Mülheim. Die dritte Auflage des beliebten Hundertpro-Festivals findet am Samstag im Ringlokschuppen in Mülheim statt. Elf Künstler liefern Unterhaltsames.
Das Hundertpro-Festival war schon bei der Premiere 2019 ein echtes Highlight und ein Publikumsmagnet im Ringlokschuppen.
Im vergangenen Jahr konnte es wegen der Pandemie nur eingeschränkt realisiert werden. Diesmal findet das Programm aber wieder zeitgleich auf zwei Bühnen statt – und die Besucher können sich im Verlauf des Abends mehrfach entscheiden, welche Darbietung sie sich anschauen wollen. Im Angebot sind Tanz(theater) und Performance ebenso wie Physical Theater, Spoken Word, Video und Comedy.
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Programm findet wieder zeitgleich auf zwei Bühnen statt
Los geht es am Samstag, 25. September, um 18 Uhr. Zunächst kommen alle Zuschauer in einem Saal zusammen. Dort wird die bewegende Tanz-Performance „Come as you are#“ des israelischen Choreographen Nir de Volff zu sehen sein. „Er hat ein Langzeitprojekt mit syrischen Tänzern durchgeführt und zwei beeindruckende Performances geschaffen. Wir zeigen den zweiten Teil. Es geht darum, dass sich etliche dieser Tänzer hier in Deutschland als queer geoutet haben, was in ihrer Heimat unmöglich gewesen wäre. Ganz private Biografien werden erlebbar“, erklärt Matthias Frense, Leiter des Ringlokschuppens.
Mit dem Hundertpro-Festival will man vor allem postmigrantischen Künstlern – also solchen mit nicht-deutschen Wurzeln – eine Plattform geben. „Bisher sind sie im Kulturbetrieb in ganz geringem Maße vertreten. Wirkliche Anstrengungen, ihnen ein größeres Forum zu geben, sind absolut überfällig“, so Frense. Der postmigrantische Blick auf die Wirklichkeit sei anders als der von Herkunftsdeutschen und müsse dringlichst vermittelt werden.
Auswahlgremium wurde durch postmigrantische Künstler verstärkt
Ziel des Festivals ist es darüber hinaus, Nachwuchskünstler aus verschiedenen Sparten zu fördern – „auch solche, die erstmals ein Programm vor großem Publikum zeigen wollen“, sagt Vittoria Lenz (Ringlokschuppen). Auf die Ausschreibung für das Hundertpro Anfang des Jahres bewarben sich rund 100 junge Künstler. Ein Ringlokschuppen-Team – ergänzt durch einen multikulturellen Beirat mit der Tänzerin und Choreographin Maria Mercedes Flores, dem Comedian Bora Altun und der Performerin Emese Bodolay – sichtete die eingesandten Videos und wählte schließlich zehn Beiträge aus. „Aus fast allen Bereichen der Kultur ist etwas dabei“, so Britta Lins (Ringlokschuppen). Manchem jungen Künstler stand man bei der finalen Ausarbeitung seines Programms noch dramaturgisch zur Seite.
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Die Moderatoren des Abends werden Midia Mahmud, selbst Spoken Word-Künstlerin, und Bora Altun (Comedian) sein. Sie führen durch ein vielfältiges Programm mit unterschiedlich langen Auftritten (20 bis 45 Minuten). Zwischendurch gibt es kleine Pausen, in denen man etwas trinken und, falls gewünscht, den Raum wechseln kann.
Tanztheater thematisiert Zerrissenheit zwischen zwei Kulturen
Auf Bühne 1 ist ab 19.25 Uhr der Poetry Slammer Abdul Kader Chahin mit satirisch-sarkastischen Überlegungen zur Integration zu Gast. Weiter geht es um 20.05 Uhr mit Tanztheater von Emese Horti, das die Zerrissenheit zwischen zwei Kulturen thematisiert. Dann folgt Serkan Ates-Stein mit Stand Up-Comedy über den Alltagsstruggle. Antonia Koluartseva zeigt „Doch“ – eine Choreographie um ihr Lieblingswort im Deutschen. Zum Schluss, um 22.55 Uhr, sorgt Amjad noch einmal für amüsante 30 Minuten - mit Comedy rund um das Thema „Kulturen“.
Karten & Corona
Karten für das Festival gibt es im Vorverkauf (16 Euro, erm. 8 Euro) auf ringlokschuppen.ruhr/spielpan und an der Abendkasse. Die Zahl der Besucher ist limitiert auf rund 200. Es gilt die 3G-Regelung: geimpft, genesen oder getestet. Auf dem Sitzplatz kann die Maske abgenommen werden. Die Zuschauer werden im Schachbrettmuster platziert.Infos zum Programm: ringlokschuppen.ruhr/hundertpro-2021.
Die Bühne 3 will um 19.25 Uhr Akasha Daley mit Physical Theater beleben. „Fixed. I don’t see colour“ zeigt auf, mit welchen unzähligen Barrieren „People of Colour“ im Leben zu kämpfen haben. Die Theater-Performance „Siegfried“ des deutsch-türkischen Regisseurs Caner Akdeniz kreist um den gleichnamigen deutschen Urhelden. Der Künstler thematisiert auch die eigene Beziehung zur deutschen Gesellschaft. Lustiger wird es danach wieder beim Auftritt des Comedians Tutty Tran – ein Vietnamese mit Berliner Schnauze, der schon als Kind immer wieder rassistische Sprüche einstecken musste.
Komödiantinnen zeigen auf, wie Frauen sich heutzutage fühlen
Um 21.50 Uhr folgt dann „Nerven“, eine Tanzaufführung von Yolanda Morales. Das Thema: Die ökologische Krise ist eingetreten, wenige Überlebende versuchen mit ihren Körpern den Empfindungen der Anderen nachzuspüren. Der Festival-Tag endet auf Bühne 3 mit „The Clitoris Act“. Die Komödiantinnen Mari Volar und Anshita Koul zeigen auf, wie sich Frauen in der heutigen Welt fühlen – und zwar durch eine „urkomische und brutal ehrliche Linse“.