Mülheim. Das Chaos um ausbleibende Testergebnisse legt manche Schulklasse in Mülheim nahezu lahm. Die Stadt kann derzeit keine konkreten Zahlen liefern.
Es war der Tag des Abwartens, denn spätestens am Dienstag war klar: So kann es mit den Tests an Schulen nicht weitergehen. Immer mehr Labore meldeten, dass sie mit dem Auswerten der Tests aus den Grundschulen nicht nachkommen. Auch etliche Mülheimer Schulen sind davon betroffen. Die Zahl der infizierten Schülerinnen und Schüler und die damit verbundenen Quarantänen sind exponentiell gestiegen. Die Verunsicherung unter Eltern und Lehrkräften ist immens.
Insgesamt 209 aktive Infektionen unter Schülerinnen und Schülern meldet die Stadt am Dienstag, konkret 84 Fälle an weiterführenden Schulen und 125 an Grundschulen. Belastbar aber dürften diese Zahlen in keiner Weise sein. Denn etliche Labore haben Anfang der Woche angesichts der Flut von Tests kapituliert und gemeldet, mit der Auswertung der hinter die Lolli-Tests geschalteten Rückstellproben nicht mehr nachzukommen.
Auch interessant
Niemand weiß also derzeit genau, wie viele Kinder und Jugendliche in Mülheim aktuell mit dem Corona-Virus infiziert sind. Und auch die Stadt räumt ein: „Die Zahlen weisen eine gewisse Ungenauigkeit auf, da wir mit dem Eintragen nicht hinterherkommen und teilweise auch sehr verspätet von den Infektionen erfahren“, schildert Stadtsprecher Volker Wiebels.
Lehrerschaft erwartete Handlungsanweisungen vom NRW-Schulministerium
„In allen Schulen prasseln positive Pooltests nieder“, beschreibt der Sprecher der Mülheimer Grundschulen, Andreas Illigen, die Situation recht plastisch. Bereits am Montag, so der Rektor der Schildbergschule, habe er den Eltern seiner Schulkinder mitgeteilt, dass sie davon ausgehen können, dass die Schüler am Dienstag nicht am Unterricht teilnehmen können, sofern der Pooltest von Montag positiv ausfällt. Denn, so Illigen, „es war damit zu rechnen, dass die Labore die Auswertung nicht rechtzeitig nicht schaffen.“ So also saßen zig weitere Schulkinder zu Hause.
Auch interessant
An der Schildbergschule waren auch schon vor der Verzögerung in der Auswertung bereits 50 Schüler in Quarantäne – das entspreche zwischen zwei bis sechs Schülern pro Klasse, die über zehn Tage fehlen. Illigen spricht für die Lehrerschaft, wenn er sagt: „Wir erwarten aus dem Schulministerium neue Handlungsanweisungen.“ Angesichts der geplanten Priorisierung bei PCR-Tests für bestimmte Alters- und Berufsgruppen kann er sich nicht vorstellen, dass die zuletzt durchgeführte Lolli-Test-Weise mit den Rückstellproben so fortgeführt wird, sagte der Rektor am Dienstagnachmittag.
Vater sagt: „Wir werden als Eltern im Regen stehengelassen“
Die Nerven liegen auch bei vielen Eltern blank, die sehnlichst auf die Testergebnisse warten. So auch bei Familie Busshoff aus Raadt. Mathias Busshoff ist Vater einer sieben Jahre alten Grundschülerin. Auch in ihrer Klasse gab es am Montag einen positiven Pooltest. „Dies hat zur Folge, dass unsere Kinder nun wieder einmal zu Hause sitzen und niemand weiß, wie es weitergeht oder welches Kind nun positiv getestet wurde“, schildert Busshoff und sagt: „Es ist erschreckend, wie wir Eltern im Regen stehengelassen werden. Es gibt Eltern, die keine Möglichkeit zum Homeoffice haben, die nun kurzfristig eine Betreuung organisieren müssen, ohne zu wissen, ob ihr Kind positiv ist oder nicht, da die Schnelltests ja kaum anschlagen.“
Auch interessant
Stadt kündigt Infoveranstaltung für Grundschul-Leiter an
Der Vater ist von den Entscheidungsträgern enttäuscht: „Es kann doch nicht sein, dass diejenigen, denen Corona am wenigsten Schaden zufügt, am meisten bestraft werden und durchgängig am meisten unter den Coronaschutzmaßnahmen leiden müssen.“
Die Stadt will noch in dieser Woche auf die Verunsicherung in der Lehrerschaft reagieren und eine digitale Informationsveranstaltung für die Leitungen der Grundschulen organisieren, an der neben dem Leiter des Krisenstabs auch die Gesundheitsdezernentin, der Schuldezernent und der Leiter des städtischen Gesundheitsamtes teilnehmen werden. Vorab aber, so heißt es auch vonseiten der Stadt, müsse das Land eine Handlungsgrundlage schaffen. Wie das Schulministerium am Dienstagabend mitteilte, sollen Schüler, deren Pooltest positiv ausfällt, jetzt nicht mehr auf eine individuelle Laborbestätigung warten, sondern einen Antigen-Selbsttest machen.