Mülheim. Mit dem Europäischen Festival Orchester starten viele Mülheimer beschwingt ins Jahr. Sopranistin Nina Koufochristo begeistert mit Koloraturen.
Wie die berühmten Wiener Philharmoniker präsentierte auch das Europäische Festival Orchester, zusammengestellt aus deutschen Orchestermusikern, bei seinem Neujahrskonzert ein der Strauss-Dynastie verschriebenes Musikpotpourri aus Operettenarien, Ouvertüren, Märschen, Polkas – und natürlich Walzern.
Diese beliebten, eher seichten Musikgenres eignen sich hervorragend, ein neues Jahr lebensfroh zu begrüßen, zumal der Salzburger Chefdirigent Alexander Steinitz gewieft ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt hatte. Stets löste eine Arie ein Orchesterwerk ab, erklangen Johann Strauss, Franz Lehár, Carl Millöcker und Carl Zeller im Wechsel und schufen einen Flow an guter Laune.
Charmante kurze Moderationen des Dirigenten
Garniert mit leichtfüßigen kurzen Moderationen des Dirigenten, die vor Wiener Charme sprühten, öffnete sich das gemischte Auditorium willig den beschwingten Klängen. Auf den ursprünglich engagierten Tenor Raphael Pauß musste das Publikum krankheitsbedingt verzichten, es verzieh dem kurzfristig eingesprungenen Michael Heim dann gerne, nicht so perfekt mit dem Orchester eingespielt zu sein wie die großartige Sopranistin Nina Koufochristo.
Auch interessant
Deren Arie „Les oiseau dans la charnille“ von Jacques Offenbach begeisterte das Publikum am meisten. Schon durch die Anmoderation über neuzeitliche Erfindungen waren die Zuhörer neugierig geworden. Die Sängerin riss sie dann mit ihrer Darstellung einer mechanischen Puppe mit. In die Partitur eingearbeiteten Aussetzer des Mechanismus ließen die Puppe zusammenbrechen. Dass sie vom hilfsbereiten Dirigenten erst wieder aufgezogen werden musste – mit einem veralteten überdimensionierten Spielzeugschlüssel – sorgte für viel Amüsement.
Sopranistin begeistert mit Koloraturen
Gerade in diesem herrlichen Kontrast zwischen befreiendem Lachen und ergriffenem Lauschen aber besteht der Zauber dieses Stücks. Und Koufochristos Koloraturen ließen nicht wenigen den Atem stocken, wenn sie sich höher und immer höher schwang mit ihrer leichtgängigen Stimme. Drei Töne höher noch als in der wohl berühmtesten Koloratur-Arie der Welt, die Königin der Nacht aus Mozarts „Zauberflöte“. Das war wahrlich berauschend.
Als die beiden Gesangssolisten dann im zweiten Teil nicht nur ein Duett sangen, sondern begeistert gefeiert über die Bühne walzerten, leiteten sie den berauschenden Abschluss mit einer rasanten Polka und drei Zugaben – zum Mitklatschen – nur ein. Ein dankbares Publikum, das 135 Minuten leichtfüßiger Unterhaltungsmusik genossen hatte, verließ zufrieden die Stadthalle. Dass alle während des Konzerts eine Maske hatten tragen müssen, war längst vergessen.