Mülheim. Corona-Impfung zwischen Klamottenkauf und Einkaufsbummel: Im Rhein-Ruhr-Zentrum erhalten Kurzentschlossene den Piks.

Wer samstags im Rhein-Ruhr-Zentrum einkauft, sucht besondere Angebote. Ein solches Angebot hielten am letzten Juli-Samstag auch Feuerwehr, Rotes Kreuz, Kassenärztliche Vereinigung, die Vollmergruppe und das kommunale Impfzentrum auf der Shopping-Mall bereit. Auch am ersten Samstag im August gibt es das Angebot noch einmal.

Das improvisierte Impfzentrum in der Nähe des Osteingangs im ehemaligen Esprit-Ladenlokal kann man nicht verfehlen. Dort, wo früher Kunden neue Modetrends anprobierten, werden Bürger während der normalen Ladenöffnungszeiten zwischen 10 und 20 Uhr mit dem Impfstoff Johnson und Johnson gegen eine mögliche Covid-19-Erkrankung gewappnet.

Impfwillige sehen Vorteile: Den Piks gibt’s ohne Termin im Rhein-Ruhr-Zentrum

Jeanette Ayvaz und Manuel Rettweiler, die zum Impfen ins Rhein-Ruhr-Zentrum gekommen sind, waren sich einig: „So ein niederschwelliges Impfangebot ist wirklich eine gute Sache. Das nimmt einige Hürden. Man ist flexibel und muss nicht extra einen Termin vereinbaren. Und beim Impfstoff Johnson und Johnson braucht man auch nur eine Impfung.“

Manuel Rettweiler bekommt bei der Impf-Aktion im Rhein-Ruhr-Zentrum seine Corona-Schutzimpfung. Mit im Bild ist Fynn (5).
Manuel Rettweiler bekommt bei der Impf-Aktion im Rhein-Ruhr-Zentrum seine Corona-Schutzimpfung. Mit im Bild ist Fynn (5). © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Für Jeanette Ayvaz kommt hinzu, „dass ich heute arbeitsfrei und deshalb genug Zeit habe. Zudem befürchte ich, dass die Corona-Tests für die Bürger bald nicht mehr kostenfrei angeboten werden. Das soll auch nicht billig werden. Deshalb ist es besser, wenn man sich rechtzeitig vor dem Urlaub auch noch mit einer Impfung gegen das Coronavirus schützen lässt.“

Für Impfärztin Viola Ronge steht nach ihrem Einsatz fest: „Das hat sich gelohnt!“ Besonders häufig musste die Allgemeinmedizinerin in den Gesprächen vor der Impfung die Frage beantworten, „ob bei Johnson und Johnson wirklich eine Impfung für den vollen Impfschutz ausreicht und wann der Impfschutz eintritt.“

Impfarzt: Auf die Menschen zugehen und ihnen so die Schwellenangst nehmen

Ihr ärztlicher Kollege, Chirurg Thomas Frigge, hat bei seinem Impfeinsatz in dem Einkaufszentrum den Eindruck, „dass es sich angesichts der aktuell rückläufigen Impfzahlen im Zentrum an der Wissollstraße bewährt hat, wenn wir jetzt hier im Rhein-Ruhr-Zentrum mit der Impfung auf die Menschen zugehen und ihnen so die Schwellenangst nehmen. Viele, die heute den Weg zu uns gefunden haben, wollten sich auch vor ihrem Urlaub von der Testpflicht befreien.“

Der Koordinator der Impfaktion, Florian Lappe von Berufsfeuerwehr zeigte sich bei einer Zwischenbilanz der Aktion zufrieden. „Allein in der ersten Stunde hatten wir über 50 Leute hier, die sich impfen ließen. Die meisten kamen gezielt zum Impfen, manche aber auch spontan im Vorbeigehen“, berichtet Lappe und ordnet ein: „Mit einer solchen niederschwelligen Aktion an einem Ort, an dem viele Menschen vorbeikommen, wollen wir noch möglichst viele Menschen mitnehmen, die bisher noch keinen Impfschutz haben. Nachdem wir im Impfzentrum Mitte Mai einen Höchststand von rund 900 Impfungen pro Tag hatten, schwankte die Zahl der im städtischen Impfzentrum zuletzt täglich Geimpften zwischen 80 und 200 Personen.“

Bei den Impfungen über dem Bundesdurchschnitt

Laut der Stadt haben bisher 93.763 Mülheimer (55 Prozent) eine Zweitimpfung und 113.732 Mülheimer (66,7 Prozent) eine Erstimpfung erhalten. Damit liegt Mülheim bei den Erstimpfungen und bei den Zweitimpfungen über dem Bundesdurchschnitt, die bei 62 Prozent beziehungsweise 52 Prozent liegen.

Am Samstag, 31. Juli, konnten im ehemaligen Esprit-Ladenlokal am Osteingang des Rhein-Ruhr-Zentrums insgesamt 188 Besucher geimpft werden.

Am kommenden Samstag, 7. August, haben Impfwillige noch einmal zwischen 10 und 20 Uhr an gleicher Stelle im Rhein-Ruhr-Zentrum die Gelegenheit, sich mit einer einmaligen Johnson-&-Johnson-Impfung gegen eine Covid-19-Erkrankung schützen zu lassen.

In der kommenden Woche, so Lappe, erwarte man im kommunalen Impfzentrum auf dem ehemaligen Tengelmann-Areal noch einmal Zweitimpfungsdurchgänge für die Mitarbeiter der Hochschule Ruhr West und der Stadtverwaltung. Aber danach werde es sicher ruhiger, meint Lappe. Man habe auch schon bei den vorangegangen Impfaktionen in Supermärkten gemerkt, dass die Leute niederschwellige Impfangebote ohne Terminvereinbarung gerne annähmen.

Gleich viele Männer wie Frauen lassen sich bei der Aktion impfen

Eine Nachfrage bei den Mitarbeiterinnen der Kassenärztlichen Vereinigung, die die Formulare mit den persönlichen Daten der Impfkandidaten registrierten, zeigt, dass Männer und Frauen zu gleichen Anteilen zu der Impf-Aktion gekommen waren. „Ich denke, dass inzwischen eine gewisse Sättigung erreicht worden ist, weil die, die entschlossen sind, sich impfen zu lassen, bereits seit längerem genug Möglichkeiten dazu bekommen haben, nachdem die Priorisierung aufgehoben worden ist und man auch ohne Terminvereinbarung zum Impfen ins Impfzentrum kommen kann“, sagt Brandamtmann Florian Lappe.

Die Ärzte Viola Ronge und Thomas Frigge füllen die Impfausweise bei der Impfaktion im Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim aus.
Die Ärzte Viola Ronge und Thomas Frigge füllen die Impfausweise bei der Impfaktion im Rhein-Ruhr-Zentrum in Mülheim aus. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Dort und auch in den Arztpraxen, die fleißig mitgeimpft haben, haben wir inzwischen mehr Impfstoff als Impfwillige“, erklärt der in seinem normalen Berufsleben für die Einsatzleitung der Feuerwehr zuständige Mitarbeiter. Seinen mehrmonatigen und oft turbulenten Koordinationsansatz im Rahmen des kommunalen Impfzentrums – daran lässt Florian Lappen keinen Zweifel – möchte er „als eine interessante und spannende Lebenserfahrung auf keinen Fall missen.“

Insgesamt waren am Samstag rund 15 Ärzte, Helfer, medizinische Fachangestellte und Pharmazeutisch-Technische Assistentinnen im Einsatz. Die aktuell im städtischen Impfzentrum tätige PTA Rebbecca Linnig von der Barbara-Apotheke war mit dafür zuständig, in der ehemaligen Teeküche der Modefiliale aus den 2,5 Milliliter-Fläschchen jeweils fünf bis sechs Impfdosen in Spritzen einzufüllen. Die Fachfrau erklärt: „Der Vorteil des Impfstoffes Johnson und Johnson besteht darin, dass wir ihn nicht verdünnen müssen und ihn problemlos bei 2 bis 8 Grad Celsius im Kühlschrank lagern können. Er ist zudem erheblich länger haltbar, als die anderen Corona-Impfstoffe.“

Die meisten Menschen, die zum Impfen ins Rhein-Ruhr-Zentrum gekommen sind, waren über die Zeitung auf die Sonderaktion des kommunalen Impfzentrums aufmerksam geworden. Viele hatten die entsprechende Ankündigung etwa über die Sozialen Medien auch an Freunde und Verwandte weitergeleitet, die bisher noch keine Zeit oder Lust für eine Impfung gehabt hatten. Thomas Franke, der als leitender Arzt die Impfaktion im Einkaufszentrum leitete, freute sich vor allem darüber, „das wir heute auch viele Menschen aus der muslimischen Gemeinschaft impfen konnten.“ Franke lobt zudem die gute Zusammenarbeit mit dem Rhein-Ruhr-Zentrum und den Kolleginnen und Kollegen im Impfteam.

>> WEITERE IMPFAKTION AM SAMSTAG, 7. AUGUST, IM RHEIN-RUHR-ZENTRUM

Am Samstag, 31. Juli, konnten im ehemaligen Esprit-Ladenlokal am Osteingang des Rhein-Ruhr-Zentrums insgesamt 188 Besucher geimpft werden.

Am kommenden Samstag, 7. August, haben Impfwillige noch einmal zwischen 10 und 20 Uhr an gleicher Stelle im Rhein-Ruhr-Zentrum die Gelegenheit, sich mit einer einmaligen Johnson-&-Johnson-Impfung gegen eine Covid-19-Erkrankung schützen zu lassen.