Peter-T. Schulz plant ein Museum mit selbstgebautem Spielzeug von Kindern aus aller Welt. Verrückt oder modernes Märchen? 2014 wissen wir mehr.
Hoch geht's im Atelier am Klostermarkt in Saarn. Erst die Holztreppe, dann weiter über Metallstufen auf die Empore unterm Dach. Dort liegen sie, die ersten Stücke für sein Museum. Fußbälle aus Plastikmüll und Bindfäden geformt, eine Gitarre geschnitzt aus dem vom Meer angespülten Holz, Autos aus Blechdosen und Plastikflaschen konstruiert, Flip-Flops aus Pappe zurechtgeschnitten, Puppen aus Stroh und Stoffresten geformt, ein Gewehr als Ästen zusammengesetzt.
Der Künstler, Autor und Fotograf Peter-T. Schulz will ein Museum schaffen mit Spielzeug, das Kinder in aller Welt gebastelt haben. 2014, so plant er, soll es fertig sein. Wo? Noch offen. In jedem Fall: einmalig. Der Name: Vielleicht Pit's Museum.
Naive Kunst
Eine verrückte Idee oder ein modernes Märchen? fragt er selbst. Auf jeden Fall ist es für ihn naive Kunst, die in den Köpfen der Kinder entsteht, die sie aus dem Material gestalten, das sie auf den Straßen finden. Es sind Originale, die er sammelt, vor Ort den Kindern abkauft „zu dem Preis, den sie verlangen”. Die Spielsachen weisen für Peter-T. Schulz eine hohe Kreativität aus bis hin zu einem technischen Verständnis.
Er spricht von Genialität und fragt: „Was ist künstlerisch wertvoller – ein millionenschweres Werk aus einer Düsseldorfer Kunstausstellung oder ein Werk der Straßenkinder? Ich finde das eine spannende Frage.”
Jeder ist ein Künstler
Aus Madagaskar, aus Kenia und Kuba stammen die ersten Stücke. Weitere Länder werden folgen. Freunde hat der Mülheimer Künstler bereits animiert, mit am Aufbau des Museums zu arbeiten. Warum das Ganze? „Jeder ist ein Künstler”, sagt Schulz, der Vater vom Ollen Hansen. Den Kinder gelinge es, aus wenig viel zu schaffen, und damit erfüllten sie ein Gesetz der Kunst. Für fatal hält er die Ehe von Kunst und Kapital, wonach der Preis den Wert von Kunst beziffert und darüber wieder gesellschaftliche Anerkennung findet.
Schulz sieht diese Kunst der Kinder jedoch bedroht. Auch deshalb strebt er ein Museum an. Schon bald werde auch der letzte Winkel der Erde mit produziertem Spielzeug überschwemmt sein – und ob dann die Kinder noch selbst gestalten werden?
Störche aus Madagaskar
Die Störche aus aller Welt sollen ebenfalls in seinem Museum für naive Kunst eines Tages zu sehen sein. In einem Waisenheim auf Madagaskar haben taubstumme Kinder Störche gebaut. Sie sind Markenzeichen von Mülheim. 1980 hatte Schulz seinen ersten Storch gezeichnet, irgendwann ihn Georch genannt. Der Storch sucht nun weltweit eine Frau: Georgine. Weltweit will Schulz Kinder auffordern, eine Georgine aus dem zu bauen, was es in ihrer Heimat gibt, und dazu sollen sie auch eine Geschichte über die Suche nach Georgine schreiben. Eine Liebesgeschichte aus aller Welt schwebt Schulz vor, am Ende ein Storchenspiel, mehrsprachig.
Internationale Unternehmen will er als Partner dabei gewinnen. Sein Museum könne eine Schaltstelle zwischen den Chefetagen und der Kunst der Straßenkinder werden. Verrückt oder ein modernes Märchen?