Mülheim. Damit ans Lüften gedacht wird, möchte das Land in allen Klassenzimmern CO2-Messgeräte installieren. Warum man in Mülheim noch skeptisch ist.

Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei, das Land aber will unbedingt am Präsenzunterricht festhalten. Um das Ansteckungsrisiko durch Aerosole zu verringern, müssen Klassenzimmer regelmäßig gelüftet werden. CO2-Messgeräte weisen auf mangelnden Luftaustausch hin, können Lüftungsintervalle optimieren. Zur Anschaffung der Geräte stellt NRW daher viel Geld zur Verfügung – allein nach Mülheim sollen 456.000 Euro fließen. Die Stadtverwaltung aber ist von den Plänen noch nicht restlos überzeugt.

Rund 2600 Geräte könnten von den Landesmitteln angeschafft werden, berichtete Peter Hofmann, Leiter der Schulverwaltung, jüngst im Bildungsausschuss. Das seien mehr als genug für alle Klassenräume. Zumal von den Schulen bei einer internen Abfrage das Signal gekommen sei, dass man das mit dem Lüften nach zweieinhalb Jahren Pandemie eigentlich auch ohne Melder verlässlich hinbekomme. „Von mehreren Schulen hieß es, dass sie die Messgeräte in den Klassenzimmern eigentlich nicht brauchen“, so Stefan Sprenger, Abteilungsleiter Schulen im Amt für Kinder, Jugend und Schule, auf Nachfrage.

Mülheims Schulen sehen einen Bedarf vor allem in den Mensen und Aulen

Auch interessant

Man sehe aber auf jeden Fall einen Bedarf für die Mensen und Aulen, die ja nicht tagtäglich genutzt werden. Falls in den Schulen also tatsächlich deutlich weniger Warngeräte benötigt werden als kalkuliert, könnte man die übrigen zum Beispiel in Kitas aufhängen, so Hofmann im Ausschuss. Das müsste der Zuwendungsbescheid allerdings ausdrücklich gestatten.

Bis dato liegt der Verwaltung ein solcher Bescheid nicht vor. Das Landes-Sonderprogramm „Corona-Vorsorge 2022“ sei aber im August im Ministerialblatt angekündigt worden, so Sprenger. Fest stehe somit auch noch nicht, wann genau die Melder eingekauft werden können. Und noch ein für die klamme Stadt wesentlicher Punkt ist ungeklärt: Wer trägt die Folge- und Wartungskosten für die CO2-Warnmelder? Man wolle „kein finanzielles Nachbeben“, sagt Sprenger, müsse deshalb genau hinschauen. Man habe eine Nachfrage beim Gesundheitsamt gestellt und mache weitere Entscheidungen von der Antwort abhängig.

Land stellt fürs Programm „Corona-Vorsorge 2022“ insgesamt 61,4 Millionen Euro bereit

Auch interessant

Laut Landesregierung wird die Nutzung der CO2-Geräte „vom Corona-Expertinnen- und Expertenrat der Bundesregierung empfohlen“. Einmalig werde daher die Anschaffung finanziert. Ende Juli war die Rede von 294.000 Räumen, die man NRW-weit ausstatten will, und von Kosten in Höhe von rund 51,4 Millionen Euro. Zusätzlich plane man, die Kommunen erneut bei der Beschaffung mobiler Luftreinigungsgeräte zu unterstützen. Weitere 10 Millionen Euro seien dafür vorgesehen.