Mülheim. Nicht nur Dramen spielen sich derzeit in den Krankenhäusern ab, sondern täglich gibt es auch Geschichten mit Happy-End. Ein Beispiel aus Mülheim.
Der Frühling ist die perfekte Zeit, um die Ärmel hochzukrempeln, durchzuatmen, neuen Mut zu fassen. Genau das tut Brigitte Baumgarten gerade. Nach einer erfolgreichen Augenoperation am Evangelischen Krankenhaus (EKM) findet die 77-Jährige: „Das ist wie ein neues Leben.“ Für die Ärzte, die ihren Grauen Star behoben haben, war es eine Routinesache - für sie die Rückkehr aus dem Halbdunkel. Dafür ist sie dankbar.
Zumal Brigitte Baumgarten, die auf der Saarner Kuppe wohnt, jetzt auch wieder arbeiten kann: als Seniorenberaterin für Menschen, die nicht unbedingt älter sind als sie, aber stärker beeinträchtigt. Ihr selber gehe es nämlich gut: „Meinem Alter entsprechend bin ich mehr als zufrieden. Aber ich tue auch was dafür.“ Auf Hundespaziergängen mit ihrer französischen Bulldogge „laufe ich meinen Diabetes weg“, sagt sie. Bei den Augenproblemen funktionierte das natürlich nicht.
Mülheimerin war auf dem linken Auge bereits erblindet
Der Graue Star - Mediziner nennen ihn Katarakt - trübte zunehmend ihr Augenlicht und alle ihre Perspektiven. Neben der Corona-Pandemie prägte er ihr Leben im vergangenen Jahr. „Ich habe auf dem linken Auge überhaupt nichts mehr gesehen“, so massiv verdickt war die Hornhaut schon. Die zunächst für November 2020 angesetzte Operation in der Augenklinik am EKM habe verschoben werden müssen, berichtet die Mülheimerin. „Durch Wasser hinter der Linse hatte ich einen extrem hohen Augendruck.“
Tropfen brachten Besserung, so dass sie am 5. Februar endlich operiert werden konnte. Normalerweise erfolgt der Eingriff ambulant und ist im Idealfall in einer Viertelstunde erledigt. Das Team der Augenklinik am EKM führt nach Angaben des Krankenhauses jährlich etwa 1300 solcher Operationen durch, es sei ein „täglicher Standard-Eingriff“. Eine neue, künstliche Linse wird eingesetzt. Brigitte Baumgarten erhielt ein Fabrikat von Johnson & Johnson aus Santa Ana, so steht es im Pass, der ihr ausgehändigt wurde, „ich habe also jetzt ein Stückchen Kalifornien in meinem Auge“. Zur Sicherheit behielt man sie eine Nacht stationär.
Künstliche Linse eingesetzt: „Ein Stückchen Kalifornien in meinem Auge“
Und jetzt, keine drei Wochen nach der OP, sei die Sehkraft komplett wieder hergestellt - „von null auf hundert“. Brigitte Baumgarten hat Jahrzehnte lang im sozialen Bereich gearbeitet, unter anderem als ehrenamtliche Betreuerin, war als „Senioren- und Supportmanagerin“ bis vor einiger Zeit auch beruflich im Geschäft. Als sie auf einem Auge erblindete, habe sie mit Vielem schon abgeschlossen, sagt sie. Jetzt will sie wieder einsteigen, hat beim Arbeitsamt eine Betriebsnummer beantragt. Mit beiden Augen und voller Zuversicht schaut die 77-Jährige nach vorne.