Mülheim. Die Villa Magis in Mülheim hat einen neuen Besitzer - der zahlt 2,4 Millionen Euro für das Anwesen. Der Käufer ist eine Volksbank aus Thüringen.
Günther Dahms lässt sich nicht blicken. Aber auch ohne den Noch-Bewohner und Noch-Besitzer der Villa Magis ist die Zwangsversteigerung des Anwesens am Mittwochvormittag im Amtsgericht Mülheim mehr als gut besucht. Gut vier Dutzend Interessenten sind gekommen, einige von ihnen verfolgen die Verhandlung in einem der größten Säle vom Flur aus. Um 10.32 Uhr verkündet die Rechtspflegerin das Ergebnis. 2,4 Millionen Euro, das ist das Höchstgebot, das ein Rechtsanwalt für den neuen Besitzer offeriert, und das den Zuschlag erhält. Dahms wird die Villa in absehbarer Zeit räumen müssen. Der neue Eigentümer überrascht: Es ist die VR Bank Bad Salzungen Schmalkalden, eine Genossenschaftsbank aus Thüringen.
Dass die Bank die Immobilie unbedingt erwerben will, zeichnet sich früh ab. Für sie gibt der Rechtsanwalt schon das erste Gebot der Versteigerung ab. Die startet mit einer Summe von 1,5 Millionen Euro, bei einem von einem Gutachter bezifferten aktuellen Verkehrswert von 1,45 Millionen Euro für Haus und Grundstück. Schnell ist der Jurist bei einer Summe von zwei Millionen Euro. Mit einem Gebot von 2,3 Millionen Euro verabschiedet sich der letzte der Konkurrenten aus dem Bieter-Rennen. Dahms’ Rechtsanwalt scheitert zum Ende des Termins noch mit dem Versuch, den Zuschlag mit rechtlichen Mitteln zu verhindern.
Zu den Gläubigern gehören Banken und Ex-Radsportstar Jan Ullrich
Dahms, früher Eigentümer der Modekette Coast und des gleichnamigen Radrennstalls, ist hoch verschuldet, wohl auch deshalb hat sich baulich an der Villa schon lange nichts mehr getan. Vor der eigentlichen Versteigerung liest die Rechtspflegerin eine ellenlange Liste an Forderungen vor. Zu den Gläubigern zählen die Volksbank Mitte, die Commerzbank, aber auch das Land NRW und und der frühere Radsport-Star Jan Ullrich, einst Fahrer im Team Coast und dann im Streit um Geld geschieden. Die Stadt Mülheim hat inzwischen eigene Forderungen an die Volksbank abgetreten. Zumindest ein Teil der Schulden könnte nun beglichen werden.
Für den neuen Besitzer ist es mit dem Kaufpreis bei weitem nicht getan. Ein Sachverständiger hatte in einem Gutachten im Vorfeld der Zwangsversteigerung einen jahrelangen, erheblichen Instandsetzungs- und Sanierungsstau konstatiert. Die Villa Magis, die vor zwei Jahren noch für fast drei Millionen Euro auf dem regulären Markt zum Verkauf angeboten wurde und die wohl schon öfter Gegenstand eines Zwangsversteigerungsverfahrens war, hat in den vergangenen Jahren deutlich an Wert verloren. Der neue Eigentümer muss vermutlich mit erforderlichen Investitionen im mindestens sechsstelligen Euro-Bereich für Gebäude und Garten rechnen. Zudem bringt der bestehende Denkmalschutz für die Villa spezielle Auflagen mit sich.
620 Quadratmeter Wohnfläche, 22.000 Quadratmeter Grundstück
Bei der nächsten Zwangsversteigerung dürfte es am Mülheimer Amtsgericht wieder beschaulicher zugehen. Am 20. Juli kommt eine Eigentumswohnung mit knapp 80 Quadratmetern in Styrum unter den Hammer. Der Verkehrswert liegt bei gerade 75.400 Euro.
Rund das doppelte davon musste der Anwalt bei der Versteigerung der Villa Magis allein als notwendige Sicherungsleistung per Verrechnungsscheck vorweisen - ein Zehntel des festgelegten Verkehrswerts. Auch sonst sind die Dimensionen besonders: Die in den 1950er Jahren für den ehemaligen Oberhausener Modeunternehmer Hans Magis gebaute Villa hat rund 620 Quadratmeter Wohnfläche, das Grundstück misst 22.000 Quadratmeter. Offen bleibt die Frage, was der neue Besitzer mit dem Anwesen vorhat. „Dazu geben wir keinen Kommentar ab“, sagt der Rechtsanwalt der fernen VR Bank. Auch ein Sprecher des Geldinstituts ließ auf Anfrage wissen: „Wir geben in der jetzigen Phase erstmal keine weiteren Auskünfte.“