Mülheim. Ritterkämpfe vor dem Mülheimer Flughafen: Es geht zur Sache mit Schwertern und Lanzen. Beim dem Spektakel gibt es bis 1. November viel zu sehen.
Ritter auf geschmückten Pferden, mittelalterliche Musik, Schwerter, Lanzen, Pfeil und Bogen: Das alles gab es nicht nur im Mittelalter, sondern auch am Samstag auf dem Gelände vom Flughafen Essen-Mülheim. Vom 22. Oktober bis zum 1. November findet hier ein Ritterturnier statt. Die Reiter verwandeln sich für anderthalb Stunden zu Rittern auf edlen Pferden, das Publikum wird zum „Volke“. https://www.waz.de/staedte/muelheim/rittershow-heizt-familien-am-flughafen-essen-muelheim-ein-id233616613.html
Ritterspiele auf Pferden begeistern das Publikum
Die Vorstellung am Samstag ist das zweite von insgesamt zehn Turnieren am Flughafen. Viele Familien sind gekommen, um in die Welt der Ritter einzutauchen, fast alle mit Kindern. Um 14.30 Uhr geht es los, die Heroldin betritt unter mittelalterlich dramatischer Musik den Platz, um das Volk willkommen zu heißen. Unter lautem Applaus galoppieren die fünf Ritter auf ihren Pferden ein und das Turnier beginnt.
Es sind Ritterspiele wie im früheren Mittelalter: Los geht es mit Ringstechen. In schnellem Galopp versuchen die Reiter, mit ihrer Lanze Ringe, die der Knappe in die Luft hält, aufzuspießen. Mal gelingt es, mal nicht – das Publikum unterstützt mit Jubeln, „Ahhs“ und „Ohhs“ sowie Applaus. Die Augen der Kinder strahlen, sie staunen, lachen und fiebern aufgeregt mit. Besonders bei Reika, der einzigen weiblichen Reiterin des Turniers, ist der Jubel groß.
Weiter geht es mit dem nächsten Spiel: Die Reiter müssen aus dem Galopp mit einem Wurfstern eine Zielscheibe treffen. „Targo, reitet an“, kündigt die Heroldin den Bösewicht des Turniers an. Targo sitzt auf einem schwarzen Vollblüter, ist in schwarz-rote Kleidung gehüllt und trägt Kopfschmuck mit einem Pferdeschwanz, fast so lang wie der seines Pferdes. Ständig tanzt er aus der Reihe, möchte zwei Ringe auf einmal aufspießen, versucht Heroldin, Gegner, Publikum auszutricksen. Diese buhen den Bösewicht aus, lassen diese Betrugsversuche nicht durchgehen.
Stefan Kaiser: „Ich sehe so gerne das Strahlen der Kinderaugen“
Der Reiter, der Targo spielt, heißt Stefan Kaiser, er ist der Leiter der Reittruppe und hat das Ritterturnier ins Leben gerufen. Seit etwa 30 Jahren veranstaltet er Ritterfeste wie diese, war schon immer showmäßig unterwegs. „Er ist in sechster Generation Zirkuskind, durch seinen Opa kam die Liebe zu Pferden“, weiß Katalin Cornett, die „Rechte Hand vom Boss“. So kam Kaiser einst auf die Idee, selbst eine Show mit Pferden zu machen. „Ich sehe so gerne das Strahlen der Kinderaugen. Ich liebe es einfach, das Publikum zu begeistern und vom Alltag abzulenken“, erzählt Stephan Kaiser.
Mit seiner Show reist er durch ganz Europa. „Die Leute wollen Action, es muss spektakulär aussehen“, so Kaiser. Doch sind manche Stunts auf den Pferden nicht ziemlich gefährlich? „Wir haben die Pferde gut für die Show trainiert“, beruhigt Kaiser. Dennoch habe er sich schon häufiger verletzt, den Tieren sei aber noch nie etwas passiert: „Bei uns geht die Gesundheit der Pferde vor.“
Kinder freuen sich, Ritterspiele im echten Leben statt im Fernsehen zu sehen
In der Pause vom Ritterturnier dürfen die Pferde gestreichelt werden, Kinder rennen mit Holzschwertern und Ritterhelmen umher und werden dabei selbst zu kleinen Rittern. So auch der neunjährige Timo und der siebenjährige Fite. Die Beiden gucken gerne Ritterfilme und sind begeistert von der Show, wo sie ein Ritterturnier endlich mal in echt sehen können. Ein echter Ritterfan ist auch der fünfjährige Cajus, der traurig war, dass die letzten Ritterspiele im Schloss Broich wegen Corona ausgefallen sind. „Als wir dann gesehen haben, dass es jetzt endlich mal wieder ein Ritterfest in Mülheim gibt, haben wir direkt Karten vorbestellt“, erzählt sein Vater Stefan Bloem.
Nicht nur den Kindern, auch den Eltern gefällt die Show: „Ich habe sonst eigentlich gar nichts mit Pferden zu tun, aber bin wirklich beeindruckt von der Schnelligkeit und den Stunts“, so Jakob Gajewski, der mit Frau und drei Kindern gekommen ist.
Pferde bleiben ruhig trotz lautem Jubel: „Spanier lieben es, sich zu präsentieren“
Nach der Pause wird die Show noch dramatischer: Beim Lanzenstechen brechen und splittern die Lanzen, in einem Zweikampf mit Schwert wird der Gewinner des Turniers entschieden. Pferd und Reiter sind ein gutes Team: Sie wirken gut geübt und aufeinander eingespielt. Die Ritter sind sitzfest und schaffen es mit kaum erkennbaren Bewegungen, ihre Pferde aus dem Stand zum schnellsten Galopp anzutreiben.
Die Reiter kommen aus ganz Deutschland, jeder reitet hier sein eigenes Pferd. Trotz Jubel und Applaus bleiben die Tiere gelassen. „Wir haben hier Pferde, die das alles auch gut und gerne mitmachen. Spanier zum Beispiel lieben es, sich zu präsentieren“, weiß Andrea Hedinger, die die Heroldin spielt. Der letzte Applaus wird deshalb auch den Pferden gewidmet: Den eigentlichen Hauptdarstellern des Ritterturniers am Flughafen.