Mülheim. Die Mülheimerin Alessa Decker hat den Verein „Paten für Katastrophenopfer e.V.“ gegründet. Er hat sich verschiedene Ziele gesetzt.
Als die 31-jährige Mülheimerin Alessa Decker Mitte Juli die Bilder der Flutkatastrophe im rheinland-pfälzischen Ahrtal und in den südlichen Teilen Nordrhein-Westfalens sah, fragte sie sich: „Wie kann ich helfen?“ Sie recherchierte im Internet und wurde fündig.
„Der Wiederaufbau wird noch Jahre dauern“
So schloss sie sich Ende Juli der Hochwasserhilfe Mühlheim an. Sie half vor Ort in Dernau beim Aufräumen und Entkernen der vom Hochwasser beschädigten und zerstörten Häuser. „Solche Bilder kenne ich nur aus dem Geschichtsbuch aus den Zeiten des Zweiten Weltkrieges“, schildert die Dümptener Einzelhandelskauffrau ihre Eindrücke von dem durch die Flutkatastrophe angerichteten Chaos. Sie sah weggerissene Straßen, weggerissene Häuser und mit durch Öl verunreinigtem Wasser verschlammte Keller- und Etagengeschosse. „Das wird noch Jahre dauern“, beschreibt sie den langwierigen Prozess des Wiederaufbaues im Katastrophengebiet.
Diesen Wiederaufbau begleitet sie jetzt auch stetig als Mitglied des von ihr mitbegründeten Vereins „Paten für Katastrophenopfer e.V.“. „Über diesen Verein sind wir durch eine Internetrecherche auf das von Jörg Burghardt initiierte Projekt Fünf-Euro-Haus gestoßen. Zusammen mit der Speldorferin Charlotte Kalveram habe ich dann die Patenschaft für den Wiederaufbau der beiden Häuser der Schwestern Monika Görges und Uta Büntgen in Sinzig übernommen. Sie leben dort mit ihren Familien als Nachbarn in Drei-Generationen-Haushalten.“
„Fünf Euro im Monat, das kann jeder leisten.“
Die Häuser liegen in unmittelbarer Nähe der Ahr. Die Idee des Fünf-Euro-Hauses ist es, so viele Spender wie möglich zu gewinnen, die monatlich fünf Euro direkt auf das Konto der betroffenen Schwestern überweisen. „Fünf Euro pro Monat. Das kann jeder leisten. Das tut keinem weh. Aber wenn wir auf diesem Weg zum Beispiel 100 Spender finden, dann können die betroffenen Schwestern mit diesem Geld den Wiederaufbau ihrer vom Hochwasser zerstörten Häuser stemmen“, unterstreicht Decker. Wichtig ist ihr dabei, dass alle Unterstützer via E-Mail einen Newsletter erhalten, der sie über den aktuellen Stand und Fortschritt der Bauarbeiten informiert. Decker macht deutlich: „Mit regelmäßigen Geldspenden können wir natürlich am flexibelsten helfen. Aber auch Sachspenden oder technische und handwerkliche Unterstützung durch Firmen können eine wertvolle Hilfe für die Familien Büntgen und Görges sein.“
Über das Fünf-Euro-Haus-Projekt hinaus unterstützt der Verein „Paten für Katastrophenopfer“ zahlreiche Betroffene, indem er sie zum Beispiel mit bedarfsorientierten Sachspenden versorgt. „Mit Hilfe der Angebote aus unserer Facebook-Community ,Paten für Katastrophenopfer’ konnten wir zum Beispiel einer Familie einen einwöchigen Erholungsurlaub ermöglichen.“
„Angesichts des nahenden Winters besteht Handlungsbedarf“
Auch, wenn die Hochwasserkatastrophe, die in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz 182 Menschenleben gefordert hat, inzwischen aus den Schlagzeilen verschwunden ist, sieht Decker angesichts des bevorstehenden Winters einen akuten Handlungsbedarf, um den Menschen im Ahrtal zu helfen. „Dafür tun sich inzwischen auch unterschiedlichste Organisationen zusammen, um bestmögliche Unterstützung zu leisten“, freut sich Decker.
Und sie fügt hinzu: „Es ist ein gutes Gefühl, wenn man Menschen in Not helfen kann und damit etwas Gutes tut und vor Ort merkt, wie sie durch die Hilfe selbst neue Kraft und neuen Lebensmut gewinnen, um anzupacken und ihr Schicksal zum Besseren zu wenden!“ Deshalb investiert Decker auch gerne viel Zeit und ehrenamtliche Arbeit in ihr Fluthilfeprojekt. Täglich sitzt sie dafür mehrere Stunden am Schreibtisch. Und ein- bis zweimal pro Woche ist sie vor Ort in Sinzig. „Ich bewundere die Menschen“, sagt Decker, „die nach einer solchen Katastrophe, bei der sie ihr Hab und Gut verloren haben, die Kraft entwickeln, wieder neu anzufangen und neben dem Wiederaufbau ihr Alltags- und Arbeitsleben fortzusetzen. Anders als ich, haben sie nicht die Gelegenheit, sich abends einfach mal auf die Couch zu legen und zu entspannen.“