Mülheim. Der Ärger über die mangelhafte Pflege der städtischen Friedhöfe in Mülheim ist groß. Jetzt ist der Moment da, grundsätzliche Dinge zu klären.
Der Ärger um die verwucherten Mülheimer Friedhöfe schreit nach einer politischen Aufarbeitung, wegen der akuten Notlage bereits in der Ratssitzung am 11. November.
Stand jetzt hat noch keine der Ratsfraktionen und Gruppen den mangelhaften Pflegezustand auf Mülheims Friedhöfen als Thema für anstehende Sitzungen aufgerufen. Das darf nicht sein, denn es gibt viel Klärungsbedarf, bevor die Stadtverwaltung womöglich zum 1. Januar die Pflege der Friedhöfe in neue Hände gibt.
Zehn Mülheimer Friedhöfe: Muss mit der Pflege nur eine Firma betraut werden?
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Erstens gilt es möglichst auszuschließen, dass sich das, was jetzt laut Stadtverwaltung offenbar seit Jahresbeginn schon an mangelhafter Pflege zu beklagen ist, wiederholt. Es stellt sich dabei insbesondere die Frage, die schon der Sprecher der Mülheimer Friedhofs-Interessengemeinschaft aufgeworfen hat: Ist es sinnvoll, noch einmal gleich alle zehn Friedhöfe in die Pflege nur eines Unternehmens zu geben?
Um einen Pflegenotfall wie aktuell von vornherein auszuschließen, wäre es womöglich sinnvoll, den Auftrag, der dem Vernehmen nach über die Laufzeit von fast vier Jahren fast zwei Millionen Euro schwer sein soll, aufzuteilen. Wenn eine Pflegefirma ausfällt, sind dann nicht gleich alle Friedhöfe betroffen.
Die Stadt Bonn macht es vor: Sie hat artenreiche Blühflächen auf Friedhöfen angelegt
Zweitens stellt sich eine Frage, die die Stadtverwaltung einmal mit den Bürgern diskutieren sollte: Müssen und sollten Pflegestandards auf Friedhöfe tatsächlich weiterhin englisch gemähte Wiesen zum Inhalt haben? Der Schutz der Biodiversität ist neben der Bekämpfung des Klimawandels ein Hauptthema zur Zukunft unseres Planeten. Biodiversität könnte auch auf Friedhöfen Platz finden.
Andere Städte haben das längst erkannt. Die Stadt Bonn etwa hat schon vor Jahren 15.000 Quadratmeter ungenutzte Fläche ihres Südfriedhofs in artenreiche Blühflächen umgewandelt und das zum Programm für weitere Friedhofsumgestaltungen erklärt. Schmetterlinge, Bienen, Hummeln tummeln sich jetzt dort – und Friedhöfe sind dort mehr auch ein lebendiger Ort, den nicht nur Trauernde aufsuchen, sondern auch andere Bürger, die die neue naturnahe Parkgestaltung für Spaziergänge, für Erholung schätzen.