Mülheim. Just legt die Deutsche Bahn die ersten Elemente der Hilfsbrücke über die A40 in Mülheim ein. Am Montagmorgen soll der Autoverkehr wieder rollen.
Nie unter schwebenden Lasten arbeiten, besagt ein Handwerker-Sprichwort – und so muss das gut 320-Tonnen-Bahnbrückenelement kurz vor dem Widerlager doch wieder zurück auf den LKW gehievt werden. Irgendetwas hat nicht hundertprozentig gepasst, vielleicht ein Lagerpunkt, mutmaßt Bauingenieur Dennis Möller. Und das wird gut 50 Meter weiter auf der A40 in Ruhe geändert, bis es sich schließlich einfügt.
Und dennoch liegen die Bauarbeiten an der neuen Eisenbahn-Brücke über die A40 bei Mülheim-Styrum voll im Zeitplan: „Wir rechnen damit, dass wir am Montagmorgen um 5 Uhr die Autobahn frei geben können“, kann Bahnsprecherin Kirsten Verbeek schon am Donnerstagnachmittag verkünden. Denn aktuell ist die Bahn bereits dabei, jene vier 26-Meter-langen Brückenelemente mit einem gewaltigen Kran in die Widerlager der Hilfsbrücke zu legen.
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Die Widerlager aus Beton konnten rechtzeitig aushärten
Das ist eine gute Nachricht für Autofahrer wie Bahnnutzer gleichermaßen: Denn auch die S-Bahn sowie der Fernverkehr von Duisburg nach Essen sollen knapp 14 Tage später – am 28. Dezember – wieder rollen. Das Wetter spielte für die flinke Fertigstellung eine entscheidende Rolle, schildert Dennis Möller, der für die Instandhaltung der Brücken bei der DB Netz zuständig ist.
Denn die Widerlager aus Beton hatten gerade noch Zeit auszuhärten, bevor die kräftigen Minustemperaturen eingesetzt haben. „Die wären sonst hinderlich gewesen“, bestätigt Möller, denn auf der Riesenbaustelle muss seit dem 4. Dezember alles Hand in Hand gehen, um den engen Zeitplan einhalten zu können. Und das heißt nicht nur ein Rund-um-die-Uhr-Dienst in drei Schichten, sondern „die hohe Kunst besteht darin, die vielen parallel laufenden Stellen optimal zu verzahnen“, sagt er.
Vier Brückenelemente wurden passgenau vorgefertigt
Damit es so schnell geht, sind auch die vier Brückenelemente der Hilfsbrücke vorgefertigt worden. Grundsätzlich hält die DB Netz ein solches Materiallager im Rheinland-Pfälzischen Konz vor. Für die Hilfsbrücke in Styrum aber müssen diese vier Teile passgenau bearbeitet und anschließend nummeriert werden – damit auch jedes Element an der richtigen Stelle sitzt. Viel länger übrigens hätten sie nicht sein können – bei 31 Metern sei Schluss, sagt Möller.
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Die gewaltigen Träger müssen mit dem größten Autokran Deutschlands zentimetergenau zwischen den Widerlagern links und rechts der Brücke und dem Mittelpfeiler verlegt werden. Ist das getan, folgen Hartkunststoffplatten, Träger, Schienen und einige Güterwagons Schotter. Dafür schaufeln Bagger parallel zu den Brückenarbeiten Erde auf, bringen andere Schotter heran oder fahren ihn weg.
Stadtteil Styrum kann bald wieder aufatmen
Hilfsbrücke hält einige Jahre
Während die Autos wieder ab Montag rollen, wird der S-Bahn- und Fernverkehr von Duisburg nach Essen voraussichtlich erst wieder nach Weihnachten, am 28. Dezember, in Gang kommen.
Die nun entstehende Brücke ist übrigens nur eine sogenannte Hilfsbrücke. „Sie hält zwar einige Jahre“, versichert Dennis Möller von der DB Netz. Doch dann wird sie durch eine vollwertige ersetzt, die dann in der Regel 100 Jahre halten kann.
Dabei können die neuen Beton-Widerlager weiterverwendet werden. Wie diese Brücke aussehen wird, ist derzeit noch nicht zu sagen, die Genehmigungen stehen noch aus, so Möller.
Der junge Mülheimer Julian (6) ist von dem Bienennest an schwirrenden Baggern fasziniert. Das Baggerfahren kennt er schon, sogar auf Baustellen durfte er mit den Fahrzeugen mitfahren. Vor allem aber hat es ihm der 750-Tonnen-Kran schwer angetan, „weil er diese mächtigen Träger hin und her bewegt“, erzählt der Sechsjährige.
Wenn weiterhin alles im Takt läuft, wird am Wochenende zuletzt der Asphalt der Autobahn erneuert. Die Beschädigungen stammen noch von dem Abtragen der alten Brücke. Dann kann am Montagmorgen auch die Stadt und vor allem der Stadtteil Styrum wieder aufatmen, die in den nun fast zwei Wochen der Sperrung die stärkere Verkehrsbelastung durch den Umleitungsverkehr gespürt haben.