Mülheim. Nach dem grausamen Tod eines Pferdes in Mülheim setzen Menschen am Auberg einen Hilferuf ab: Vandalismus und Jugendtreffen seien außer Kontrolle.

Es ist ein so wunderbar idyllisches Fleckchen Erde hier rund um den Aubergweg in Saarn. Doch der grausame Tod einer Stute Ende vergangener Woche hat den Schein einer heilen Welt für Menschen aus dem Umfeld endgültig verblassen lassen. Vandalismus, Müll und Jugendliche, die über die Stränge schlagen: Menschen vom Auberg setzen einen Hilferuf an die örtliche Politik ab.

In der Nacht zum Freitag war auf einem Pachtgrundstück am Aubergweg die zehnjährige Stute Chester Bound grausamst ums Leben gekommen. Das Pferd wurde zunächst offenbar mit Steinen, gar einem Asphaltbrocken, ein halbes Kilo schwer, traktiert. Schließlich wurde es derart in Panik versetzt, dass es in einen Stromzaun sprang, wohl gegen einen Baum prallte und schließlich so unglücklich abprallte, dass sich ein stählerner Zaunpfosten quer durch Hals und Kopf des Tieres bohrte. Wie lange die Stute ihren Todeskampf kämpfen musste, ist unklar. Entdeckt wurde das schon verstorbene Pferd am nächsten Morgen.

Menschen am Mülheimer Auberg beklagen wilde Partys, Müll und Vandalismus

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Alle Spuren vor Ort deuten für Halterin Christiane Taubert darauf hin, dass hier mehrere Täter ihr brutales Werk vollbracht haben, indem sie die Stute derart in die Enge getrieben haben, dass Chester Bound in Panik den schicksalhaften Ausbruch wagte. Die Polizei ermittelt, das klingt für Tierfreunde so erschreckend verharmlosend, entspricht aber dem deutschen Recht: wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz beziehungsweise Sachbeschädigung. Ein Tier gilt in Deutschland als „Sache“. 1000 Euro Belohnung hat Halterin Taubert für Hinweise ausgelobt, die zur Ergreifung der Täter führen (Chester-Bound@web.de).

Ein Blick von der Kölner Straße (B1) in die Natur am Mülheimer Auberg: Pächter und Eigentümer von Grundstücken in der Natur beklagen unhaltbare Zustände durch Vandalismus und Müll.
Ein Blick von der Kölner Straße (B1) in die Natur am Mülheimer Auberg: Pächter und Eigentümer von Grundstücken in der Natur beklagen unhaltbare Zustände durch Vandalismus und Müll. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Nicht nur diese unfassbare Tat sorgt für Bestürzung am Auberg. Menschen dort berichten einhellig auch darüber, dass Vandalismus an der Tagesordnung ist, außerdem von Jugendgruppen, die sich den Raum insbesondere seit dem Pandemie-Ausbruch zu eigen gemacht hätten, um wilde Partys zu feiern, Drogen und Alkohol zu konsumieren. Laute Musik gehe damit einher, hinterlassener Müll und immer wieder Vandalismus.

Dabei betont Thomas Menzen, der dort mit seiner Familie Landwirtschaft betreibt, dass nicht alle jungen Menschen über einen Kamm zu scheren seien. Er bricht gar eine Lanze für Jugendliche, die mangels alternativer Angebote und auch während der Corona-Pandemie die Saarner Natur als Treffpunkt wählen. Aber erst in der Nacht zum vergangenen Samstag habe sich wieder eine Gruppe betrunkener und grölender Jugendlicher auf sein Grundstück verirrt.

„Hör auf, du alte Schlampe, wir wissen, wo deine Tiere stehen“

Das Problem sei allgegenwärtig, heißt es hier und dort am Auberg. Treffpunkte der Jugendlichen sei eine der 100 Bänke, die im Sommer 2019 im Naherholungsgebiet platziert worden waren, auch am Wanderparkplatz und rund um den Parkplatz am nahen Gewerbegebiet (Remscheider Straße) gehe es immer wieder heiß her.

Davon zeugte am Wochenende unzähliger Müll, auch zerborstene Alkoholflaschen. Familie Menzen sammelte noch am Sonntag dort eigenhändig Müll auf. Drei prall gefüllte Säcke kamen zusammen. Entsorgte Autoreifen und Verpackungen von Kinderrollern kamen obendrauf. In Eigenregie hatten Menzens bereits einen Mülleimer im Auberg selbst aufgestellt; die BV hatte zuletzt einen weiteren Standort beschlossen.

Die Wege am Auberg, so Pferdehalterin Taubert, seien „links und rechts von Vandalismus geprägt“, beschädigte Zäune an Koppeln und Feldern inklusive. Diese hatte etwa Menzen für sich und den Pächter eines seiner Grundstücke aufgestellt – auch, um abgestimmt mit der Unteren Landschaftsschutzbehörde Bodenbrüter zu schützen oder die Heuernte für die eigenen Tiere vor Hundekot zu sichern.

Zaun aufgestellt zum Schutz der Grundstücke und Wildtiere: Familie erhielt Drohbriefe

Ehefrau Alexandra Menzen-van der Gaag sagt, dass sie dadurch die heimische Fauna schützten: ob die Dachsfamilie, die sich dort tummelt, oder die Feldhasen. Nicht jeder verstand das Ansinnen hinter der Einzäunung im Vorjahr. Es lagen auch schon mal Drohbriefe bei Menzens im Briefkasten. Wildtierkameras seien gestohlen worden. Dass Heranwachsende die Zäune durchtrennt und schwere Eichenpfähle gar mitgenommen haben, glaubt Menzen nicht. Da sieht er eher Erwachsene am Werk.

Die Polizei sei auch schon gerufen worden, berichten Anlieger. Dann wären Jugendliche schnell im Wald hinter der Party-Bank verschwunden. Aus Angst wollen manche Pächter und Eigentümer hier anonym bleiben. Eine Frau berichtet noch über ihren Ärger mit Hundehaltern, die ihre Tiere nicht an der Leine führten. „Hör auf, du alte Schlampe, wir wissen, wo deine Tiere stehen“, habe sie sich da anhören müssen.

Anlieger fahren seit Jahren nachts Patrouille, um nach dem Rechten zu schauen

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Menschen vor Ort berichten, dass sie des Nachts seit zwei, drei Jahren Patrouille fahren, um neben einem privat beauftragten Wachdienst eines Unternehmers am Auberg nach dem Rechten zu schauen. Eigentümer haben ihre Grundstücke, gar ihre Äcker mit Zäunen gesichert, um unter anderem Übergriffe auf ihre Tiere zu verhindern. Am Sonntag etwa brachten Imker ein neues Schild an einem Zaun an, das auf eine Videoüberwachung ihres Areals hinweist. Es gibt die Forderung der Anlieger, die Stadt möge den Aubergweg bis zum Raphaelhaus und zum Friedhof doch als Privatweg deklarieren, um mehr Videoüberwachung möglich zu machen.

„Man kommt sich tyrannisiert vor“, sagt eine Grundstückseigentümerin. „Machtlos“, sagt die trauernde Pferdehalterin Christiane Taubert. Die Verunsicherung, die Bestürzung über all die geschilderten Geschehnisse ist groß am Auberg. „Hier muss die Politik dran“, sieht Taubert die Notwendigkeit, dass politisch diskutiert wird, wie man die Lage am Auberg in den Griff bekommen könne. Mehr Mülleimer, mehr Polizeipräsenz schwebt Alexandra Menzen-van der Gaag etwa vor.

Bezirksbürgermeisterin Oesterwind will sich den Beschwerden annehmen

Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind (CDU) äußerte am Montag ihre Bereitschaft, sich der Beschwerden anzunehmen und bietet Bürgerinnen und Bürgern an, den direkten Draht zu ihr aufzunehmen. Oesterwind selbst will nach dem schrecklichen Vorfall am Reitstall auch selbst auf die Halterin zugehen.

Derlei massive Beschwerden seien bislang nicht an sie herangetragen worden, so die Politikerin. Sie werde für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung einen Bericht der Stadtverwaltung einfordern. Der Vermüllung am Parkplatz Remscheider Straße hatte die Bezirksbürgermeisterin eigentlich gehofft, Herr geworden zu sein. So hatten die dort ansässige Firma PVS, die MEG und die BV zuletzt 5000 Euro in eine Müllpressanlage investiert. Nur muss der Müll dann auch dort hineingeworfen werden. . .