Essen/Mülheim/Kleve. Die Polizei durchsuchte 20 Objekte. Über dem Osten Essens kreiste ein Hubschrauber, in Freisenbruch durchbrach ein Panzerwagen ein Tor.

Ein Panzerwagen mit schwer bewaffneten SEK-Kräften an Bord, ein Polizei-Hubschrauber über Essen und Spezialeinheiten, die eine Haustür an der Altendorfer Straße aufsprengen: Staatsanwaltschaft und Polizei Essen haben am Mittwochmorgen zu einem Schlag gegen mutmaßliche Drogenkriminelle und Waffenhändler mit Schwerpunkt in Essen ausgeholt. Bei der Großrazzia unter anderem in Freisenbruch und Borbeck durchsuchten teils schwer bewaffnete Einsatzkräfte insgesamt 20 Gebäude, unter anderem Wohnungen, aber auch Gewerbehallen.

17 der Zielobjekte lagen auf Essener Stadtgebiet, eins in Mülheim (eine Garage an der Aktienstraße), eins in Kleve und eins in Balingen in Baden-Württemberg.

Die Spezialeinheiten mit dem Anti-Terror-Fahrzeug „Survivor R“, die Bereitschaftspolizei, Diensthundeführer und der Helikopter, der am Himmel über dem Osten der Stadt stand, waren ab 6 Uhr im Einsatz, berichtete Polizeisprecher Christoph Wickhorst.

Mit Anti-Terror-Fahrzeug ein Tor aufgerammt

Mit dem 15 Tonnen schweren Panzerfahrzeug rammten die Kräfte an der Alleestraße in Freisenbruch ein Tor in einem Gewerbegebiet auf. Auf der Altendorfer Straße nahe dem Fliegenbusch sprengten SEK-Beamte eine Tür, um in eine Wohnung eines Verdächtigen vorzudringen. Offenbar bestand die Gefahr, dass die mutmaßlichen Kriminellen, denen der Schlag galt, bewaffnet sein könnten - ein Verdacht, der sich bestätigen sollte.

An der Altendorfer Straße sprengten SEK-Kräfte eine Haustür auf.
An der Altendorfer Straße sprengten SEK-Kräfte eine Haustür auf. © JUSTIN BROSCH

Es lagen gerichtliche Durchsuchungsbeschlüsse, aber keine Haftbefehle in dem Verfahren vor. Bei der Razzia sollten weitere Beweismittel sichergestellt werden. Die Suche dauerte einige Stunden.

Am Nachmittag zogen die Behörden Bilanz: Mehrere Dutzend Kilogramm mutmaßlicher Drogen (vermutlich Amphetamine, Marihuana, Haschisch und Ecstasy), etwa 50.000 Euro Bargeld und eine Drogenplantage wurden entdeckt. In einem Versteck fanden sich ein funktionsfähiges Sturmgewehr, ein Präzisionsgewehr sowie mehrere Handfeuerwaffen, so Polizeisprecher Pascal Schwarz-Pettinato.

Auch eine mutmaßliche Waffenwerkstatt und Munition konnten die Polizisten sichern. In einem Auto fanden die Ermittler über ein Dutzend Behälter mit Chemikalien, die zur Herstellung von synthetischen Drogen geeignet sein könnten. Die Auswertung und Analyse der Substanzen dauert an. Was an welchen Orten gefunden wurde, konnte der Polizeisprecher am Mittwoch noch nicht zuordnen.

Zwölf Verdächtige wurden festgenommen

Bei dem Einsatz wurden zwölf Verdächtige im Alter von 28 von 46 Jahren mit deutscher, polnischer und ungeklärter Staatsangehörigkeit vorläufig festgenommen. Auf Nachfrage sagte Oberstaatsanwältin Anette Milk, dass im Nachgang Untersuchungshaftbefehle gegen die Beschuldigten geprüft werden.

Kriminaldirektor André Dobersch, der den Einsatz leitete, zeigte sich mit dem bisherigen Ergebnis zufrieden: „Es ist für alle Einsatzkräfte ein gutes Gefühl, wenn Drogen und Waffen aus dem Verkehr gezogen werden. Am meisten freut es mich aber natürlich für die zuständigen Ermittler, die sehr viel Zeit und Energie investiert haben und auch im Nachgang der heutigen Aktion noch lange mit der Auswertung aller Beweise beschäftigt sein werden.“

Erst Anfang Dezember war den Essener Drogenfahndern ein vergleichbar massiver Schlag gegen eine Bande gelungen. Mindestens acht Kriminelle sollen einen schwunghaften Handel mit Marihuana und Kokain im dreistelligen Kilobereich überwiegend auf Essener Stadtgebiet betrieben haben.

240.000 Euro Bargeld wurden sichergestellt

Am 6. Dezember wurden ebenfalls in den frühen Morgenstunden zeitgleich 13 Objekte durchsucht. Es konnten mehr als 70 Kilogramm Marihuana, über ein Kilogramm Kokain und über 100 Gramm Amphetamine sichergestellt werden. Zudem fanden die Fahnder eine PTB-Waffe und einen Schießkugelschreiber sowie 240.000 Euro Bargeld.

Der mutmaßliche 30 Jahre alte albanische Haupttäter und zwei weitere Beschuldigte (albanisch und deutsch-marokkanisch) wurden aufgrund von Untersuchungshaftbefehlen, die die Staatsanwaltschaft in Voraus erwirkt hatte, an Ort und Stelle verhaftet. Drei weitere Beschuldigte mit albanischer, deutscher und koreanischer Staatsangehörigkeit, die der organisierten Kriminalität zugerechnet werden, wanderten kurze Zeit später hinter Gitter, wo sie bis heute auf ihre Anklagen warten.