Mülheim. Die Schließung der Gastronomie trifft die Läden an der Mülheimer Hochschule hart. Wegen fehlender Studenten brechen schon lange Umsätze weg.
Das Wintersemester an der Hochschule Ruhr West (HRW) startet am 2. November. Unwahrscheinlich ist, dass dann viele Studenten auf dem Campus auftauchen, haben sich doch die Corona-Regeln für den November deutlich verschärft. Die meisten Veranstaltungen werden wohl wieder online laufen. Das ist eine schlechte Nachricht für die Gastronomiebetriebe an der Duisburger Straße, gegenüber dem Campus. Denn sie leiden schon lange unter der fehlenden Präsenz der Studenten – und müssen nun für einen Monat ganz schließen.
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Mülheimer Café in Januar 2020 eröffnet, ab März wieder zu
Ein „Meckerer und Jammerer“ will Tacettin Kocao nicht sein, dabei hätte der Inhaber von „The Coffee House“ allen Grund dazu. Im Januar 2020 haben er und seine Freundin das Café direkt gegenüber der Hochschule eröffnet, im März konnten sie wegen der Pandemie schon wieder für einige Wochen zumachen. „Dabei war alles gut angelaufen, viele Studenten sind reingekommen, haben Baguettes oder Brötchen gekauft oder Kaffee getrunken“, erzählt der Barrista, gelernter Bürokaufmann. Nach dem Lockdown sei es erst zögerlich wieder losgegangen. Seine Anfrage bei Ordnungsamt nach der Genehmigung für eine Terrasse sei leider irgendwo versandet.
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Mit Einbußen von bis zu 70 Prozent habe er zu kämpfen. „Wenn ich meine Stammgäste nicht hätte, dann könnte ich dicht machen. Studenten kommen nur vereinzelt, ebenso Professoren oder Dozenten. Die sind oft nur ein Mal in der Woche an der Hochschule und sonst im Homeoffice“, weiß Kocao. Er arbeite derzeit kostendeckend, Gewinne mache er nicht.
Die 9000 Euro Corona-Soforthilfe („eine sehr gute Sache“) sind aufgebraucht, die Unterstützung durch das Arbeitsamt ist ausgelaufen. „Die 400 bis 600 Euro täglich durch die Studenten fehlen einfach“, sagt er. Durchhalten will er auf alle Fälle noch, überlegt gerade, wie.
Überleben durch Außer-Haus-Verkauf
Auch im „Uni Pizzeria & Kebaphaus“ bekommt man das Fehlen der Studenten empfindlich zu spüren. Dabei hatte man bei der Eröffnung vor rund einem Jahr hauptsächlich auf die jungen Leute gezählt. „Das klappte auch, dann kam das Virus“, sagt Inhaber Alan Rahim. Mit 30 bis 40 Prozent Einnahmeeinbußen habe man es seitdem zu tun. „Eine Katastrophenzeit!“. Am Leben halte man sich vorwiegend durch Außer-Haus-Verkauf und Anlieferungen sowie einige wenige Stammgäste. Nicht immer könne man die Ausgaben decken.
Der Vermieter zeige Verständnis, habe Stundung der Miete angeboten. „Aber wir wissen ja nicht, wo das mit Corona alles endet, wir brauchen noch mal staatliche Hilfe“, erklärt Rahim. Das wünscht sich auch Kaffeehaus-Betreiber Tacettin Kocao. „Das Beste wäre, wenn das Geld direkt an den Vermieter oder die Krankenversicherung gehen würde“, meint er. Seine Miete bezahlt er nach wie vor, einige Lieferanten hat er um Nachlässe gebeten. „Da gibt es schon mal ein Kilo Brot oder Kaffee umsonst.“
Einnahmeeinbußen von über 50 Prozent
In Moe’s Kiosk sind die Einnahmen um rund 50 bis 60 Prozent zurückgegangen. „Die Studenten kaufen hier alles, vom Kaffee über Brötchen oder Snacks bis zu Zigaretten und Schreibwaren“, berichtet Inhaber Michael Mangelmans. Momentan aber eben nicht. „Aber ich bin Einzelkämpfer, muss keine Mitarbeiter bezahlen, habe wenig Kosten. Die Miete kriege ich noch zusammen, und ich hab’ eine sehr gute Vermieterin, mit der ich reden kann“, so der Kiosk-Betreiber. Es gebe auch Tage, da sei er schlecht drauf, aber – was soll’s – miese Laune bringe ja nichts. Mangelmans glaubt allerdings: „Das wird sich alles noch lange hinziehen.“
Weitere Betriebe
Auf der Duisburger Straße in Höhe der Hochschule gibt es neben den im Text genannten Gastronomiebetrieben auch noch den „Campus Döner“ und den „American Pizza Point“.
Die Mensa der Hochschule Ruhr West ist wegen der Corona-Pandemie derzeit geschlossen.
In der „Pizzeria La Pasta“ und im „Café Einhorn“ kehren selten Studenten ein, sie fehlten in den vergangenen Monaten also auch nicht. Die Eisdiele „Sorriso“ ist bereits geschlossen – Winterpause. Sie wird sich erst im Frühjahr wieder mit dem Thema „Gastronomie in Corona-Zeiten“ befassen müssen. Alle Gastronomen an der Duisburger Straße hoffen, dass es dann wieder besser läuft. Die gerade laufenden Einführungswochen an der HRW hat man in „The Coffee House“ schon gemerkt. „Es waren wieder ein paar mehr Studenten da, das war super.“ Nun geht es aber erstmal in den Mini-Lockdown.