Mülheim. Der trockene Sommer kann für einige Stadtvögel den Hungertod bedeuten. Eine Mülheimer Vogelexpertin rät trotzdem nicht unbedingt zum Füttern.

Der heiße, trockene Sommer geht auf die Zielgerade zu, Böden in Parks und Gärten fühlen sich an wie betoniert. Wo sind die Stadtvögel geblieben, die hier früher nach Nahrung hackten? Wann wurde zuletzt eine Amsel mit Regenwurm in ihrem gelben Schnabel gesichtet? Die erfahrene Mülheimer Vogelexpertin Elke Brandt (79), stellvertretende Vorsitzende des Nabu Ruhr, beschreibt den Ernst der Lage.

Ist dies für die Vogelwelt in Mülheim ein schlimmer bis tödlicher Sommer?

Elke Brandt: Tatsächlich ist der trockene, harte Boden ein Problem. Da ist nichts mehr zu finden, und das wird mit Sicherheit Opfer fordern. Die Meise hat noch die Alternative, im Baum nach Insekten zu suchen. Aber beispielsweise für Amseln oder für Grünspechte, die ihren Nahrungsschwerpunkt auf dem Boden haben, ist es schwierig. Denn die Erde ist wie betoniert.

Mülheimer Vogelexpertin: Extremwetter trifft besonders Jungvögel

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Drohen auch Vögel zu verdursten, weil es wochenlang nicht geregnet hat?

Das weniger, denn gerade in den Städten haben viele Leute Teiche, und es werden Vogeltränken aufgestellt. Die Vögel können ja auch zu großen Gewässern fliegen, etwa zur Ruhr, um zu trinken. Das ist nicht das Problem.

Welche Vögel trifft das extreme Klima besonders?

Von Extremwetterlagen besonders betroffen sind immer Jungvögel. Wenn nicht ausreichend Nahrung da ist, um sie aufzuziehen, verhungern sie. Das gilt nicht nur bei Hitze, sondern auch bei Kälte. Wenn wir etwa im März, April längere Kaltwetterphasen haben, Insekten rar sind, kann es passieren, dass Meisen nicht genügend Nahrung finden für ihren Nachwuchs und ein großer Teil des Jahrgangs verhungert. Schwierig wird es, wenn Extremwetterlagen sich in den nächsten Jahren wiederholen. Dann wird das Folgen haben.

Tier- und Pflanzenwelt wird sich verschieben

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Sollten wir die Vögel im Garten oder auf dem Balkon jetzt füttern, wie im Winter?

Vögel füttern ist eine Lebensphilosophie. Es gibt starke Argumente dafür und dagegen. Ich persönlich habe meine ersten ornithologischen Kenntnisse durch Langzeitbeobachtungen am Küchenfenster erworben.

Füttern Sie momentan?

Nein. Weil in dem Umfeld, in dem ich wohne, so viele Katzen herumlaufen. Ich will kein Katzenfutter produzieren. Aber unsere Stadtvögel werden auch sicher nicht einfach zusehen, wie sie verhungern und verdursten, sondern es wird sich verlagern. Die Tier- und Pflanzenwelt wird sich verschieben. Arten, die in trockenen heißen Lebensräumen gut zurechtkommen, werden nach Norden wandern. Zu uns.