Mülheim. Mülheims Feldmannstiftung und der Styrumer Geschichtsgesprächskreis haben ihren Kalender für 2021 fertig. Er zeigt Kunst in der Nachbarschaft.

„Man geht fast jeden Tag daran vorbei. Was die Kunstwerke bedeuten, wer sie geschaffen hat – das bleibt den meisten verborgen. Mit unserem neuen Styrum-Kalender wollten wir das ändern und haben dabei sogar Arbeiten wiederentdeckt“, sagt Ulrike Nottebohm von der Feldmannstiftung. Mit dem Geschichtsgesprächskreis hat sie – nach dem großen Erfolg der Erstausgabe – auch für 2021 einen Monatsbegleiter erarbeitet. Unter der Titel „Kunst und Kultur im öffentlichen Raum“ dokumentieren zahlreiche Fotos, welche Kleinodien am Straßenrand, in Parks und an Gebäuden existieren.

Auch interessant

„Wir haben zahlreiche Anregungen bekommen, welche Objekte in den Kalender sollten“, beschreibt Ulrike Nottebohm die Arbeit. Sie ist Tage lang durch die Stadt des Stadtteils gelaufen, hat Perspektiven ausgeguckt – und kam am nächsten Tag wieder, „weil das Wetter dann besser war“. Mit der Arbeit wachsen die Ansprüche. Von den 750 gedruckten Exemplaren sind bereits 610 verkauft.

Esel bewacht kleinen Park in Styrum, „Rostvita“ den Bahnhof

Wer kennt den kleinen Esel, der den Styrumer Marktplatz ziert? Bis zu seiner Zerstörung 1943 stand am Platz das Rathaus und der „Steigerturm“ der Feuerwehr. Heute ist die Fläche ein Park. Herbert Kühn hat die Figur auf dem Sockel geschaffen.

„Zwischen den Zeilen“ ist der Titel der Skulptur von Timm Ulrichs. Sie steht an der Willy-Brandt-Schule neben der Stadtteilbücherei.
„Zwischen den Zeilen“ ist der Titel der Skulptur von Timm Ulrichs. Sie steht an der Willy-Brandt-Schule neben der Stadtteilbücherei. © Styrumer Geschichtsgesprächskreis | Ulrike Nottebohm

Was es mit „Rostvita“ auf sich hat, die von Rolf Binder entwickelte Skulptur aus Cortenstahl neben dem Styrumer Bahnhof, dokumentiert das Februarblatt. Wer die Plastik umrundet, wird ein „M“ entdecken. Der Buchstabe steht für die Stifter „Mannesmannröhren-Werke“ und die Stadt Mülheim. Willi Deus hat die kleinen Figuren des Brunnens im Schlossgarten erarbeitet.

Stolpersteine und Wandrelief im Schwimmbad

Auch viele Styrumer hatten eine jüdische Vergangenheit. An sie erinnern Stolpersteine vor ihren einstigen Wohnhäusern. Ins Bewusstsein gerückt hat Ulrike Nottebohm ein Relief von Friedebert Reil. Er hat eine Wand im Styrumer Schwimmbad gestaltet, die so zum Kunstwerk wuchs. „Es sind die kleinen Perlen, die im Stillen Akzente setzen“, lautet der Kalendertext.

Den hölzernen Willy Brandt, den Schüler der gleichnamigen Gesamtschule mit Roger Löcherbach aus einem Baumstamm schlugen, zeigt das Juniblatt. Das Fischermädchen von Willi Deus steht heute verloren auf der Wiese im Schlosspark. Früher blickte es auf die Seerosen des Teiches.

Was zwischen den Zeilen und den Rohrschlangen steht

Was „zwischen den Zeilen“ stehen kann, wie wichtig Sprache für die Menschheit ist, wollte Timm Ulrichs mit seiner Plastik an der Stadtteilbücherei darstellen. Wieder vom Efeubewuchs befreit sind die bunten Aluminiumtafeln, die Martin Goppelsröder 1992 für die Mülheimer Gartenschau anfertigte. „Es hat lange gedauert, bis ich die Tafeln entdeckt habe und mit Hilfe von Barbara Walter vom Museum freilegen konnte“, sagt Nottebohm.

An der Schützenstraße steht die Rohrplastik von Lisa Merkel. Die Rohrschlangen entstanden zur Eröffnung der ersten Rohrkontistraße zum Walzen nahtloser Stahlrohre 1966. Alice Könitz hat ein Türgesicht von der Moritzstraße in einem ihrer Werke umgesetzt. Der Landschaftsrahmen am Styrumer Schloss steht ebenfalls seit der Landesgartenschau.

Gesprächskreis sucht Nachwuchs für weitere Aktivitäten

Zur Erinnerung an die Inbetriebnahme der Rohrkontistraße zum Walzen nahtloser Stahlrohre bei Mannesmann wurde diese Plastik 1966 errichtet. 
Zur Erinnerung an die Inbetriebnahme der Rohrkontistraße zum Walzen nahtloser Stahlrohre bei Mannesmann wurde diese Plastik 1966 errichtet.  © Styrumer Geschichtsgesprächskreis | Ulrike Nottebohm

Wer weitere Anregungen für Aktivitäten im Stadtteil hat, kann sich im Styrumer Geschichtsgesprächskreis engagieren. „Auch dort fehlt der Nachwuchs, der de Historie von Häusern, Firmen, Institutionen, Straßen und Vereinen mit aufarbeitet und so weiteren Generationen zugänglich macht“, sagt Max Schürmann von der Feldmannstiftung. Verstärkung bringe stets neue Impulse.

Im nächsten Jahr, wenn die Begegnungsverbote wegen der Coronakrise wieder gelockert werden sollten, planen die Organisatoren der Begegnungsstätte an der Augustastraße zwei Führungen in Styrum zur den Kunstwerken im öffentlichen Raum. Erlebnistouren mit der „Flotte-Lebenslust“ der Pia-Stadtdienste stehen ebenso an. „Das sind Rikschafahrten extra für Senioren“, beschreibt Schürmann.

Mehr unter: Tel. 0208/40 80 23 oder unter feldmann-stiftung.de