Mülheim. Das Jahr ist rum. Stipendiatin Yoana Tuzharova stellt ihre in Mülheim entstandenen Arbeiten vor. Es ist eine Ausstellung mit drei Standorten.
Schlimmer hätte es für Yoana Tuzharova kaum kommen können. Im April 2020 – mitten im Lockdown – trat die junge Künstlerin ihr Stipendienjahr in Mülheim an. Als Stipendiatin der Stadt Mülheim („Junge Kunst“) wollte sie sich auf Kunst im öffentlichen Raum konzentrieren, in der Stadt und mit den Mülheimern arbeiten und künstlerische Projekte verwirklichen. Die Pandemie ließ die Kontaktaufnahme – auch mit den heimischen Künstlerkollegen – fast nicht zu. Dennoch: Es liegt ein arbeitsreiches Jahr hinter der gebürtigen Bulgarin.
Ein arbeitsreiches Jahr geht zu Ende
Am Sonntag, 25. Juli, um 11 Uhr wird unter dem Titel „Metamorphosen“ im Museum Temporär eine Ausstellung eröffnet, die präsentiert, was die Künstlerin in den letzten zwölf Monaten speziell in und für Mülheim entwickelt hat. Es geht dabei um Veränderungen, um Umstrukturierungsprozesse, denen die Stadt seit dem Bau des Forums unterworfen wurde und wird. An drei Standorten, im Museum Temporär, auf dem Rathausmarkt und in einem leeren Ladenlokal im Forum widmen sich Skulpturen sowie Licht- und Klanginstallationen der Frage, wie sich das Gesicht der Innenstadt durch wirtschaftlichen Wandel ändert.
„Die Arbeit ist sehr konzeptuell. Mein künstlerischer Ausgangspunkt ist der DAX-Index. Ich habe ihn als Richtwert genommen – als Maßstab für die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes“, erläutert Yoana Tuzharova. Die DAX-Kurve des letzten Jahres hat sie von dem Musiker Francesco Marzano in eine Komposition „übersetzen“ lassen, die er mit verschiedenen Querflöten zum Klingen bringt.
Die Töne wiederum hat Musiker und Künstler Leon Eckard aufgenommen und in Schallwellen übertragen. Diese Schallwellen erzeugen Vibrationen, die auf eine Platte übertragen werden. Dort aufgestreute Partikel geraten durch die Vibration in Bewegung, sie werden zu Mustern – „zu Ornamenten, die aber nicht zweckfrei sind, sondern einen komplexen Inhalt in sich tragen“, erklärt die Künstlerin.
Hochbeet wird auf dem Rathausparkplatz aufgestellt
Zentrum der Ausstellung ist eine raumgreifende Installation im Museum Temporär. Sie besteht aus drei Teile – einem Tor, drei Säulen im Raum und einer weiteren architektonischen Arbeit. Alle drei Exponate sind gefliest – mit Kacheln, auf die Yoana Tuzharova mit einem speziellen Thermodruckverfahren die zuvor entstandenen Ornamente geprägt hat.
Die geometrischen Figuren finden sich auch auf dem Hochbeet auf dem Rathausmarkt wieder. Es ist so aufgestellt, dass es ein „Störfaktor“ im gewohnten Umfeld ist - und damit auch für Veränderung steht. Auch der Licht- und Klanginstallation, die die Künstlerin zusammen mit dem Architekten Dominik Kissmann in einem Schaufenster im Forum realisiert hat, liegen die sich ständig verändernden DAX-Werte beziehungsweise die daraus entstandene Musik zugrunde.
„Klänge und Licht sind optische und akustische Impulse, die abstrakte Handelsprozesse sinnlich wahrnehmbar machen“, erklärt Simone Scholten von Kunstmuseum, die die Stipendiatin über das Jahr hinweg begleitet hat an. Am 2. September soll es dort eine Performance geben, bei der die aktuellen DAX-Werte live eingespielt werden.