Mülheim. „Die Planungen schreiten voran“, meldet die Verwaltung des Wasserbahnhofs auf der Schleuseninsel. Die Frage um Wohnungen ist nicht vom Tisch.
Was gibt es Neues zur Zukunft des Wasserbahnhofs? Wer in diesen Tagen auf der beliebten Schleuseninsel unterwegs ist, steht am ehemaligen „Franky’s“ vor dunklen Scheiben. Eine Neueröffnung der beliebten Gastronomie ist auch gut ein halbes Jahr nach deren Schließung nicht abzusehen – und nicht nur deshalb, weil die Corona-Schutzverordnung dies ohnehin nicht hergäbe. Die Spekulationen, dass in dem Gebäude künftig auch Wohnungen entstehen könnten, erhärten sich derweil.
Verwaltung des Wasserbahnhofs bleibt zur Zukunft vage
Die Verwaltung des Gebäudes auf der Schleuseninsel will sich nur schriftlich den Fragen der Redaktion stellen, die Antwort bleibt weiterhin vage: „Der Stand hat sich noch nicht wesentlich verändert. Die Verhandlungen und Planungen dauern an und schreiten kontinuierlich fort“, teilt sie mit. Welche Planungen und Verhandlungen das konkret sind? Das bleibt offen.
Und ein noch immer heißes Thema: Denn im vergangenen Oktober noch wurden Gerüchte laut, dass es für den auch über die Stadtgrenzen hinaus beliebten Gastronomie- und Ausflugsort womöglich keine Nachfolge geben soll. Der ehemalige und erfolgreiche Gastro-Pächter „Franky’s“ machte in der Vergangenheit deutlich, dass die neuen Bedingungen für einen Weiterbetrieb des Restaurants überzogen seien. Neue Verhandlungen dazu gibt es dem Vernehmen nach nicht.
Kommt eine Kombination aus Gastronomie und Wohnungen?
Weiterhin aber macht hartnäckig das Gerücht der „Luxuswohnungen“ die Runde. Zwar gibt es laut Bauaufsicht bis heute keinen entsprechenden Antrag auf eine Nutzungsänderung, der das Wohnen in dem rund 90 Jahre alten Gebäude beantragen würde. Das wäre die Voraussetzung für veränderte Verhältnisse auf der Schleuseninsel.
Doch Axel Booß, Leiter der Bauaufsicht, geht davon aus, dass ein solcher Antrag noch gestellt wird. Möglicherweise könne die neue Aufteilung im rund 100 Jahre alten Gebäude so aussehen: Im Erdgeschoss bleibt eine Gastronomie bestehen, in den Stockwerken darüber aber wären Wohnungen denkbar.
SPD zieht Bebauungsplan in Betracht, um Nutzung für die Öffentlichkeit zu erhalten
Noch ist hier nichts in Stein gemeißelt, für die SPD allerdings steht fest: „Der Wasserbahnhof ist ein zu wichtiger Punkt, als dass man ihn durch Luxuswohnungen und ähnlichem den Bürgern entziehen sollte. Der gastronomische Treffpunkt im Zusammenhang mit der Weißen Flotte muss erhalten bleiben“, fordert die Fraktionsvorsitzende Margarete Wietelmann. Zudem erinnert sie an die vielen Veranstaltungen im Umfeld vom Fahrradfrühling bis zur Abi-Party.
Seit 1989 unter Denkmalschutz
Neu ist die Idee eines bewohnten Wasserbahnhofs nicht. Bereits vor rund 50 Jahren spülte die Idee eines Hotels mit 400 Betten an die Oberfläche. Sogar vom Abriss des Wasserbahnhofs war 1970 die Rede.Und dabei ist es nicht geblieben: Klagen gegen „zu laute und rhythmische Freizeitmusik“ scheiterten jedoch ebenso.Am 19. Oktober 1989 hielt der Wasserbahnhof Einzug in die Denkmalliste der Stadt. Immobilienunternehmer Henning Conle sanierte das Gebäude für die Eröffnung der Mülheimer Landesgartenschau 1992.
Oliver Willems, SPD-Genosse im Planungsausschuss, geht einen Schritt weiter: „Der Wasserbahnhof steht als besondere Landmarke auf vielen Mülheimer Postkarten. Wer mit Besuch von außen einen Ausflug macht, geht oft hier spazieren.“ Die SPD will diesen teilöffentlichen Ort für Mülheim deshalb gesichert wissen, und dies im kommenden Planungsausschuss festziehen. „Die Verwaltung kann mit einem Bebauungsplan die Nutzung festlegen, vergleichbar mit dem Kerngebiet einer Innenstadt, in dem bestimmte Nutzungen eingeschränkt sind“, glaubt Willems, man müsse das Wohnen dort nicht einfach akzeptieren.
MBI sieht OB Buchholz in der Verhandlungspflicht
Rückendeckung erhält sie von der MBI: „Wir haben bereits gefordert, dass sich der Oberbürgermeister für den Erhalt der Gastronomie einsetzt“, sagt MBI-Mann Thomas Grell. Gehört allerdings haben die Mülheimer Bürgerinitiativen auch nach fast einem halben Jahr von noch keinen Gesprächen zwischen OB Marc Buchholz und den Eigentümern.
Zurückhaltend ist man eher bei der CDU. Von Luxuswohnungen sei bislang in keinem politischen Gremium die Rede gewesen, sagt Fraktionsgeschäftsführer Hansgeorg Schiemer. Dies hätte bei einem Antrag der Fall sein müssen. Die Gründe für den fehlenden Fortschritt vermutet Schiemer bei der aktuellen Corona-Lage: „Unter den aktuellen Pandemie-Bedingungen wäre ein Gastro-Betrieb sowieso nicht möglich. Ich vermute, das macht dem Investor gerade einen Strich durch die Rechnung.“