Mülheim. Nach einer Lightversion im Vorjahr feiert das Mülheimer Drachenbootfestival an diesem Wochenende die Rückkehr zur Normalität.

Am Anfang steht Millimeterarbeit. „Noch einen Schlag vor, noch zwei Schläge zurück!“ Mit Augenmaß werden fünf Boote auf die richtige Startlinie unterhalb der Mülheimer Eisenbahnbrücke dirigiert. Mit dem Startzeichen „Attention, go!“ stechen 60 Paddel gleichzeitig in die Ruhr, um das Boot auf dem schnellsten Weg in Richtung Schloßbrücke zu bringen.

Das Mülheimer Drachenbootfestival ist auch bei seiner 26. Austragung eine Institution. Zwischen den beiden Brücken herrscht auf der Stadthallenseite wieder bunter Trubel. Knapp 1200 Sportlerinnen und Sportler beteiligen sich an diesem Wochenende an den verschiedenen Rennen.

Mülheim: 100 Ehrenamtliche sind beim Drachenbootfestival im Einsatz

„Wir sind froh, dass wir es immer noch machen können“, sagt Jürgen Teschke von der DJK Ruhrwacht. Die Corona-Pandemie hatte die Veranstalter auch schwer erwischt. Im vergangenen Jahr stellte die DJK ein abgespecktes Event nur für Sportlerinnen und Sportler auf die Beine. „Damit wir wenigstens am Leben bleiben“, so Teschke.

Auch das Organisationsteam und seine Routine blieben dadurch erhalten, während andere Sportarten durch Corona noch größere Probleme im Ehrenamtlichen haben als vorher schon. „Unser altes Team ist wieder zusammengekommen“, freut sich Jürgen Teschke. An beiden Tagen sind rund 100 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer im Einsatz.

75 Mannschaften starten in bunten Trikots auf der Ruhr

Die Rückkehr zur Normalität gefällt ganz offensichtlich nicht nur den Veranstaltern. Beste Stimmung herrscht unter den Zelten der insgesamt 75 Mannschaften oder an der Startbrücke, wo die Paddlerinnen und Paddler in bunten Trikots auf ihren Einsatz warteten.

„Wir haben diesmal noch mehr Zelte direkt vor der Stadthalle aufgebaut, damit alles noch enger zusammen ist“, berichtet Teschke. Die Ausstattung für die Teams hält er ohnehin für einmalig. „Das gibt es auf anderen Regatten und Festivals nicht“, sagt er. Deswegen kommen sogar regelmäßig Gäste aus Wilhelmshaven. Die „Awo-Nauten“ gehen als einziges Team an beiden Tagen an den Start.

Gäste kommen diesmal sogar aus Frankreich und Finnland

Am Sonntag gehen dann sogar Gäste aus Frankreich und Finnland an den Start. Denn Mülheim feiert das Jubiläum der Städtepartnerschaften zu Tours (60 Jahre) und Kouvola (50). Der Förderverein für Städtepartnerschaften und die Mülheimer Stadtmarketing- und Tourismus GmbH (MST) stellen das Mülheimer Boot.

Die „Pink Ladies“ starten beim Mülheimer Drachenbootrennen unter dem Motto „Paddeln gegen Brustkrebs“. Außer den beiden Trainerinnen sind alle Teilnehmerinnen von der Krankheit betroffen.
Die „Pink Ladies“ starten beim Mülheimer Drachenbootrennen unter dem Motto „Paddeln gegen Brustkrebs“. Außer den beiden Trainerinnen sind alle Teilnehmerinnen von der Krankheit betroffen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Ins Auge fallen überall am Ruhrufer während des Drachenbootfestivals auch die gleichfarbigen Trikots der „Pink Ladies“. Die Organisation aus dem Rhein-Main-Gebiet hat sich dem Kampf gegen den Brustkrebs verschrieben. Bis auf die beiden Trainerinnen sind alle Sportlerinnen betroffen. „Es fällt den Frauen auch schwer, sich sozusagen öffentlich zu outen“, sagt Trainerin Anke Heinz. Ihrer Meinung nach sei Brustkrebs weiterhin ein Tabuthema in der Öffentlichkeit.

Frauen wollen beim Drachenbootrennen ihre Krankheit vergessen

Umso wichtiger sei für die Frauen zwischen 30 und 50 Jahren das gemeinsame Sporttreiben. Denn darum geht es in allererster Linie. „Bei uns sitzen im wahrsten Sinne des Wortes alle in einem Boot“, sagt Anke Heinz. Neben dem Gemeinschaftserlebnis sei allerdings auch die Paddelbewegung nachweisbar hilfreich. „Deswegen achten wir auch sehr auf die Technik“, so die Trainerin.

Indoor-Cup Ende November

Nach dem Festival ist vor dem Festival: Schon im Oktober findet die erste Besprechung für die 27. Auflage des Drachenboot-Events statt.

Zwischendurch steigt am 26. November noch der Indoor-Cup im Hallenbad Süd. „Falls die Wassertemperatur runtergedreht werden sollte, dann freut uns das“, schmunzelt Jürgen Teschke von der DJK Ruhrwacht in Erinnerung an tropische Temperaturen bei den vergangenen Veranstaltungen

Drei- bis viermal im Jahr treffen sich die „Pink Ladies“ zu Drachenbootrennen. In Mülheim war das 14-köpfige Team nun zum ersten Mal dabei. Aber sicher nicht zum letzten Mal.

Festival läuft am Sonntag noch bis 16 Uhr

Das 26. Mülheimer Drachenbootfestival geht noch am heutigen Sonntag bis 16 Uhr. Die Rennstrecke verläuft von der Eisenbahn- bis zur Schloßbrücke. Neben spannenden Wettkämpfen gibt es auch gastronomische Angebote, Hüpfburgen und Spaß-Aktionen für Kinder. Alle Infos und Ergebnisse gibt es auf der Website der DJK Ruhrwacht.

Pippi Langstrumpf trommelt ihr Team nach vorne beim 26. Drachenbootrennen in Mülheim.
Pippi Langstrumpf trommelt ihr Team nach vorne beim 26. Drachenbootrennen in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller