Mülheim. Je näher die Sommerferien rücken, umso mehr Anfragen gibt es in Mülheim nach einer Verschiebung der Zweit-Impftermine. Das ist aber kaum möglich.
Den geplanten zweiten Impftermin verschieben, weil er nicht zur Urlaubsplanung passt? Je näher die Sommerferien rücken, desto mehr solcher Anfragen nach Terminänderungen im Impfzentrum gibt es, hat Dr. Stephan von Lackum festgestellt. Von Lackum, einer der leitenden Impfärzte im Mülheimer Impfzentrum, bekommt auch Nachfragen in der eigenen Praxis. Terminverschiebungen sind aber nur ausnahmsweise möglich, betont er, und zwar ausschließlich aus medizinischen Gründen.
Wenn eine Operation anstünde oder auch eine Chemotherapie, so könnte ein Impftermin in Einzelfällen verschoben werden, nennt er Beispiele, aber immer in Absprache mit einem leitenden Impfarzt. Nur aus Urlaubsgründen einen Impftermin zu verschieben – „den Aufwand können wir gar nicht leisten“, betont der Arzt. Geimpft werde ausschließlich aus medizinischen Gründen und nicht, weil ein Urlaub anstehe.
Bei Terminvergabe für den ersten Impftermin wird der zweite schon mitgeplant
Von Lackum verweist auf die aufwendige Planung der Impftermine: Bei der Terminvergabe für den ersten Impftermin plane das Land bereits für die garantierte zweite Impfung – und lege den Impfstoff dafür zurück. Dementsprechend würden dann auch die Termine gemacht. Ein Verschieben der Impftermine ist dabei nicht vorgesehen.
In den Praxen sei man möglicherweise etwas flexibler, wenn mal jemand erkrankt und seinen Termin daher verschieben müsse. Wer seine zweite Impfung (mit Astrazeneca) zum Beispiel schon nach zehn anstatt nach zwölf Wochen haben möchte, und das dann von vornherein auch sage, dann könnte das möglicherweise berücksichtigt werden. Im Nachgang zu verschieben, weil etwa kurzfristig ein Urlaub geplant sei, das sei aber kaum möglich, so von Lackum.
Rund zehn Prozent seiner Patienten äußern den Wunsch nach einer Verschiebung des Impftermins, schätzt er. Auch in der Innenstadt-Praxis von Dr. Hannelore Turek gibt es schon mal vereinzelt Nachfragen nach einer Verschiebung des Impftermins, aber auch eine klare Antwort dazu: „Wir machen das generell nicht“, sagt sie, auch sie verweist auf die enge Taktung der Impfstoffzuweisung. „Dann muss man eben den Urlaub anders planen.“ Die meisten ihrer Patienten täten das wohl auch.
Eine Verkürzung der Zeit zwischen beiden Impfterminen empfiehlt der Impfarzt nicht
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Gerade bei der Impfung mit dem Wirkstoff von Astrazeneca, wo die Zweitimpfung auch schon nach vier Wochen erlaubt ist, gibt es häufig Nachfragen. „Ich kenne aber keinen Hausarzt, der nach vier Wochen impft“, sagt Dr. von Lackum. Er empfiehlt das auch nicht, weil der beste Schutz vor Ansteckung nach einer Pause von bis zu zwölf Wochen erreicht werde. Von Lackum sieht aber auch viel Verständnis dafür bei den Impfwilligen: „Man muss es den Menschen nur richtig erklären. Die meisten Leute wollen ja auch einen kompletten Impfschutz haben“, sagt er.
KVNo: Einzelne Termine kann man nicht online buchen
Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo), die nur Termine für Biontech und Moderna vergibt (sofern Impfstoff verplant werden kann), appelliert an die Impflinge, wegen der sehr komplexen Terminplanung in den Impfzentren eine Termin-Verschiebung der Zweit-Impftermine nur aus gewichtigem Anlass zu erwägen.
Dabei müsse man sich an das Callcenter wenden, sagt KVNo-Sprecher Christopher Schneider. Denn wer online Impftermine gebucht hat, hat auch zwei Termine – für die Erst- und für die Zweitimpfung – bekommen. Den einzelnen Zweittermin könne man online zwar absagen, aber nicht dafür einen neuen Einzeltermin online selber buchen.
Der Callcenter-Mitarbeitende könne nur die Kapazität des Impfzentrums vor Ort prüfen und dann individuell entscheiden. Eine Garantie für einen neuen Termin könne man nicht geben. Schließlich müssten auch die Abstände zwischen den beiden Impfungen passen, wendet der KVNo-Sprecher ein.
„Die Verlegung/ein Vorziehen einer Zweitimpfung in einem Impfzentrum ist bei Astrazeneca nicht möglich“, sagt auch Christoph Schneider, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo). „Aufgrund der vom NRW-Gesundheitsministerium streng vorgeplanten Astrazeneca-Menge für die notwendigen Zweitimpfungen können die Termine aus organisatorischen Gründen nicht vorverlegt werden.“
Auch die Praxen planen den Sommerurlaub - und müssen das Impfen organisieren
Dr. Stephan von Lackum verweist auf noch ein weiteres Problem in der kommenden Urlaubszeit: Auch die Ärzte planen in den Praxen ja ihren Sommerurlaub, verweisen bei Abwesenheit auf die Vertretungspraxis. „Da muss der stellvertretende Kollege dann auch die Impftermine mit übernehmen.“ Nicht jede Mülheimer Praxis impfe, und jeder Arzt müsse die Impfvertretung dann für seine Praxis selbst organisieren.