. Ähnlich ist der Trend bei den Verfahren wegen Verkehrsordnungswidrigkeiten. Seit Einführung sind es 89, die sich in 23 Bußgeldverfahren und 63 Verwarngelder aufteilen. Insgesamt verhängte die Stadt 3220 Euro an Buß- und Verwarngelder, doch der größte Anteil der Summe (2500 Euro) kam in der Anfangszeit bis September 2021 zustande. Nicht eingerechnet – so Knopke – sind allerdings Verstöße wie das Fahren von E-Scootern unter Alkohol- und Drogeneinfluss.
Weitere Regulierungen durch weitere Zonen oder Abstellpunkte wie in Düsseldorf plant Mülheim derzeit nicht. Mit 74 Abstellpunkten sei Mülheim gemessen an der Stadtgröße bereits Vorreiter. Andere Städte würden das ,Mülheimer Konzept’ sogar anfragen. Knopke: „Das Mülheimer Konzept, mit den festen Rückgabepunkte in der Innenstadt und den Stadtteilzentren, zahlt sich aus. So bleibt die Anzahl der ungünstig abgestellten E-Scooter überschaubar und lässt sich in den stark durch Fußgänger frequentierten Bereichen steuern. Andere Städte haben da noch einen weiten Weg vor sich.“