Mülheim. Endlich auch Sonne dazu: Nach der Öffnung der Außengastronomie erfreuen sich Mülheimer am Wochenende am Lebensgefühl dank der Corona-Lockerungen.
Nach einer langen Durststrecke konnte zuletzt auch in Mülheim die Außengastronomie öffnen – am Wochenende nun endlich auch bei schönstem Mai-Wetter. Sowohl bei den Gästen als auch bei den Gastronomen sorgte das für große Erleichterung. Auch wenn die Coronaregeln den Gastronomiebetrieb nach wie vor einschränken.
Für das Team von Franky’s im Mintarder Wasserbahnhof gab es gleich zwei Gründe, sich an diesem Wochenende zu freuen. Zum einen, weil Franky’s seinen 22. Geburtstag feierte. Am 29. Mai 1999 öffneten sich zum ersten Mal unter diesem Namen die Türen am alten Wasserbahnhof auf der Schleuseninsel. Zum anderen war es das erste Mal seit sieben Monaten, dass sowohl die Außengastronomie öffnen durfte und auch noch das Wetter passte.
Mülheimer Gastronom: „Die Gäste sind glücklich und entspannt“
„Das tut uns allen gut, denn die Gäste sind glücklich und entspannt und das freut uns natürlich auch“, sagt Tobias Volkmann, einer der Geschäftsführer von Franky’s. Man habe die Außengastro zwar schon etwas länger wieder auf, es sei mit dem schlechten Wetter aber eher ein böser Start gewesen. „Umso mehr freuen wir uns, dass nun endlich ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist.“
Nur mit den aktuellen Coronaregeln würden sich manche Gäste noch schwertun, so Volkmann. „Auch wenn die Inzidenz unter 50 liegt, müssen die Gäste entweder einen negativen Test vorweisen, geimpft oder genesen sein.“ Denn die nächste Lockerungsstufe sei erst möglich, wenn dieser Wert auch stabil über fünf Werktage gehalten würde. Schweren Herzens habe man Gäste deshalb abweisen müssen und damit auch einige wenige Menschen verärgert. Im Großen und Ganzen überwiege aber bei allen Beteiligten die Freude.
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Dorf Saarn: Antipasti und andere leckeren italienischen Spezialitäten genießen
So auch bei Boris Orlowski, der mit seiner Frau, dem Hund und einem befreundeten Ehepaar auf der großen Wiese des Mintarder Wasserbahnhofs in Sonnenstühlen das schöne Wetter genießt. „Wir waren mit die Ersten, die bei der Öffnung der Außengastro trotz strömendem Regen vor rund zwei Wochen natürlich mit dabei waren“, sagt der Kettwiger, der als Stammgast regelmäßig mit dem Fahrrad oder zu Fuß zum Mintarder Wasserbahnhof kommt. „Bei so tollem Wetter ist es natürlich noch viel schöner hier und wir genießen es in vollen Zügen.“
Ein Glas Wein zu Antipasti und anderen leckeren italienischen Spezialitäten genießen auch Anne und Tolga Tunceli. Gemeinsam mit Julia und Charles Mamisch nutzten sie das schöne Wetter, um ihrem Lieblings-Italiener, San Lorenzo im Dorf Saarn, einen Besuch abzustatten. Zum einen, weil sie ihr Stammlokal nach der langen Zwangspause gerne unterstützen. Aber auch, weil die vier Mülheimer selbst einen großen Nachholbedarf haben.
„Es ist schön, dass kein Lokal, das ich kenne, aufgrund der Pandemie schließen musste“
„Wir freuen uns sehr, denn seit dem Lockdown Ende Oktober haben wir uns hier nicht mehr treffen können“, sagt Anne Tunceli sichtlich erleichtert. Es sei schön, dass so viele Leute das gute Wetter nutzten und rausgingen. Daran könne man auch sehen, dass die meisten die Zeit der Entbehrungen ganz gut überstanden haben.
Dass das nämlich nicht selbstverständlich ist, wissen die Mülheimer von einem Kurztrip nach Spanien Ende April. „Dort hat man viel mehr gespürt, dass die Leute finanziell angeschlagen sind und sich sehr viele einen Restaurantbesuch gar nicht mehr leisten können“, sagt Charles Mamisch und verweist auf die Hilfspakete der Regierung, die man nicht für selbstverständlich halten solle. „Es ist schön zu sehen, dass eigentlich kein Lokal, das ich kenne, aufgrund der Pandemie schließen musste.“
Saarner Hof: Nach überraschendem Tod von Wirt-Urgestein Peter Weber geht’s weiter
Gastronomie und Inzidenz-Wert
Aktuell gilt in Mülheim die Inzidenzstufe 3 (unter 100). Das bedeutet, dass Außengastronomie mit einer Testpflicht und festen Sitzplätzen öffnen darf. Auch sind Gastronomen verpflichtet, Personendaten von ihren Gästen zur möglichen Nachverfolgung aufzunehmen.
Hält sich der Inzidenzwert an fünf Werktagen unter der 50er-Marke, entfällt die Testpflicht in der Außengastronomie und auch Gastronomie in Gebäuden wird erlaubt, sofern die Gäste negativ getestet sind und einen festen Platz haben.
Dass das Brauhaus Saarner Hof an diesem Wochenende nicht geschlossen blieb, war in zweierlei Hinsicht für die Stammgäste eine große Freude. Denn nicht nur die Coronakrise setzte dem Team des Lokals im Herzen des Dorf Saarn zu. Völlig überraschend verstarb im März Wirt und Saarner Urgestein Peter Weber. Dass Ehefrau und Wirtin Grazyna sich dazu entschlossen hat, das Lokal weiterzuführen, freut insbesondere langjährige Gäste und Freunde.
Ingrid Sack, Brigitte und Rainer Unterschemmann und die Eheleute Titze-Brandes tranken daher die ersten Bierchen auf ihren Freund Peter, den alle schrecklich vermissen würden. Seit zwölf Jahren sind die Saarner eine eingeschworene Gemeinschaft, unternehmen viel und gerne etwas zusammen und fahren unter anderem regelmäßig zusammen auf Kegeltour.
Dass sie ihrem gemeinsamen Hobby, dem Kegeln, im Moment noch nicht wieder nachgehen können, trübte die Freude über den ersten gemeinsamen Frühschoppen nach einer langen Durststrecke nicht. „Wir sind so glücklich, dass wir uns heute endlich wieder hier treffen können, und genießen es sehr“, ist sich die Gruppe einig – und alle prosten einander glücklich zu.