Mülheim. Über 100 Automobile aller Typen haben auch 2022 wieder ihren Weg zu Alten Dreherei in Mülheim gefunden. Es gab viele alte Schätzchen zu bestaunen.
Für die Liebhaber alter Fahrzeuge ist der Juni des Jahres dick markiert: Alljährlich verwandelt sich dann für zwei Tage die Alte Dreherei in Broich zum Treffpunkt von Young- und Oldtimern. Weit über 100 Automobile aller Typen haben auch diesmal wieder ihren Weg in die Ruhrstadt gefunden und einen Blick in die Historie der mobilen Fortbewegung ermöglicht.
Die Kennzeichen der Karossen verraten, dass sich die Beliebtheit des Old- und Youngtimerfestivals auf ganz Nordrhein-Westfalen erstreckt. Ein knallroter Jaguar E-Type trägt sogar die Abkürzung für die fränkische Stadt Erlangen auf seinen Nummernschildern. Vertreten sind alle Epochen: Von der Vorkriegsdroschke bis hin zu den jüngsten Modellen der Jahrtausendwende.
Ältester Pkw bei der Mülheimer Schau: ein Ford a Roadster (1928)
Der älteste Wagen steht in der Halle der Alten Dreherei: Ein Ford A Roadster, Baujahr 1928. Man glaubt es kaum, aber der in New York erstzugelassene, grün-blaue Oldtimer soll angeblich nur ein einziges Mal den Besitzer gewechselt haben. „Der ist noch voll einsatzfähig“, versichert Martin Menke, Vorsitzender des Trägervereins der Alten Dreherei und selbst passionierter Oldtimerfreund. Vor kurzem habe das fast 100 Jahre alte Gefährt mit seinen rund 40 Pferdestärken eine 250 Kilometer lange Spritztour unbeschadet überstanden.
Ein paar Meter weiter findet sich eine wahre Rarität. Zwar nur rund halb so alt wie der amerikanische Klassiker, dafür aber in einer Stückzahl von nur 100 Exemplaren aufgelegt, besitzt der Melkus RS 1000 wahren Seltenheitswert. Und ist zudem nahezu unbekannt. Denn der schnittige, an italienische Konkurrenten erinnernde Sportwagen stammt aus der DDR-Produktion. Er war der einzige seiner Art im Land des real existierenden Sozialismus und maß sich in seiner Rennversion auf Rundstrecken mit den Fahrzeugen der Bruderstaaten.
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Ostflitzer aus DDR-Produktion hat eine Höhe von nur einem Meter
Erworben werden konnte der Ostflitzer selbst in seiner Straßenversion nur, wenn man eine Rennlizenz vorweisen konnte. Allerdings habe es sich auch der eine oder andere Funktionär gestattet, mit dem 180 Stundenkilometer schnellen Melkus über die für reichlich Schüttelmomente sorgenden Straßen der DDR zu rasen, ist sich Martin Menke sicher. Wenn man es überhaupt schaffte, in ihn einzusteigen: Denn mit einer Höhe von rund einem Meter liegt der Sportwagen knapp über dem Fußboden und hat als zusätzliches Hindernis auf jeder Seite breite Türschweller, in denen sich die Benzintanks befinden.
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Weitaus leichter fällt dagegen der Einstieg beim Opel Blitz von Thomas Ferch. Der kleine Lastkraftwagen wurde in den 60er-Jahren in Baden-Württemberg als über die Dörfer rollende Sparkasse genutzt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bankwesen bekam der Blitz einen Umbau zum Wohnmobil verpasst. Für den Mülheimer Ferch ein Grund zum Zuschlagen: Für 2300 DM kaufte er vor 25 Jahren das Gefährt, steckte einiges an Arbeit hinein und steuerte zahlreiche Campingplätze damit an. Bis ihm die Lust verging: „Das moderne Campen macht mir einfach keinen Spaß mehr.“ Wenn der Blitz heute unterwegs sei, dann einzig, um Besuchern von Oldtimershows wie an der Alten Dreherei eine Freude zu bereiten.