Mülheim. Ab Ende Oktober steht Michael Kornowsky in der Lebkuchenbude im Mülheimer Forum. Für zwei Monate im Jahr krempelt er sein Leben komplett um.

Weihnachten ist ein riesiges Geschäft. Einer, der Jahr für Jahr im Trubel mitmischt und dafür sogar sein normales Leben ruhen lässt, ist Michael Kornowsky. Von Berufs wegen eigentlich Staplerfahrer bei der Firma Flaschenpost in Düsseldorf, fokussiert er sich ab Ende Oktober nur noch auf eins: Lebkuchen. Auch in diesem Jahr muss sein Chef für rund zwei Monate auf den 48-Jährigen verzichten. Er verkauft noch bis Heiligabend Nürnberger Spezialitäten im Mülheimer Forum.

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Zum dritten Mal hat „Lebkuchen-Schmidt“ im Einkaufszentrum einen Stand aufgebaut. In früheren Jahren hatte Kornowsky seine Kunden am anderen Ende der Schloßstraße bedient: im Foyer von Hotel Noy und in der Eisdiele nebenan. Eingestiegen in den Handel mit Lebkuchen ist er aber eigentlich schon vor über 20 Jahren, zunächst als Helfer seiner Frau Susanne, die ebenfalls auf dieses Geschäftsmodell schwört, dann als sein eigner Herr. Dass er schon so lang für das alteingesessene Nürnberger Unternehmen arbeiten darf, findet er wunderbar. „Es gibt nicht mehr viele Firmen, die auf gute deutsche Tradition setzen – es macht mich stolz, da mitmachen zu dürfen.“

Hinterm Lebkuchenstand verdient Michael Kornowsky mehr als auf dem Gabelstapler

„Der Spaß an der Freude“ ist ein starkes Motiv für ihn, um jedes Jahr für zwei Monate unbezahlt Urlaub zu nehmen vom Gabelstapler fahren. Der gute Lohn ist ein zusätzlicher Anreiz: „Ich verdiene dort einiges mehr als im normalen Job.“ Schon ab Sommer freut sich der Düsseldorfer deshalb auf den nächsten Einsatz. „Los geht es immer mit einer dreitägigen Schulung in Nürnberg für alle Verkäufer.“ Das seien bundesweit rund 130, darunter viele, die sich schon lange kennen und den Kontakt zueinander auch zwischen Januar und September nicht verlieren.

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Bei der Schulung, die diesmal coronabedingt ausfallen musste, lernen die Angestellten viel Neues kennen: Wie funktioniert die technisch aufgerüstete Kasse? Was ist bei den Formularen zu beachten, die Kunden für Online-Bestellungen ausfüllen können? Welche Produkte sind seit der vorherigen Saison dazugekommen?

An guten Tagen gehen bis zu 30 Kartons vom Weihnachtsgebäck weg

Hübsche Lebkuchendosen wie diese hat Michael Kornowsky in seinem Sortiment.
Hübsche Lebkuchendosen wie diese hat Michael Kornowsky in seinem Sortiment. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

2020 ist zum Beispiel die Lebkuchen-Variante Pflaume/Zimt neu. Daneben hat Kornowsky im Forum wieder Klassiker im Programm: Oblaten-Lebkuchen mit Schokolade und Glasur, Elisen-Lebkuchen und Pfeffernüsse stehen neben Christstollen, Glühwein und nostalgischen Keks-Dosen. „An guten Tagen“, so schätzt Kornowsky, „gehen bis zu 30 Kartons Lebkuchen weg.“ Am Stand decken sich auch schon mal Chefs ein, die ihren Mitarbeitern etwas Gutes tun wollen: „Erst gerade hat wieder einer auf einen Schlag 60 Pakete mitgenommen.“

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Nicht alles aber ist eitel Sonnenschein im Coronajahr; das merkt auch Michael Kornowsky. Er spürt den Stress mancher Kunden. „Die Leute sind aggressiver als sonst, wollen schneller bedient werden.“ Zum Glück aber sei die Mehrzahl der Mülheimer von freundlicher Natur.