Mülheim. Auch in Mülheim gilt die Testpflicht vor Friseurbesuchen. Nur wenige Kunden nutzen das Angebot - ein weiteres Problem für die gebeutelte Branche.

Noch im März war die Euphorie groß: Nach mehrmonatigem Lockdown öffneten die Mülheimer Friseure wieder und beendeten damit die Zeit der strubbeligen und ungepflegten Langhaarfrisuren. Nach ein paar Wochen des Ansturms stehen die Friseursalons jetzt allerdings vor dem nächsten existenziellen Problem.

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Denn so begeistert wir Anfang des Jahres noch über einen Friseurbesuch waren, desto geringer ist die Bereitschaft vorher einen Test beim Gesundheitsamt oder in einem Testzentrum einzuholen. Genau das ist aber seit Samstag, 24. April, in ganz Deutschland Pflicht. So sind die Friseure zwar im Einsatz, aber kaum Kunden vereinbaren oder stornieren ihre Termine sogar wieder.

Auch Mülheimer Stammkunden teilweise ohne Verständnis für Tests

„Es ist viel weniger geworden und es wird auch noch weniger. Wir sind alle wieder auf Kurzarbeit, weil so wenig zu tun ist“, berichtet eine Friseurin aus Saarn. Dabei war „in den ersten drei Wochen nach Wiedereröffnung der Ansturm noch enorm“. Aber schon über den April hinweg brach die Anzahl der Kunden ein: „30-40% weniger Umsatz“ sind die Erfahrungen von Ralf Wüstefeld, Obermeister der Friseur-Innung in Mülheim.

Ordnungsamt kontrolliert regelmäßig

Das Ordnungsamt in Mülheim überprüft regelmäßig, ob die Testpflicht in den Friseursalons eingehalten wird.

Die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Barbara Yeboah, lobt hierbei das Vorgehen der Beamten. „Stadt und Ordnungsamt stehen ja auch im Konflikt zwischen ihrer Pflicht der Kontrolle und dem Verstehen unserer Probleme in dieser Situation. Sie sind immer sehr offen und zum Dialog bereit“, erwähnt sie lobend.

In seinem eigenen Salon muss er aktuell auch auf treue Stammkunden verzichten: „Für ältere Menschen ist es nicht einfach sich im Testzentrum testen zu lassen“. Ein zusätzliches Problem sei, dass viele ältere Kunden schon zweimal geimpft seien und daher nicht die Notwendigkeit sehen, sich noch extra für den Friseurbesuch testen zu lassen. Wüstenfeld zeigt hierfür Verständnis. Vor allem, da er in der nur sechzigprozentigen Richtigkeit der Tests ebenfalls ein Risiko sieht.

Tests auf freiwilliger Basis oder vor Ort als Alternative

„Natürlich müssen wir alles dafür tun, um dieses Virus zu stoppen. Beispielsweise sind FFP2-Masken ein sehr effektiver Schutz. Aber ich finde mit Impfpass könnte man einen Termin durchaus zulassen“. In Bezug auf Tests schlägt der Obermeister der Friseur-Innung eine freiwillige Basis vor: „Viele Innungsbetriebe und Kunden würden das auf freiwilliger Basis machen. Jetzt sind wir etwas über das Ziel hinausgeschossen.“

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Eine ähnliche Lösung hält auch die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Mülheim/Oberhausen, Barbara Yeboah, für sinnvoll: „Ich hätte mir gewünscht, dass Tests vor Ort möglich gewesen wären. Die Betriebe müssen ohnehin ihre Mitarbeiter testen, also wäre das absolut machbar.“ Dazu ist es nicht gekommen. Und so stehen wieder viele Friseursalons vor unsicheren Wochen.

Hoffnung auf die Geduld und Treue der Kunden

Für diese Zeit bleibt wohl nur die Hoffnung auf die Treue der Kunden. „Es sind nur wenige Leute bei uns im Laden und alles wird nach jedem Kunden gründlich desinfiziert. Deswegen hoffe ich, dass sich die Kunden testen lassen und wir bald wieder gut zu tun haben“, so eine Friseurin aus Saarn. Auch Ralf Wüstefeld appelliert an seine Kunden: „Wir müssen jetzt alle an einem Strang ziehen. Kein Friseur ist daran schuld, dass man jetzt testen muss. Wir tun alles dafür, dass ihr sicher seid, aber manche Dinge sind eben jetzt erstmal Pflicht.“

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