Mülheim. In Mülheim hat jetzt das 34-köpfige neue Jugendgremium seine Arbeit aufgenommen. Warum sich die jungen Menschen dort engagieren wollen.
„Jugendgremium“. Noch kommt der Name der neuen Institution für 14- bis 21-Jährige in Mülheim noch etwas nichtssagend daher. 34 Mitglieder haben die Nachfolge des ehemaligen Jugendstadtrats aufgenommen – und wollen genau das eigentlich nicht sein. Sondern auch ein Sprachrohr für Kinder und Jugendliche der Stadt.
„Man hat in Mülheim das Gefühl, dass die Jugend nicht so richtig beteiligt ist und dass ihre Stimme nicht gehört wird“, sagt Luisa Reichwein (16), die sich bereits bei „Fridays for future“ engagiert und nun in das achtköpfige Leitungsgremium gewählt wurde. Dies sei allerdings kein Mülheim-spezifisches Problem. „Ich finde es einfach wichtig, dass man sich für die Themen, die einen interessieren, auch stark macht“, sagt die 16-Jährige und nennt in ihrem Fall vor allem den Klimaschutz und die Geschlechtergerechtigkeit.
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Ihr Vorstandskollege Luca Stapf findet, dass die Jugendarbeit in Mülheim grundsätzlich gut aufgestellt ist. Er selbst ist in der evangelischen Johanniskirchengemeinde aktiv. „Es gibt viele Angebote, aber wie kommen die Jugendlichen dort überhaupt dran? Wir müssen für so etwas viel mehr Werbung machen“, sagt der angehende Abiturient der Willy-Brandt-Schule, der anschließend Jura studieren möchte.
„Die Vernetzung ist ein Problem“, sagt auch Luisa Reichwein, „weil viele gar nicht wissen, dass es jetzt zum Beispiel so ein Gremium gibt.“ Daher wollen die Mitglieder verstärkt Öffentlichkeitsarbeit über die sozialen Netzwerke betreiben.
Mitgliederzahl des Jugendgremiums soll dynamisch sein
19 Jungen und junge Männer sowie 15 Mädchen und junge Frauen gehörten dem Gremium bei seiner ersten Sitzung an. Dazu zählten 20 Gesamtschülerinnen und Gesamtschüler, zehn Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sowie vier Mitglieder, die sich bereits in Ausbildung oder im Studium befinden.
„Die Mitgliederzahl ist dabei stark dynamisch“, erläutert Monika Kühner vom Amt für Kinder, Jugend und Schule. Auf der einen Seite sollen noch neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter dazu kommen, auf der anderen Seite kann man das Gremium auch jederzeit wieder verlassen oder nur an einzelnen Projekten teilnehmen. Kontinuität wird nur dadurch gewährleistet, dass aus dem achtköpfigen Leitungsgremium vier für ein Jahr und vier für zwei Jahre gewählt wurden.
Verschiedene Projektgruppen wurden ins Leben gerufen
JSR erstmals im Jahr 2006 gewählt
Der ehemalige Jugendstadtrat wurde nach einem Ratsbeschluss im September 2006 erstmals im Dezember desselben Jahres gewählt.
2020 wurde die Wahl auf Anregung des letzten Jugendstadtrats und nach einem erneuten Ratsbeschluss ausgesetzt. Die JSR-Mitglieder erarbeiteten daraufhin die Grundlage für ein neues Konzept. Daraus entsprang nun das Jugendgremium.
„Durch seine Struktur wird es von den Gremien der Stadt ernst genommen“, heißt es auf der Internetseite der Stadt Mülheim. Die Verwaltung begleitet das Projekt. Informationen gibt es auf dem Instagram-Kanal @auftakt.mh.
Grundsätzlich kommt die flexible Gestaltung aber gut an. „Wir können komplett selber bestimmen, was wir machen wollen“, sagt Luisa Reichwein. Auch Luca Stapf ist gespannt, wie sich das Grundgerüst entwickeln wird. „Es ist ein Gremium von Leuten, die Lust haben, was für die Jugend zu machen. An sowas habe ich einfach Riesenspaß“, sagt der 18-Jährige.
Mit Sport, Diversität, Öffentlichkeitsarbeit, Social Media, Begegnungen für Jugendliche / Veranstaltungen, Geschäftsordnung, Verkehr und Nachhaltigkeit sind bei der ersten Sitzung mehrere Projektgruppen gebildet worden. „Da dies das erste Ergebnis einer ersten Abstimmung ist, ist mit Schwankungen zu rechnen. Gut möglich ist, dass neue Themen hinzukommen und auch manche Themen mit der Zeit aus der Agenda verschwinden“, erklärt erklärt Lennart Welz vom Amt für Kinder, Jugend und Schule.
Kehrt der Mülheimer Jugendstadtrat zurück?
Grundsätzlich muss noch geklärt werden, wie politisch das Gremium am Ende sein soll. „Es ist ja ein ganz neues Konzept, das sich vom Jugendstadtrat unterscheiden soll“, sagt Luisa Reichwein, wenngleich es schon Stimmen gegeben haben soll, das Gremium wieder in genau jenen umzubenennen. „Wir müssen überlegen, ob wir so etwas sein wollen oder wir dafür ein getrenntes Gremium bilden“, sagt Lennart Welz und ergänzt: „Bislang sind wir ja nur von einer Handvoll Jugendlicher gewählt worden und gar nicht legitimiert, für die gesamte Mülheimer Jugend zu sprechen oder zu entscheiden.“