Mülheim. Seit 35 Jahren organisiert Walter Gommers Konzerte. Er aß schon Bratkartoffeln mit Mick Jagger und traf Michael Jackson. Angefangen hat er, als Bands noch nach dem Konzert in der Kneipe soffen, als eine belegte Stimme die Fans amüsierte und als man persönlicheren Kontakt hatte zu Stars.

Walter Gommers plaudert gern – und er hat viel zu erzählen. Von der ollen Tourjacke, die Michael Jackson ihm 1992 geschenkt hat. Vom Rapper „50 Cent”, der plötzlich doch viel berühmter wurde, als er zunächst gedacht hätte. Und natürlich von Mick Jagger, der auf Tour 1982 genug von Lachshäppchen und Chichi hatte und stattdessen in der Essener Einbauküche von Mama Gommers Bratkartoffeln vorgesetzt bekam. Peter Maffay wird angemessen neidisch gewesen sein – er bekam am gleichen Tag nur Tomaten von den Fans. Geschichten aus einer bewegten Firmen-Geschichte sind das; denn 35 Jahre ist es her, dass Walter Gommers sein erstes Konzert organisierte. Inzwischen ist er gemeinsam mit Georg Hensel Geschäftsführer der Konzert- und Werbeagentur „Gommers” in Selbeck.

Wenn Namen fallen – wie Sting oder Patricia Kaas, Shakira oder Kiss – klingt das gleich nach was. Glamour und Luxus wittert man da. Für Schwärmereien allerdings bleibt im Konzert-Geschäft kein Platz, weiß Georg Hensel und macht sich vergleichsweise zum Bäcker: „Mein Job ist, ich kauf' einen Künstler und ich verkauf' ihn wieder. Ob ich nun ein Brot anbiete oder BAP, ist letztlich egal.” „Hart, aber herzlos” nennt Walter Gommers seine Branche dann auch und weiß: „Früher war es Rock'n'Roll. Heute ist es eine Industrie.”

Bands in Kneipen

Angefangen hat er aber, als Bands noch nach dem Konzert in der Kneipe soffen, als eine belegte Stimme die Fans amüsierte und als man noch persönlicheren Kontakt hatte zu den Stars. Und über diesen Star-Kontakt kam er ins Geschäft. Damals, Anfang der 1970er Jahre, war er mit einer Band unterwegs: „Obwohl ich klassische Konzertgitarre gelernt hatte, war ich für sie nur gut genug zum Bierholen.” An der Theke traf er Eddie und Finbar Furey, die später mit „The Fureys & Davey Arthur” Irish-Folk-Hits haben sollten. Man kam ins Gespräch und an dessen Ende organisierte Gommers dem Duo ein Konzert in Essen. Das war prompt ausverkauft, und plötzlich hatte der 16-jährige Walter „so viel Geld in der Hand, dass ich fast ins Koma gefallen wäre. Ich kam mir vor wie Bolle.”

Zum Glück sagten ihm die Fureys noch, dass ein paar Abgaben von Hallenmiete bis Gema-Gebühr anfielen. Doch mehr Veranstaltungen folgten, Hannes Wader und Hanns Dieter Hüsch beispielsweise, bis Gommers schließlich seine Ausbildung zum Krankenpfleger hinwarf.

Ein Quereinsteiger

Auch Georg Hensel kam als Quereinsteiger in die Branche, fing bei einer anderen Firma als Fahrer an, war dann für Tickets zuständig und brachte schließlich BAP auf die Tourneebühne. Seit 1991 arbeiten Gommers und Hensel zusammen, gründeten eine GmbH. „Wir haben es langsam aufgezogen”, so Hensel. „Wir machen nicht jeden Scheiß, sondern sagen auch mal Nein.” Zu Eric Clapton, zum Beispiel, oder zu Tina Turner, weil die Konditionen nicht stimmten.

Unpersönlicher sei das Business geworden, die Stars nicht mehr so zugänglich wie noch vor zehn Jahren, finden beide, können es aber verstehen: „Die Fans erwarten heute unheimlich viel, der Druck auf die Bands ist immens.” Eine Säufer-Stimme ist heute eben nicht mehr lustig, sondern Grund zur Beschwerde.

Der Zauber der Live-Musik

Dennoch mache es ihnen immer noch Spaß, betonen die Geschäftsführer: „Wir glauben einfach beide daran, dass Live-Musik etwas rüberbringt.” Darum fördern sie auch die kleinen, die vielleicht großen Stars von morgen. Denn auch in Zeiten der Musik-Downloads, von YouTube und Mp3-Handy, bleiben Konzerte ein echtes Erlebnis, ist sich Walter Gommers absolut sicher: „Live ist ein Lebensmittel – ein Überlebensmittel.”