Mülheim. Der Mindestlohn stellt Taxi-Unternehmen vor Probleme – auch in Mülheim. Was sich für Kunden ändert, wieso ein Anbieter einen Konkurrenten frisst.

Randolf Stephany ist die dritte Generation in der Reihe der Mülheimer Taxi-Unternehmer seiner Familie. Sein Großvater gründete das Unternehmen 1929. Stephany ist Kfz-Meister, Kfz-Sachverständiger, Mitglied des Prüfungsausschusses der IHK für Taxi-Unternehmerinnen und -unternehmer und zudem im Vorstand der Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein Taxi-Mietwagen e.V. aktiv. Wenn es um das Taxi-Gewerbe geht, dann führt in Mülheim kein Weg an ihm vorbei. Ab dem ersten Oktober wird er seinen bisherigen Konkurrenten Taxi Berse übernehmen und seine Flotte danach auf 22 Taxis beinahe verdoppelt haben.

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Stephany begründet die Preissteigerungen im Taxi-Gewerbe unter anderem mit der Einführung des Mindestlohns, der - ebenfalls am ersten Oktober - erneut steigen und dann zwölf Euro pro Stunde betragen wird. Früher seien die Fahrenden prozentual an den Einnahmen beteiligt gewesen, so der Taxi-Unternehmer. Nun greife der Mindestlohn, was alles geändert habe. Das Ende der steigenden Kosten sei damit aber noch nicht erreicht. „Zu den zwölf Euro Stundenlohn kommen noch 4,80 Euro bei Tag und 6,50 Euro bei Nacht als Lohnnebenkosten hinzu.“

Taxi fahren in Mülheim: Stadt gibt Preise vor

„Bei der Beantragung des aktuell gültigen Tarifes lag der Dieselpreis noch bei 1,20 Euro“, erläutert Randolph Stephany. Ab Oktober, nach Wegfall des Tankrabatts, werde der Preis nach ersten Berichten wieder auf etwa 2,10 Euro steigen, befürchtet er. „Das würde einer Steigerung um 75 Prozent im Vergleich zum Antragszeitpunkt entsprechen.“ Die Unternehmerinnen und Unternehmer seien zudem auch von gestiegenen Fahrzeugkosten für Anschaffung, Reparaturen und andere Posten gebeutelt.

„Wenn diese Kosten nicht durch eine Anhebung des Taxi-Tarifes oder eine Subvention analog der Ruhrbahn aufgefangen werden, hätte das eine Reduzierung des Angebotes insbesondere im Abend- und Nachtbereich und am Wochenende zur Folge“, sagt Stephany. Die Taxi-Preise werden aber von der Stadt vorgegeben. Zuständig ist das Ordnungsamt. „Ich bräuchte ab dem ersten Oktober drei Euro pro Kilometer, was einer Erhöhung von rund 13 Prozent entspräche, beziehungsweise 3,10 Euro pro Kilometer - analog der genehmigten Preise im Oberbergischen Kreis“, konstatiert Randolph Stephany. Momentan liege der Kurs bei 2,65 Euro pro Kilometer an Werktagen und zehn Cent mehr nachts sowie an Sonn- und Feiertagen.

Mülheimer Taxi-Unternehmer: Mindestlohn ist nicht nur gut

Birgit Zühlke von der Taxizentrale Call-Cars hält eine Erhöhung der Tarife für unangemessen. „Ich denke an die Leute. Wir kommen damit aus.“ Der Tarif in Mülheim sei „aktuell teurer als in Düsseldorf. Ich finde das zu hoch.“ Bei den Mülheimer Taxi-Unternehmen ist sie mit dieser Meinung allein, denn auch Muhammed Erdem, der Geschäftsführer von Taxi Fleskes, sieht mit der aktuellen Entwicklung Probleme auf sich zukommen.

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„Die aktuelle Tarif-Erhöhung hat die letzten drei Mindestlohn-Erhöhungen sowie die Treibstoffkosten und die gestiegenen allgemeinen Kosten abfedern können. Unsere Kunden haben die Tarif-Erhöhung auf Grund der aktuellen Preis-Anstiege positiv aufgenommen“, so Erdem. Der politische Wille, den Mindestlohn auf zwölf Euro anzuheben, sei – unter sozialen Gesichtspunkten betrachtet – sehr gut. Der gleiche politische Wille müsse es den Taxi-Unternehmen aber auch ermöglichen, so viel Geld zu verdienen, dass sie die zwölf Euro bezahlen können, gibt Muhammed Erdem zu bedenken. „Die anstehende Mindestlohn-Erhöhung von 10,45 auf zwölf Euro sowie die dazugehörigen anhänglichen Sozialabgaben ab dem ersten Oktober wird unser Unternehmen zu Sparmaßnahmen zwingen.“