Mülheim. Pünktlich zur Kulturhauptstadt tritt das Ruhrgebiet in die Pedale. Beim Verleih "MetroRad Ruhr" kann man künftig zum Beispiel an über 30 Stationen in Mülheim eines von 355 Rädern ausleihen - und es an jeder beliebigen Stelle zurückgeben.
Bienen, Blumen, Sonnenschein und ein frisches Lüftchen um die Ohren. Die Möglichkeit, nach Lust und Laune die eine oder andere Strecke spontan mit dem Rad zurückzulegen, bekommt neue Ausmaße: Im Rahmen des Projekts „MetroRad Ruhr” wird Mülheim Teil eines innovativen Fahrradverleihsystems.
Im Frühjahr werden 30 Standorte mit 355 Rädern ausgestattet. Ausgefallene Fahrradständer, eine „Kommunikationseinheit” und ein Übersichtsplan informieren über die Nutzungsmöglichkeiten. Beim Betreiber registriert und durch sein E-Ticket oder einen Anruf beim Service-Center identifiziert, gibt es den Freischaltcode für das Fahrradschloss. Unabhängig von der Dauer oder dem Zielort kann das Rad an jedem beliebigen Standort abgestellt werden.
Gefördert mit 593 345 Euro
Unter Dortmunder Federführung gewannen zehn Ruhrgebietsstädte, darunter Mülheim, den bundesweiten Wettbewerb „Innovative öffentliche Fahrradverleihsysteme”. Der Preis: Eine zweijährige Bundesförderung in Höhe von 593 345 Euro.
Der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) und die Paritätische Initiative für Arbeit (PIA) koordinieren die Pflege und Unterhaltung der Fahrräder. Helmut Voß, Amtsleiter für Verkehrswesen und Tiefbau, blickt dem Projekt erwartungsvoll entgegen: „Als städteübergreifendes System bieten wir etwas ganz Neues und erhoffen großen Anklang vor allem unter den Besuchern der Kulturhauptstadt.”
Als Ergänzung zum Öffentlichen Personenverkehr (ÖPNV) sollen in diesem Jahr vor allem kulturelle Ziele gut ausgestattet werden. „Der Wasserbahnhof, die Stadthalle oder der Ringlokschuppen werden Ankerpunkte sein. Im nächsten Jahr wählen wir andere Standorte”, so Voß. 2011 sollen nämlich Berufspendler auf das Rad gebracht werden. Krankenhäuser, Gewerbegebiete und Bahnhöfe werden dann bevorzugt ausgerüstet.
Kooperation mit Nextbike
Mit dem Leipziger Systembetreiber Nextbike haben die Städte an der Ruhr einen der größten Fahrradverleihbetreiber Deutschlands als Partner gewonnen. Mit 20 % Eigenanteil errichtet Nextbike 300 Stationen im Ruhrgebiet mit insgesamt 3000 Rädern. „Durch Verleihgebühr und Werbung auf den Fahrradrahmen finanzieren wir die Kosten”, so Geschäftsführer Ralf Kalupner.
Einen Euro pro halbe Stunde und maximal acht Euro am Tag betragen die Kosten für den Nutzer. Abonnenten einer gültigen Zeitkarte des VRR können 30 Minuten umsonst radeln. Amtsleiter Voß sieht in der Verknüpfung eine zukunftsorientierte Maßnahme: „Wir wollen eine umweltfreundliche Mobilitätskette fördern und einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Lärmreduktion leisten.”
Mit Ablauf der Bundesförderung sollte das neue Projekt bis 2012 „laufen” gelernt haben: „Unser großes Ziel ist es, nach den zwei Jahren das Projekt in Form eines öffentlichen Leihradsystems weiterzuführen”, so Voß, „denn Radfahren ist Zukunft.”
Für Umweltschutz, Touristenansturm und Fahrspaß sorgt auch das vergleichbare Revierradsystem der PIA bereits seit zehn Jahren in Mülheim. Als Freizeit- und Touristenangebot bietet der Verleih organisierte Gruppentouren. „Unsere Kunden planen ihre Touren lange Zeit im Voraus und bevorzugen personell besetzten Stationen”, sagt PIA-Sprecher Axel Hupertz. Konkurrenz sieht er in „MetroRad Ruhr” nicht. „Wir sprechen unterschiedliche Zielgruppen an und ergänzen einander.”