Mülheim. Das Ruhrtalhaus in Mülheim-Raadt steht vor einer bangen Zukunft. Die Naturfreunde wollen es vor dem Verkauf retten und erwägen deshalb neue Wege.
Mit einem breiten Bürgerbündnis wollen die Naturfreunde ihr 1932 am Böllrodt in Raadt errichtetes Ruhrtalhaus vor einem möglichen Verkauf retten. Es ist eines von bundesweit 400 Häusern der Naturfreunde. „Wir haben interessante Kaufangebote privater Investoren, aber wir möchten das Haus der Öffentlichkeit erhalten. Deshalb gehen wir neue Wege und sind offen für eine Zusammenarbeit mit anderen Gruppen, Vereinen, Verbänden und Parteien, die mit uns das Ruhrtalhaus professionell weiterführen wollen“, sagte der kommissarische Ortsgruppenvorsitzende der Naturfreunde, Wofgang Hendges, am Sonntagnachmittag bei einem Sommerfest vor Ort.
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Unter den gut 60 Gästen, die sich unter schattigen Bäumen Kaffee und Kuchen schmecken und sich anschließend durch das sichtlich in die Jahre gekommene Ruhrtalhaus führen ließen, waren auch Vertreter der Linken und der Grünen, aber auch Nachbarn, wie Thomas Schroeder, der sich gerne „an die tollen Partys und Feste, aber auch an interessante politische Veranstaltungen, die wir hier erlebt haben“, erinnerte. „Wie erleben es gerade in diesen Zeiten, in denen wir große gesellschaftliche Umbrüche und Herausforderungen erleben, dass die Menschen vor Ort Räume brauchen, in denen sie sich in aller Ruhe und generationsübergreifend treffen und miteinander austauschen können. Denn nur so können sich Menschen in unsere Gesellschaft einbringen und sich in die Lösung sozialer und ökologischer Probleme einbringen“, sagte der Landesvorsitzende der Naturfreunde, André Stinka, der für die SPD im Landtag sitzt.
Ruhrtalhaus Mülheim: kooperative Nutzung angestrebt
„Wir haben hier in dem seit zwei Jahren geschlossenen Haus mit zwölf Leute in den vergangenen Wochen richtig Hand angelegt und schon mal eine Grundreinigung durchgeführt. Damit wir heute dieses Sommerfest durchführen konnten“, berichtete Naturfreund Rüdiger Sagel. Wolfgang Hendges ergänzte: „Wir haben ein bewusst offen gehaltenes und auf eine kooperative Nutzung angelegtes Nutzungskonzept für eine demokratisch geführte gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung erarbeitet und Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern und Geldgebern geführt.“
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Zu den Gesprächspartnern gehörten unter anderem der Kinderschutzbund, die PIA-Stiftung, die Aktion Mensch und katholische Gemeindemitglieder aus St. Mariae Geburt und Heilig Geist, die nach der geplanten Aufgabe des Gemeindezentrums Heilig Geist an der Zeppelinstraße/Ecke Dinnendahls Höhe einen neuen Treffpunkt für Chorproben, Gruppenstunden, Feste und Veranstaltungen suchen.
Naturfreunde Mülheim erhielt einige Hilfsangebote
Schon während der Führung durch das Ruhrtalhaus, das auf einem fast 7000 Quadratmeter großen Areal, unweit des Wohnstiftes Raadt steht, gaben einige Gäste ihren Aufnahmeantrag bei den Naturfreunden ab oder signalisierten ihre Bereitschaft, sich finanziell an der geplanten gGmbH zu beteiligen. „Wir haben bei einem Architekten ein Gutachten eingeholt, dass uns zeigt, dass wir mindestens 500.000 Euro in die Modernisierung des Hauses stecken müssen. Das Haus muss zudem hauptamtlich betrieben werden, da die größtenteils schon älteren Mitglieder nicht mehr in der Lage sind, wie früher, den Betrieb ehrenamtlich aufrechtzuerhalten. Außerdem wollen wir das Haus barrierefrei umbauen und von der Ölheizung weg zu einer Solarenergieversorgung kommen“, erklärte Wolfgang Hendges. Die Mitgliederzahl der Naturfreunde sei in dem vergangenen Jahr vor Ort von 200 auf 80 zurückgegangen. Laut Andre Stinka gibt es landesweit aktuell rund 3900 Naturfreunde.
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Die grünen Ratsmitglieder, Bürgermeisterin Ann-Kathrin Allekotte, und Timo Spors, die sich vor Ort ein eigenes Bild machten, signalisierten den Naturfreunden ihre Sympathie und ihre Unterstützung für das „Ruhrtalhaus, das für die Öffentlichkeit erhalten bleibt und perspektivisch für Raadt und Menden-Holthausen vielleicht einmal eine Funktion, wie die Feldmannstiftung für Styrum bekommen könnte.“ Allekotte kann sich zum Beispiel einen Waldkindergarten gut vorstellen. Und Spors verwies unter anderem auf die begrenzten, aber vorhandenen Fördermittel der Bezirksvertretung Rechtsruhr-Süd, „zumal es in diesem Bereich der Stadt bis jetzt noch keine Bürgerbegegnungsstätte gibt.“
Wer die Naturfreunde beim Erhalt des Ruhrtalhauses unterstützen will, erreicht Wolfgang Hendges per E-Mail an: wolfgang.hendges@naturfreunde-nrw.de.