Mülheim. Mit einem Appell an Mülheims OB will der Selbecker Bürgerverein ein Aus der einzigen Kita vor Ort verhindern. Die Kirchengemeinde äußert sich.
Mit „Entsetzen und großer lrritation“ reagiert der Selbecker Bürgerverein (SBV) auf den Rückzug des katholischen Kita-Zweckverbands aus der einzigen Kita in Selbeck. Ganztagsbetreuung für kleine Kinder und Grundschule seien „eng miteinander verflochten und bilden den zentralen Kern für das soziale Leben einer dörflichen Gemeinschaft“: Der SBV fordert ein sofortiges Herangehen, um einen neuen Träger zu finden.
Der eindringliche Appell geht direkt an die Adresse des Oberbürgermeisters: „Von der Stadt Mülheim erwarten wir eine Aussage, ob sie, sollte sich kein Träger finden, selbst einspringt oder Selbeck fallenlässt“, teilt der Vorstand des SBV in einem Brief an OB Marc Buchholz mit.
Selbecker Bürgerverein fordert Stadt auf, notfalls einzuspringen
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Für die Entscheidung des bisherigen Trägers, ohne dass ein Ersatz gefunden sei, zeigt der Bürgerverein wenig Verständnis: „Vor dem Hintergrund, dass in Selbeck eine rege Bautätigkeit herrscht – an der Kölner Straße werden zurzeit 40 Einfamilienhäuser gebaut, am Hantenweg sind weitere geplant – muss klar sein, dass eine so kurzfristige Mitteilung für junge Familien in Selbeck und die neu hinzuziehenden gravierende Konsequenzen haben wird.“
Denn auch wenn alle Kinder, die bisher schon aufgenommen wurden, bis zum Ende des Kindergartens betreut würden, werden fortan ja keine neuen Verträge mehr angeboten, beruft sich der SBV auf die Aussage des Zweckverbands in einem Schreiben und fragt: „Wo sollen die Selbecker Familien und die vielen neuen Familien für ihre Kinder in einem Jahr einen Kindergartenplatz finden? Was ist mit Geschwisterkindern?“
Sorge um Existenz der Grundschule als Folge einer Kita-Schließung
Ferner befürchtet der Bürgerverein ebenso Auswirkungen auf die Selbecker Grundschule: „Wenn die Kinder erst einen Platz in einem anderen Stadtteil oder in Breitscheid erhalten haben, werden sie nicht mehr die Grundschule in Selbeck besuchen, da sie bei ihren Kindergarten-Freunden bleiben wollen. Damit wird die Existenz der Grundschule ebenfalls infrage gestellt“, so der SBV-Vorstand.
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Selbeck brauche daher „sehr zeitnah“ einen neuen Träger, um die Kontinuität der Betreuung sicherzustellen: „Wir erwarten eine aktive Kontaktaufnahme mit allen lnstitutionen, die Kindergartenbetreuung anbieten.“
Auch die katholische Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt, Eigentümerin des Kita-Gebäudes, zeigt sich besorgt darüber, was die Ankündigung des Kita-Zweckverbandes nun bei Selbecker Eltern und im Stadtteil ausgelöst hat. Manuel Gatz vom Kita-Kuratorium und Kirchenvorstand bekundet, dass die Gemeinde auf jeden Fall wieder eine Kita im Haus haben möchte und keine andere Vermarktung oder gar Veräußerung des Grundstücks oder Gebäudes plant. Einen neuen Träger aber könne man noch nicht präsentieren, es gebe Gespräche mit möglichen katholischen Trägern.
Kirchengemeinde versichert: Wir planen keine Veräußerung des Kita-Grundstücks
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In einer Stellungnahme sprechen Gatz und Pfarrer Christian Böckmann jedoch auch von „großen Herausforderungen, denn obwohl es nur eine kleine, aber feine Einrichtung ist, erreichten wir in der Vergangenheit nachhaltig keine volle Auslastung. Wir hoffen und wünschen uns sehr, dass sich die Planungsunsicherheiten unter anderem durch die neue Bebauung in Selbeck zukünftig verbessern.“
Der Pfarrei liege „ein gutes soziales, lebendiges und von christlichen Werten geprägtes Miteinander von Kita, Schule, Kirche und Bürgergesellschaft in Selbeck sehr am Herzen“, bekräftigen sie. Die verantwortlichen Gremien von Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat seien davon überzeugt, „dass die katholische Kita in Selbeck als pastoraler Ort für die Gemeinde und das soziale Miteinander im Rahmen unseres Zukunftsbildes und der Pfarreientwicklung von großer Bedeutung ist“.