Mülheim. Auf 150 Jahre Firmengeschichte kann das Mülheimer Unternehmen Marks-3zet zurückblicken. Nach der Insolvenz gibt es nun neue Perspektiven.

Nach einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung ist nun im Wesentlichen klar, wie es mit der im Rhein-Ruhr-Hafen ansässigen, traditionsreichen Mülheimer Firma Marks-3zet weitergeht. Das Unternehmen wird zerschlagen, ein Branchenspezialist aus dem niederrheinischen Brüggen übernimmt das Deutschland-Geschäft.

Wie die Unternehmensberater Montag & Montag aus Köln dieser Tage verlautbarten, haben Gesellschafter der Hanns Eggen GmbH & Co. KG den Geschäftsbetrieb von Marks-3zet mit seinem Stammsitz an der Lahnstraße in Mülheims Gewerbegebiet am Hafen übernommen. Die italienische Marks-3zet sei an Investoren um die Kolor+Service s.r.l. verkauft. Die Veräußerung der Minderheitsbeteiligung an US-amerikanischen Geschäftsaktivitäten sei noch nicht in trockenen Tüchern. 

Firma ging vor rund 150 Jahren aus alter Druckerei hervor

Wesentliche Teile der Unternehmensgruppe, die der Kölner Dr. Jürgen Meyer Stiftung zuzuordnen waren, hatten vor fünf Monaten wegen Finanzierungsschwierigkeiten beim Amtsgericht Duisburg Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Später wechselte man hinein in ein Regelinsolvenzverfahren. 

Die Firma Marks-3zet, die sich heute als Systemanbieterin für wasserlose Offsetdruck-Technologie mit Weltmarktbedeutung rühmt, blickt auf eine lange Geschichte zurück. Sie nahm ihren Anfang, als Ernst Marks vor rund 150 Jahren die Druckerei Korschefsky in Mülheim übernahm. Erfindungen nach dem Zweiten Weltkrieg ließen die Firma Renommee in der Branche erreichen. Die größten deutschen Druckmaschinen-Hersteller (Heidelberger Druckmaschinen AG, MAN Roland sowie König und Bauer) arbeiteten schon in den 1960ern bis 1980ern mit den Mülheimern zusammen.

Nach Insolvenzantrag wurde der Geschäftsbetrieb ohne Einschränkung fortgeführt

1998 wechselte die Firma, die damals noch unter dem Namen ihres Gründers Ernst Marks firmierte, in den Besitz des Managers Heinz Jürgen Meyer. Nach dessen Tod führte eine Stiftung die Geschäfte des Unternehmens weiter, das nach eigenen Angaben Erfinder und Weltmarktführer kalibrierter Unterlagebögen ist. 2020 dann der Insolvenzantrag.

Auch heute noch sei die Marks-3zet-Gruppe Weltmarktführer im Bereich Großhandel mit kalibrierten Unterlagebogen für Buch- und Offsetdruck mit Geschäftssitzen in Mülheim, Mailand und den USA, heißt es nun seitens der Unternehmensberater von Montag & Montag. Die Firma habe ihre Geschäfte zuletzt uneingeschränkt fortgeführt.

Geschäftsführer: Neue und starke Partner gefunden

Nach einem "herausfordernden Verkaufsprozess mit internationalem Bezug", sei es gelungen, die bisherigen Standorte zu erhalten und einen Großteil der Arbeitsplätze zu sichern. Geschäftsführer Hans-Christian Sanders, der in der Eigenverwaltung insolvenzrechtlich begleitet wurde durch die Münsteraner Kanzlei Mönig, äußert sich nun optimistisch: „Nachdem die Insolvenzanträge aus Gründen einer fehlenden Brückenfinanzierung anlässlich Covid-19 unumgänglich wurden, freuen wir uns, für die Marks-3zet-Gruppe in einem ohnehin schwierigen Marktumfeld neue und starke Partner gefunden zu haben."

Man verspricht sich Synergieeffekte, der hohe Bekanntheitsgrad der Marke und das strategische Know-how der Erwerber ließen eine konsequente Erschließung weiterer Märkte zu und "auf eine positive Zukunft hoffen“. Die Unternehmensberatung Montag & Montag ließ offen, wie viele Mitarbeiter aktuell und künftig bei Marks-3zet beschäftigt sind.

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