Mülheimer. Der Sport gilt seit jeher als einer der Treiber der Integration. Was in Mülheim auf dem Gebiet gemacht wird und noch gemacht werden sollte.

Der Sport wird oft als einer der größten Treiber bei der Integration angesehen. Vereine übernehmen in diesem Kontext wichtige gesellschaftliche Aufgaben. Oft ist das Unterfangen aber nicht so einfach, wie es von Außen wirkt.

„Kinder aus diesen Bereichen finden kaum Zugang zu uns“, sagte nun Franz Bodsch, Geschäftsführer der DJK Ruhrwacht, bei einem Austauschtreffen mit dem Mülheimer Sportbund (MSB). Kanufahren zählt eben nicht zu dem, was sich der Volksmund unter „niederschwellig“ vorstellt.

Fehlende Schwimmfähigkeit kann zur Hürde werden

„Es ist immer die Frage, welche Hürden es gibt“, sagt Anna Maria Allegrezza vom Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE). Auch der finanzielle Aspekt spiele freilich eine Rolle. „Die Kinder können bei uns drei- bis viermal kostenlos teilnehmen, bevor wir überhaupt über eine Mitgliedschaft sprechen“, argumentiert Bodsch. Aber, ja, Hürden gibt es in seinem Sport. Wer Kanu oder Drachenboot fahren will, muss schwimmen können.

Eine Lösung könnten vereinsübergreifende Kooperationen sein. Kinder, die an Schwimmkursen – etwa beim TV Einigkeit – teilgenommen haben, könnten danach durchaus Interesse an weiterem Wassersport entwickeln.

Vereinsstruktur besteht in den Heimatländern nicht

In erster Line müssen die Flüchtlingsfamilien aber überhaupt von den Angeboten erfahren. Die Infobroschüre zum Thema Integration durch Sport gibt es mittlerweile in vier Sprachen, darunter Arabisch. Darin enthalten sind auch Basisinformationen. „Manche kommen aus Ländern, wo es diese Vereinsstruktur gar nicht gibt“, sagt Jana Hartwich, die als Referentin beim Mülheimer Sportbund genau in diesem Bereich tätig ist.

Das von ihr mitverfasste Integrations- und Handlungskonzept des MSB ist 19 Seiten stark. Dazu zählen auch die seit vielen Jahren eingesetzten sogenannten Sportgutscheine, mit denen Kinder zwischen drei und zehn Jahren ein Jahr lang kostenlos Mitglied werden können. Bei Geflüchteten gilt die Regelung bis 18 Jahre. Das CBE und das kommunale Integrationszentrum plädieren dafür, den Zeitraum über andere Mittel gegebenenfalls noch zu verlängern.

Styrumer TV setzt sich vor allem für Frauen und Mädchen ein

Niederschwellige Angebote

Zu den niederschwelligen Angeboten für Menschen mit Migrationsgeschichte zählen auch eine integrative Fußball-AG und das Angebot „Midnight Sport“.

Die Fußball-AG entstand vor über 20 Jahren an der Karl-Ziegler-Schule und ist heute ein offenes Angebot. Gespielt wird immer dienstags von 16.30 bis 18 Uhr in der Sporthalle an der Ludwig-Wolker-Straße.

„Midnight Sport“ ermöglicht Jugendlichen und jungen Erwachsenen jeden Freitag von 21 Uhr bis Mitternacht in der Sporthalle an der Von-der-Tann-Straße, unkompliziert Sport zu treiben. Meistens wird Fußball oder Basketball gespielt.

Niederschwellige Angebote bleiben aber weiterhin eines der ersten Mittel, um nach Deutschland gekommene Menschen in den organisierten Sport zu integrieren. So führt der Styrumer TV ein Ballsportangebot für Frauen durch und geht in den Sportunterricht, um sich dort um die Mädchen zu kümmern. Streetworker Thomas Böhm soll im kommenden Jahr mittwochs im Sportpark Styrum Kampfsportarten vorstellen.

„Der Kontakt mit den Familien ist immer ganz wichtig“, sagt Franz Rüther. Nur so kämen die Sorgen auch bei denen an, die sich um die Integration bemühen. Stützpunktvereine können in dem Punkt ihr Know-How weitergeben. Mit Rot-Weiß Mülheim, dem Alpenverein, dem Primero Club de Futsal und dem Verein für Bewegungsförderung Gesundheitssport (VBGS) gibt es vier aktuelle, mit dem VfB Grün-Weiß und Marathon Mülheim zwei ehemalige. „Für das nächste Jahr suchen wir noch neue Stützpunktvereine“, sagt Jana Hartwich.

Damit geflüchtete Kinder irgendwann auch bei Sportarten wie Rudern oder Kanufahren ankommen.